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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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War es ein Turm? Ja, ein weißer Turm. Und ich wußte, daß ich dorthin gehen mußte. Ich spürte, wie ich mich auf den Turm zubewegte – mühelos, allein durch meine Willenskraft. Der Turm wurde immer größer, bis er schließlich direkt vor mir in die Höhe ragte.
    Ein wunderbares Gefühl ehrfürchtigen Staunens überwältigte mich. Ich stand vor einem Fenster am Fuß des Turms auf der Höhe des ersten Stockwerks. Ich spürte, daß dieses Stockwerk und die darüberliegenden mit den Trümmern unzähliger Existenzen angefüllt waren: unverarbeiteten Problemen, Symbolen, Ängsten und verborgenen Sehnsüchten.
    Als mein Bewußtsein durch das Dämmerlicht gedrungen war, das im ersten Stockwerk herrschte, sah ich eine trostlose, leere Welt vor mir, eine von staubigen Winden gepeitschte Ebene, wo überall Feinde und Gegner lauerten. Bald entdeckte ich, daß man die Welt in jedem Stockwerk aus einer anderen Perspektive sah: Durch das Fenster des zweiten Stockwerks sah ich eine wunderschöne Landschaft mit Bäumen, Wiesen und Bächen, wo Paare sich allen Vergnügungen hingaben, die man sich nur vorstellen kann. Mich ergriff dabei ein heftiges Verlangen.
    Das dritte Fenster zeigte mir eine Welt voller Ordnung, architektonischer Harmonie und Schönheit. In kreativem Crescendo erhoben sich wohlgeordnete Konstruktionen vor meinen Augen, und die Menschen hatten eine stolze, aufrechte Haltung. In diesem Stockwerk entdeckte ich den grauen Roboter, das Bewußte Selbst, das durch das Fenster der Vernunft schaute. Und irgendwie wußte ich, daß das Bewußte Selbst hier auch sein winzig kleines Büro hatte – denn höher war ich bis jetzt ja noch nicht gekommen.
    Dann schwang mein Bewußtsein sich zum vierten Fenster empor. Durch dieses Fenster sah ich alle Menschen der Welt. Ich sah Menschen aller Hautfarben, Kulturen und Glaubensrichtungen, die sich umarmt hielten, Liebe füreinander empfanden, sich gegenseitig halfen
und gemeinsam vielstimmige Lieder sangen. Zuneigung und Wärme überfluteten mich. Ich hörte Engelsstimmen.
    Dann bewegte sich mein Bewußtsein mit großer Geschwindigkeit durch die oberen drei Stockwerke. Eine Welle der Glückseligkeit stieg in mir auf. Ich fühlte, sah, hörte, schmeckte und roch Dinge, die weit über das Wahrnehmungsvermögen meiner alltäglichen Sinnesorgane hinausgingen. Über die Schleier hinaus, die mich normalerweise umgaben, stimmte ich mich auf feinstoffliche Energien, auf andere Dimensionen und Realitäten ein, und dann – ah, das Licht!
    Doch im nächsten Augenblick fiel mein Bewußtsein mit einem Ruck wieder nach unten wie ein Fahrstuhl, dessen Tragseil gerissen ist. Ich war von Alarmsignalen aus den unteren drei Stockwerken abgelenkt worden. Da wußte ich, daß mein Bewußtes Selbst immer wieder auf die Ebenen der Angst, der sexuellen Energie und der persönlichen Macht hinuntergezogen werden würde, solange es nicht die Aufgaben dieser Stockwerke bewältigt hatte.
    Dann erinnerte ich mich daran, daß ich schon in meiner Kindheit manchmal in friedlichen, stillen Augenblicken auf diese höheren Ebenen emporgehoben worden war. Ich verspürte eine intensive Sehnsucht nach diesen Ebenen und wollte dorthin zurückkehren, denn ein Teil von mir hatte stets gewußt, daß dort oben über dem Turm, am Ort des Lichts, meine Heimat lag.
    Das war die Aufgabe meiner Seele, meine heilige Reise : Als Bewußtes Selbst, das seinen Weg im ersten Stockwerk begann, mußte ich mich emporarbeiten, auf jedem nächsthöheren Stockwerk die Lichter finden und sie anzünden und die Aufgaben des jeweiligen Stockwerks lösen. Aber um das tun zu können, mußte ich erst einmal bereit sein, das zu sehen und zu akzeptieren, was ist , statt mich an Träume und Illusionen zu klammern.
    Ich kehrte zu meinem Ausgangspunkt auf der staubigen Ebene zurück und sah den Turm wieder von unten. Er ragte bis in den Himmel hinein – in einen wirbelnden Nebel aus Violett, Rosa und Gold; und über dem Turm erstrahlte ein so helles Licht, daß meine Augen schmerzten, wenn ich es länger ansah.

     
    Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, daß ich an einem Baum lehnte. Meine Augen waren weit geöffnet, aber ich sah immer noch den Turm. Dann löste er sich allmählich in nichts auf, und ich kehrte wieder in mein normales Bewußtsein zurück und sah nur noch die Blätter des Kukui-Baums vor mir, die sich im warmen Wind bewegten.
    Regungslos saß ich da. Obwohl ich durch meine Erlebnisse mit Socrates bereits an einiges

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