Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
ein, so daß natürliches Licht herrschte. Der Eingang zu der Höhle war hinter einem Dickicht von kleinen Büschen und Bäumen verborgen, so daß ihn von außen niemand finden konnte. Man war hier völlig ungestört.
In der Mitte der Höhle, etwa einen Meter über dem Boden, entdeckte ich eine Schlafstätte, die von einem dicken Polster aus weichen Blättern bedeckt war. Ich hörte das beruhigende Plätschern eines kleinen Wasserfalls, der sich in einen Miniaturteich ergoß, und roch den süßen Duft wilder Blumen.
Als eine sanfte Brise über meinen Körper strich, hielt ich vor Überraschung und Erregung den Atem an; ein sinnlicher Wind, ein schöner Geist streichelte mich mit unsichtbaren Händen. Ich fühlte mich eins mit der Erde und mit meinen physischen Sinnen, die jetzt alles viel intensiver wahrnahmen. Ich war glücklich, diesen Körper zu haben, ihn zu spüren, ganz und gar dieser Körper zu sein.
Ich brauchte jetzt zu meinem Glück nur noch einen Laib Brot, einen Krug Wein und – aber auf das Brot und den Wein hätte ich auch verzichten können, wenn …
Was war das? Hörte ich da etwa Stimmen? Frauen stimmen?
Ich spähte durch das Dickicht vor dem Höhleneingang und sah ein Bild vor mir, das der Phantasie eines Malers hätte entsprungen sein können. In einer Gemäldegalerie hätte dieses Bild »Reigen der Jungfrauen im Frühling« geheißen. Drei junge Frauen, alle mit üppigen Formen gesegnet, versuchten sich lachend unter Apfelbäumen zu fangen. Auf ihren rosigen Wangen spiegelte sich der rötliche Schimmer der Früchte wider, die über ihnen hingen. Sie trugen dunkle, weichfließende Röcke und tief ausgeschnittene Rüschenblusen, die ihre weiblichen Formen deutlich zur Geltung brachten. Verstohlen beobachtete ich sie und fühlte mich dabei wie ein liebestoller Teenager.
Zwei der Frauen verabschiedeten sich nun winkend, und die dritte – ein Engel mit flachsblondem Haar und grünen Augen, die in der Sonne blitzten – blieb stehen, blickte sich um und lief dann genau auf mein Versteck zu. »Mist«, fluchte ich vor mich hin. Halb fürchtete ich, sie könnte mich hier finden – halb hatte ich Angst, sie würde es nicht tun.
Sie schlüpfte in die Höhle und sah mich da stehen wie einen Liebesirren. Ihre Augen blickten in die meinen und weiteten sich. Sie schien schreien zu wollen.
»Ich … Ich …«, setzte ich zum Sprechen an, aber ihr Freudenschrei schnitt mir das Wort ab.
»Dan!« stieß sie hervor. Atemlos warf sie sich in meine Arme.
Ich konnte nichts mehr denken, nur noch drei Worte: Danke, lieber Gott.
Ich war überwältigt vor Leidenschaft. Wir lachten, weinten und verloren uns ineinander. Ich weiß nicht mehr, was mit unseren Kleidungsstücken passierte; alles, was unserer Vereinigung im Wege stand, warfen wir beiseite. Ich weiß nicht, wieviel Zeit verging. Wir lagen da, hielten einander in den Armen, vollkommen erschöpft, und schliefen eng umschlungen ein. Aber wir schliefen nicht lange.
Als ich erwachte, stand sie über mir, in ein Gewand aus Blumen gehüllt. Ihr engelhaftes, von seidigem Haar umrahmtes Gesicht leuchtete in dem sanften Licht der Höhle. Sie ließ das Gewand von den Schultern gleiten; ihre schimmernde Haut wirkte so weich wie die eines Babys.
Einen Moment lang stiegen Fragen in mir auf: Wer ist diese Frau überhaupt? Ist es richtig, was ich da mit ihr tue?
Sie kniete nieder und küßte mich auf die Stirn, die Wangen, die Brust und den Mund. Wieder jagte sexuelle Energie durch meine Adern und brachte mich zum Siedepunkt. Bilder zogen an meinem inneren Auge vorbei – erdhafte, sinnliche Fruchtbarkeitsriten –, und fast war mir, als hörte ich in meinem Inneren den pulsierenden Rhythmus von Urwaldtrommeln. Sie bedeckte meinen ganzen Körper mit Küssen, bis er im Rhythmus der Trommeln vibrierte und meine Fragen von mir abfielen wie trockene Blätter an einem windigen Herbsttag.
Ich zog sie an mich. Wir umarmten uns, und ich erwiderte ihre Liebkosungen. Bald gab es keine Trennung mehr zwischen ihr und mir – nur noch uns beide und das Gefühl, das uns verband.
Es war ein Gefühl, das ich auch früher schon manchmal erlebt hatte – in Augenblicken völlig hemmungslosen Liebesspiels, wenn mein Geist frei und mein Herz offen war. Aber jetzt war es viel intensiver – nicht nur, weil meine Partnerin eine sehr begehrenswerte Frau war, sondern weil ich so … so offen war. Nachdem ich gerade dem
grausamsten Tod ins Auge gesehen hatte, war ich
Weitere Kostenlose Bücher