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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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einen wunderschönen Garten!« rief Sachi begeistert.
    Das hatten sie wirklich: Kohl, Mais, Bohnen und Kürbisse. Ich sah junge Taroblätter aus dem Boden sprießen. Auf der einen Seite des Gartens stand ein Avocadobaum, auf der anderen ein Feigenbaum. Sie sahen aus, als wollten sie Wache halten. »Wir haben auch gute Kartoffeln!« sagte Fuji stolz.
    Ich spürte überall die Gegenwart von Naturgeistern. Mir fiel auf, daß mein Basis-Selbst in der letzten Zeit deutlicher zu mir sprach – oder vielleicht hörte ich ihm einfach nur aufmerksamer zu.

    Nach unserem Rundgang saßen wir auf der Veranda und sprachen über Landschaftsgärtnerei, Fotografie und andere Dinge, bis Mama Chia wiederkam.
    Als wir uns voneinander verabschiedeten, schüttelte Fuji mir die Hand, als wollte er sie nie wieder loslassen. »Wenn ich irgend etwas für dich tun kann, Dan, brauchst du es mir nur zu sagen.«
    »Danke«, sagte ich. Dieser Mann war mir aufrichtig sympathisch, aber ich rechnete nicht damit, ihn je wiederzusehen. »Alles Gute für deine Familie!«
    Mitsu winkte vom Haus herüber, das Baby an der Brust. Wir wandten uns ab und gingen die Straße hinunter.
    »Wir fahren in die Stadt«, verkündete Mama Chia. »Ich leihe mir dazu immer Fujis Lieferwagen, wenn er ihn gerade nicht braucht.«
    Sie zwängte sich hinter das Lenkrad des kleinen Lastwagens und stellte den Sitz so weit zurück, daß sie wenigstens atmen konnte. Ich rutschte auf den Beifahrersitz; Sachi sprang hinten auf die Ladefläche. »Um Himmels willen, halt dich fest!« rief Mama Chia der Kleinen zu, die vor Vergnügen quietschte, als wir die Schotterstraße entlangrumpelten, die auf die zweispurige Hauptstraße führte.
    In die Stadt, dachte ich. Wie das klingt! Seit meinem Strandspaziergang zum Makapuu Point vor ein paar Wochen hatte ich kaum mehr etwas von der Zivilisation zu sehen bekommen. Es kam mir zwar ein bißchen albern vor – aber ich war tatsächlich aufgeregt.
     
    Die Stadt Kaunakakai an der Südküste der Insel erinnerte mich an eine Hollywood-Filmkulisse: drei kleine Straßen mit Geschäften aus Holz, Backsteinen und verblichener Farbe. Auf einem Schild stand: »2200 Einw.« Ein Kai zog sich etwa anderthalb Kilometer ins Hafenbecken hinein.
    Mama Chia ging in einen Laden, um einzukaufen. Ich wartete draußen mit Sachi, die in den Anblick eines Schaufensters versunken war. Während wir da standen, fielen mir kurz vier achtzehn- oder neunzehnjährige Hawaiianer auf, die auf uns zugeschlendert kamen und neben uns stehenblieben. Ich ignorierte die Stimme meines Basis-Selbst, die mir zuflüsterte: »Vorsicht – hier stimmt was nicht!«
und beachtete die Burschen nicht weiter – bis einer von ihnen Sachi plötzlich ihre Blume aus dem Haar riß.
    Sachi drehte sich um. »Gib mir die Blume wieder!« rief sie empört.
    Er achtete nicht auf sie und begann nacheinander die Blütenblätter abzureißen: »Sie liebt mich, sie liebt mich nich’, sie liebt mich, sie liebt mich nich’ …«
    »Is’ doch egal«, sagte einer der anderen Jungen. »Sie is’ sowieso noch zu klein, aber …«
    »Los, gib mir die Blume«, befahl ich mit gespielter Tapferkeit. Oder war es Dummheit? Die Burschen drehten sich um und starrten mich wütend an. Jetzt war es passiert! Ich hatte sie auf mich aufmerksam gemacht.
    »Was willst’n du? Die Blume?« fragte der kräftigste der Jungen. Er war fünfzehn Zentimeter größer und mindestens hundert Pfund schwerer als ich, hatte einen Bierbauch, und wie ich fürchtete, verbargen sich unter der schwammigen Fettmasse ganz beachtliche Muskeln. »Hol sie dir doch!« sagte er provozierend und grinste seinen Freunden zu.
    Die anderen Schläger umringten mich. »Willste sie dir ins Haar stecken, oder was?« höhnte der mit dem Bierbauch.
    »Nee«, sagte ein anderer mit Irokesenschnitt. »Das is’ kein Schwuler. Ich glaub’, der mag lieber kleine Mädchen.« Er machte eine Kopfbewegung zu Sachi hinüber, die jetzt verlegen und ein bißchen ängstlich wirkte.
    »Jetzt gib mir endlich die Blume!« herrschte ich den Burschen mit dem Bierbauch an. Das war ein großer Fehler.
    Er ging einen Schritt auf mich zu und schubste mich nach hinten. »Hol sie dir doch, haole «, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Ich umklammerte mit der einen Hand sein Handgelenk und versuchte mit der anderen die Blume zu erwischen. Er warf sie weg und holte mit der Faust aus.
    Ich duckte mich, so daß sein Schlag nur mein Haar streifte. Ich wollte

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