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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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ein kleiner Tisch mit Munition. Um mich herum lagen verschiedene Karabiner und halbautomatische Feuerwaffen, außerdem trug ich ein Pistolenhalfter mit einem entsicherten Colt und neunzehn Patronen, und in den Armen hielt ich ein Schnellfeuergewehr. Ich ließ die Tür nicht aus den Augen. Sie sollten nur kommen. Ich würde mir nichts wegnehmen lassen. Vorher würde ich sie töten. Alle!
    Da flog ein Benzinkanister durchs Fenster und explodierte. Plötzlich stand das Zimmer in Flammen. Im Nu war ich von aufloderndem Feuer umgeben. Die Hitze nahm mir den Atem und versengte
meine Haut. In diesem Augenblick erinnerte ich mich an ein früheres Leben als junges Mädchen, das sich vor den Hunnen versteckt hatte und lieber in einem brennenden Zimmer umkam, als sich vergewaltigen und versklaven zu lassen.
    Die Flammen züngelten empor, und ich sah die Entstehung der Erde vor mir: explodierende Vulkane, glühende Lava, die die Erde versengte.
    Und in der Hitze, dieser glühenden Hitze, erlebte ich alle Alpträume meiner Kindheit noch einmal, alle Ängste, die mich je heimgesucht hatten.
    Dann schlug ich die Augen auf. Ich lag auf dem Rücken in meinem Grab, auf einem schweißdurchnäßten Laken. Aber ich war nicht mit Erde bedeckt. Als mir klar wurde, wo ich mich befand und daß ich die ganze Zeit verängstigt den Atem angehalten hatte, atmete ich tief und erleichtert aus und begann mich zu beruhigen. Ich war erschöpft und verwirrt, aber froh, noch am Leben zu sein. Es war alles nur ein Traum gewesen. Es war vorbei. Jetzt würde ich aus dem Grab klettern. Aber meine Beine versagten mir den Dienst; und auch die Arme konnte ich nicht bewegen.
    Dann hörte ich über mir ein Geräusch. »Mama Chia?« rief ich mit schwacher Stimme. »Bist du’s?« Es kam keine Antwort – ich hörte nur ein leises Tappen. Irgend jemand oder irgend etwas näherte sich von oben.
    Ich vernahm ein leises Knurren, dann sah ich das Gesicht eines Tigers über mir. In den Regenwäldern von Hawaii gibt es keine Tiger, und doch war da ein Tiger und blickte auf mich herab. Ich starrte zurück, ich konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Ich hatte schon Tiger im Zoo gesehen und sie so schön gefunden – wie große Miezekatzen. Aber dieser hier stand so nah vor mir, daß ich seinen Raubtieratem riechen konnte. Oh, bitte, laß das nur ein Traum sein, betete ich im stillen.
    Hilflos, wie ich war, stellte ich mich tot. Aber das half mir nichts. Der Tiger steckte den Kopf ins Grab, stieß mich mit der Nase an, biß probeweise zu und brachte mir vier klaffende Wunden bei. Ich schnappte nach Luft und stieß einen kurzen, erstickten Schrei aus.

    Da hieb der Tiger seine Zähne in meinen Arm, zerrte meine schlaffe Gestalt aus dem Grab und begann mich zu zerreißen. Schmerzen hatte ich auch früher schon empfunden – rasende Schmerzen –, aber jetzt begriff ich, was Todesangst ist.
    Ich versuchte ohnmächtig zu werden, meinen Körper zu verlassen, einfach alles nur noch aus einer Distanz wahrzunehmen. Aber ich blieb bei vollem Bewußtsein. Hellwach erlebte ich mit, wie das Raubtier meine Brust und meinen Unterleib aufriß und meine Organe mit seinen Zähnen zu zermalmen begann.
    Der Schock jagte Adrenalin durch meine Adern. Schreiend stürzte ich in einen Hexenkessel der Angst, während die riesige Katze meine Brust zerriß. Dann umklammerte sie mit den Kiefern meinen Kopf, schüttelte mich hin und her, biß einen Teil von meinem Gesicht weg und begann mir den Kopf abzureißen. Angst ist der grauenvollste Schmerz, den es gibt. Ein paar Sekunden lang füllte diese Angst mein ganzes Universum aus; dann gab es eine Explosion. Von einer Sekunde auf die andere waren Angst, Schmerz, Tiger und Universum verschwunden. Nur eines blieb: der tiefste Frieden, den ich je erlebt hatte.

13
IM REICH DER SINNE
    Gott hat uns ein Gedächtnis gegeben, damit wir auch im
Dezember die Rosen blühen sehen können.
     
    JAMES BARRIE
     
     
    Ich lag zusammengerollt auf der Seite neben meinem Grab, den Kopf in Mama Chias Schoß gebettet. Das Laken triefte vor Schweiß und lag zusammengeknüllt neben mir. Ich richtete mich auf, unfähig, ein Wort zu sagen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ins Leere, umschlang meine Knie mit den Armen und wiegte mich langsam vor und zurück. Ich zitterte. Mama Chia legte beschützend den Arm um mich und streichelte mir über das verfilzte Haar. »Ja, ist ja schon gut«, murmelte sie beruhigend. »Jetzt ist ja alles vorbei. Wirklich

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