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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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ausgeschlossen. Aus der Luft muß dieser Weg hier aussehen wie eine Messerschneide, dachte ich. Auf beiden Seiten konnte man mehrere hundert Meter tief in den Abgrund schauen. Ich kämpfte gegen ein Schwindelgefühl an und zwang mich, auf Mama Chia zu achten, die drei Meter vor mir auf dem schmalen Bergpfad dahinbalancierte wie eine Gemse. Der messerschmale Grat war voller Geröll. Man konnte nie wissen, ob man dort, wo man als nächstes hintrat, festen Halt finden würde, und schon ein einziger ungeschickter Tritt konnte verhängnisvoll sein. So wanderten wir im Gänsemarsch weiter in Richtung Osten. Der Weg führte sanft weiter bergab. Schließlich wurde er breiter. Endlich ermunterte mich Mama Chia mit einer Handbewegung, mich hinzusetzen und auszuruhen.
    Ich atmete tief durch und entspannte mich. Mama Chia war die Ruhe selbst. Sie holte ein belegtes Brot aus ihrem Rucksack, den ich
dankbar von meinen Schultern genommen hatte, und reichte es mir. »Kaukau«, sagte sie und zeigte auf das Brot. »Essen.«
    »Ja, das sehe ich«, erwiderte ich trocken und biß in die dicken Brotscheiben. »Mhmmm – das schmeckt ja köstlich«, lobte ich mit vollem Mund.
    Während wir aßen, gestand ich Mama Chia, wie sehr mich ihre Furchtlosigkeit beeindruckte, mit der sie auf einem Grat wandern konnte, bei dem selbst mir, einem ehemaligen Leistungsturner, flau im Magen wurde.
    »Du hältst mich also für mutig?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Vielleicht bin ich das auch. Aber das liegt nur daran, daß ich bewundernswerte Lehrer hatte. Von einem dieser Lehrer will ich dir erzählen: Vor vielen Jahren, als ich in der Klinik der Stanford University arbeitete, lernte ich ein kleines Mädchen namens Liza kennen, das an einer seltenen, schweren Krankheit litt. Ihre einzige Chance lag in einer Blutübertragung von ihrem fünfjährigen Bruder, der dieselbe Krankheit wie durch ein Wunder überlebt und die Antikörper gebildet hatte, die man brauchte, um die Krankheit zu besiegen. Der Arzt erklärte dem kleinen Jungen die Situation und fragte ihn, ob er bereit sei, seiner Schwester Blut zu spenden. Der Junge zögerte mir ein paar Sekunden; dann tat er einen tiefen Atemzug und sagte: ›Ja, wenn ich Liza damit das Leben retten kann, tue ich es.‹
    Während der Bluttransfusion lag der kleine Junge im Bett neben seiner Schwester. Wie wir alle lächelte er, als allmählich wieder Farbe in ihre Wangen kam. Aber dann wurde er blaß, und sein Lächeln erstarb. Er blickte zum Arzt hoch und fragte mit zitternder Stimme: ›Werde ich jetzt gleich anfangen zu sterben?‹«
    Mama Chia sah zu mir herüber. »Der Junge war noch sehr klein und hatte den Arzt mißverstanden. Er dachte, er müsse seiner Schwester sein ganzes Blut spenden.
    Ja, ich habe gelernt, mutig zu sein«, sagte sie noch einmal, »weil ich bewundernswerte Lehrer hatte.«
    Dann saßen wir schweigend nebeneinander und aßen. Nach dem Essen legte ich mich hin, um ein bißchen zu schlafen. Kaum war ich
in einen angenehmen Zustand der Ruhe und Entspannung hinübergedämmert, riß mich Mama Chias Stimme schon wieder aus dem Halbschlaf. »Wir müssen weiter. Vor Einbruch der Nacht müssen wir dasein!«
    »Warum? Wollen wir jemanden besuchen?«
    Sie zögerte kurz, dann antwortete sie: »In gewisser Weise ja.«
    Über uns ballten sich dunkle Wolken zusammen. Sie verdunkelten die Sonne, die jetzt hinter den Bäumen versank und sich allmählich auf den Horizont zubewegte. Wir ließen den Bergrücken hinter uns und gingen in den Wald hinein.
    »Beeil dich!« drängte Mama Chia und beschleunigte ihren Schritt. »Es ist schon spät.«
    Eine Stunde verging. Wir kämpften uns durch ein Gewirr von Zweigen und über holperige Wege. Wir waren nun fast den ganzen Tag gewandert, und ich war zum Umfallen müde. Während wir immer weiter bergab liefen, rief ich Mama Chia zu: »Wir haben heute sicher schon acht oder neun Kilometer hinter uns gebracht. Können wir uns nicht ein bißchen ausruhen?«
    »Eher dreizehn Kilometer«, korrigierte sie mich. »Aber wir können uns trotzdem noch nicht ausruhen.«
    Es begann zu nieseln; aber die Baumwipfel boten uns Schutz, so daß wir nicht naß wurden.
    »Für jemanden, der so … na ja, so mollig ist wie du, bewegst du dich unglaublich schnell«, sagte ich. Ich mußte fast rennen, um mit ihr Schritt zu halten.
    »Es gibt eine mächtige Energiequelle, zu der ich Zugang habe und die ich nutzen kann, wenn ich sie brauche«, erklärte Mama Chia.
    »Und wie machst du das?

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