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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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keine Sorgen zu machen.« Aber ich machte mir Sorgen! Leprakranke! Die hatte ich bisher nur in Bibelverfilmungen gesehen, wenn Jesus seine Wunderheilungen vollbrachte. Er hatte keine Angst, sich irgendwo anzustecken; aber schließlich war er ja auch Jesus . Ich war nur ich, und ich hatte Angst.
    »Diese Leute werden von konventionellen Ärzten behandelt«, erklärte Mama Chia leise, als wir ins Dorf hineingingen. »Die Leprakranken sind zwar zum größten Teil reinblütige Hawaiianer; aber viele sind Christen und glauben nicht an die Huna -Medizin. Es gibt allerdings auch ein paar Leute, die ich berate – Leute, die ungewöhnliche Träume oder Erlebnisse gehabt haben. Sachen, von denen ihre Ärzte nichts verstehen.«
    Ich sah ein paar Menschen mit deutlich erkennbaren Verunstaltungen und bemühte mich, nicht hinzustarren: Eine Frau saß auf einem Stuhl und las; sie hatte nur noch einen kurzen Beinstumpf. Einem Mann fehlten beide Hände; was ihn aber nicht daran hinderte, mit einem elektrischen Werkzeug irgend etwas abzuschleifen. »Er macht schönen Schmuck – silberne Delphine«, sagte Mama Chia.

    Allmählich verbreitete sich die Nachricht von unserer Ankunft, und immer mehr Leute kamen aus ihren Bungalows. Der jüngste Einwohner, den ich sah, war etwas über Vierzig. Er trug einen Verband um den Kopf. Eine ältere Frau mit zottigem Haar kam lächelnd auf uns zu. Sie hatte wunde Stellen im Gesicht, und ihr fehlten auch ein paar Zähne.
    »Aloha«, sagte sie zuerst zu Mama Chia, dann zu mir. Ihr Lächeln war heiter, freundlich und neugierig. Sie deutete mit dem Kopf auf mich und fragte Mama Chia: »Wer sein der kane (Mann)?«
    »Er gekommen kokua machen (helfen)«, antwortete Mama Chia in ihrem besten Kauderwelsch. »Mein Packesel«, setzte sie stolz hinzu, was der Alten ein strahlendes, zahnloses Lächeln entlockte. »Er wird vielleicht ein paar Tage bleiben, mithelfen – anders wird man diese gutaussehenden jungen Männer ja nicht los«, sagte sie. Die Greisin lachte und sagte etwas auf hawaiianisch. Mama Chia begann ebenfalls herzlich zu lachen.
    Verblüfft sah ich Mama Chia an. »Habe ich richtig gehört – wir bleiben ein paar Tage hier?« Das war mir neu.
    »Nicht wir ; du.«
    »Was – ich soll hierbleiben? Muß das wirklich sein?«
    Mama Chia sah mich ein wenig traurig an, sagte aber nichts. Ich schämte mich; aber ich hatte absolut kein Bedürfnis danach, hierzubleiben.
    »Ich weiß ja, daß du es gut meinst, und es wäre vielleicht auch lehrreich für mich … Es gibt sicher Menschen, die so etwas gern machen – wie dieser Pater Damien –, aber ehrlich gesagt, ich bin noch nie gern in Krankenhäusern oder bei armen Leuten gewesen. Ich habe großen Respekt vor Menschen, denen so etwas Freude macht. Aber ich fühle mich einfach nicht dazu berufen, verstehst du?«
    Wieder warf sie mir diesen Blick zu und bestrafte mich mit Schweigen.
    »Mama Chia«, versuchte ich zu erklären. »Schon wenn jemand auch nur in meine Richtung niest , gehe ich in Deckung. Ich bin nicht gern in der Nähe kranker Menschen. Und du erwartest von mir, daß ich hier, mitten unter Leprakranken, bleibe?«

    »Ja, unbedingt«, sagte sie und steuerte auf eine Hütte am Strand zu. Ich folgte ihr. Es war der gemeinsame Speisesaal der Kolonie.
    Ehe wir hineingingen, ermahnte sie mich: »Abgesehen von Ärzten und Priestern kommen hier keine Besucher her. Deine Augen sind eine Art Spiegel für diese Leute; sie reagieren sehr sensibel. Wenn du sie mit Angst oder Abscheu anschaust, werden sie sich selbst auch so sehen. Verstehst du?«
    Noch ehe ich antworten konnte, waren wir von mehreren Männern und Frauen umringt, die sich von ihren Tischen erhoben hatten und sich offensichtlich freuten, Mama Chia zu sehen. Sie nahm mir ihren Rucksack ab und holte ein Päckchen Nüsse und eine Art Obstkuchen heraus, den sie gebacken hatte. »Das ist für Tia«, sagte sie. »Wo ist denn Tia?«
    Es kamen auch ein paar Leute auf mich zu. »Aloha«, sagte eine Frau und berührte mich leicht an der Schulter. Ich bemühte mich, nicht zusammenzuzucken, und stellte fest, daß ihre Hände beide normal aussahen. »Aloha«, erwiderte ich ihren Gruß und brachte ein Lächeln zustande.
    In diesem Augenblick sah ich, wie die Menschen zur Seite wichen, um einer Frau Platz zu machen, der jüngsten, die ich bisher hier gesehen hatte – ich schätzte sie auf Ende Dreißig. Sie war wohl im sechsten Monat schwanger. Es war wirklich ein unvergeßlicher Anblick, wie

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