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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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zu sprechen, und ihre Worte waren wie ein mächtiger Magnet, der mich in eine ganz neue Sicht der Realität hineinzog. »Der menschliche Körper ist wie ein Turm aus sieben Stockwerken«, erklärte sie. »Menschen, die in die inneren Welten reisen konnten, wußten das schon vor vielen Jahrhunderten und haben eine Landkarte der feinstofflichen Körper und Energiezentren angelegt. Die indischen Mystiker bezeichnen diese sieben Ebenen als chakras. Ich will es dir einmal aufzeichnen.« Sie blieb stehen und holte aus ihrem Rucksack Bleistift und Notizblock hervor. Dann kauerte sie sich nieder und zeichnete ein Schaubild auf den Notizblock (siehe Seite 128).

    Der Turm aus sieben Stockwerken

    Als Mama Chia fertig war, tippte sie mit dem Bleistift auf das Schaubild. »Das ist im Grunde alles, was du im Augenblick wissen mußt«, sagte sie. »Der Turm des Lebens liegt in deinem Inneren. Jedes Stockwerk hat bestimmte Eigenschaften und stellt einen bestimmten Bewußtseinszustand dar. Je höher du kommst, um so mehr erweitert sich dein Bewußtsein.
    Die drei untersten Stockwerke – Überleben, Kreativität und Macht – sind die Domäne des Basis-Selbst. Das Basis-Selbst interessiert sich nicht für die höheren Ebenen und hat auch nichts mit ihnen zu tun. Indem du die drei untersten Stockwerke in Ordnung bringst und dich mit den dortigen Aufgaben auseinandersetzt, stärkst du das Basis-Selbst.
    Auf der vierten Ebene, im Bereich des Herzens, tritt der Mensch zum erstenmal mit dem Höheren Selbst in Verbindung.«
    »Und was ist mit den drei obersten Stockwerken?« fragte ich.
    »Die brauchen dich jetzt noch nicht zu interessieren.«
    »Doch!« rief ich aufgeregt. »Diese Landkarte – oder was immer es auch ist –, nach der habe ich die ganze Zeit gesucht! Jetzt weiß ich es! Ich habe es satt, mich ständig mit den unteren Stockwerken herumzuschlagen. Dort «, ich zeigte auf das siebte Stockwerk, »dort will ich hin.«
    Mama Chia blickte von ihrer Zeichnung auf und wies auf einen Kukui-Baum, der in der Nähe stand. Seine glatte Rinde schimmerte im Mondlicht. »Wie dieser Baum«, erklärte sie, »oder wie ein Turm ist der Mensch dazu da, Himmel und Erde miteinander zu verbinden, alle drei Selbste zu umfassen. Wenn die Wurzeln eines Baumes
nicht tief in den Boden hineinreichen, kann er nicht blühen. Wenn der Turm kein solides Fundament hat, stürzt er in sich zusammen. Räume erst mal deinen Keller auf, Dan, ehe du dich auf der Dachterrasse sonnst!«
    Ich schwieg ein paar Sekunden und dachte über ihre Worte nach. Eigentlich hatte ich ja immer geglaubt, in einem der oberen Stockwerke zu wohnen. Aber jetzt war ich mir nicht mehr so sicher.
    »Was bedeuten diese Worte hier in der Mitte?« fragte ich und zeigte auf das Schaubild. »Der große Sprung?«
    »Damit ist der schwierigste und wunderbarste Sprung im Leben eines Menschen gemeint«, antwortete Mama Chia, »hinaus aus den persönlichen Belangen der drei unteren Stockwerke und ins Reich des Herzens hinein. Wenn du erst einmal das vierte Stockwerk erreicht hast, geht der Rest so rasch und mühelos wie mit dem Fahrstuhl.
    Und, Dan«, fuhr sie fort, und ihre Stimme wurde lebhafter, »in allen deinen äußeren Zielen und Abenteuern spiegelt sich deine innere Suche wider. Jeder Mensch wird letzten Endes diese sieben Stufen zur Seele hinaufsteigen.«
    Sie wollte noch etwas sagen; doch dann hielt sie inne und stellte sich hinter mich. »Setz dich einmal hin – ja, mach es dir ruhig bequem.« Sie begann meine Schultern zu kneten.
    »Eine Rückenmassage – jetzt? Hier?« fragte ich überrascht. Dann drückte Mama Chia ihre Finger auf einen bestimmten Punkt in meinem Nacken, und meine Beine begannen zu zucken. Ich sah Blitze vor meinen Augen.
    »Entspanne dich, so gut du kannst«, sagte sie eindringlich und drückte ihre Fingerknöchel in meine Schläfen – immer fester. »In den hintersten Winkeln des menschlichen Geistes sind Archetypen verborgen …«, hörte ich sie noch sagen. Dann verhallte ihre Stimme allmählich. Mir fielen die Augen zu, und ich hörte in der Ferne einen brausenden Wind.
     
    Ich schlug die Augen auf und blinzelte. Staubwolken fegten über eine graue Hochebene, die kahl war wie ein Mondkrater und sich
kilometerweit in alle Himmelsrichtungen erstreckte. Über diese riesige, kahle Fläche stöhnte und heulte der Wind. Dann zog ein Gebäude in der Ferne meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war noch so weit entfernt, daß ich es nicht genau erkennen konnte.

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