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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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aus der Stadt mir wieder über den Weg laufen, habe ich vielleicht gar keine Gelegenheit mehr, ihnen die Hand zu geben. Und sie wollen nicht meine Brieftasche; sie wollen mir ans Leben!«
    »Also gut«, sagte er jetzt ganz ernst. »Ich werde dir ein paar Sachen zeigen.«
    »Tritte und Fausthiebe?«
    »Nein – damit tut man anderen nur weh.«
    Allmählich wurde es mir zu dumm. »Was bist du denn für ein Kampfsportler?«
    »Ein pazifistischer«, erwiderte er. »Man bereitet anderen Menschen so oft Schmerzen. Irgendwann wird man es leid, Blut zu sehen. Aber ich kann dir beibringen, wie man sich verteidigt , statt anzugreifen.«
     
    In den nächsten Stunden zeigte er mir eine Reihe von Ausweichmanövern: Drehungen, Wendungen und kreisförmige Armbewegungen, mit denen ich mich abschirmen konnte – schlicht und elegant. »Ich halte es mehr mit den einfachen Bewegungen«, erklärte er. »Die lassen sich leichter ausführen.«
    Er forderte mich auf, mir wirkliche Angreifer vorzustellen – größere und bösartigere, als mir wahrscheinlich je begegnen würden. Bald entwickelten meine Selbstverteidigungsbewegungen ein Eigenleben; es schien alles wie von selbst zu gehen.
    Zum Schluß griff ich in meine Tasche und wollte ihm seine zehn Dollar wiedergeben.
    »Nein«, winkte er ab. »Das war kein Unterricht – das war nur ein Spiel. Ich habe dabei ein paar Erinnerungen aufgefrischt, die mir selber
nützen können. Behalte dein Geld – irgendwann brauchst du es vielleicht.«
    »Danke, Fuji.«
    »Ich danke dir auch, Dan.«
    Wir reichten uns die Hand. »Das ist immer noch meine Lieblingstechnik«, sagte er.
    »Fuji«, fragte ich, als ich ihn zu seiner Hütte zurückbegleitete, »ist eigentlich jemals ein lebhafter älterer Mann mit weißem Haar hiergewesen, ein Freund von Mama Chia? Er heißt Socrates.«
    Fuji runzelte nachdenklich die Stirn; dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Ich glaube ja – aber das ist schon Jahre her –, kurzes weißes Haar und ein Hawaii-Hemd in den schreiendsten Farben, die ich je gesehen habe. Er muß aus Kalifornien gewesen sein«, setzte er mit einem Grinsen hinzu. »Ein sehr interessanter Mann.«
    Ich konnte mir Socrates lebhaft in einem Hawaii-Hemd vorstellen. Ob ich meinen alten Freund und Lehrer wohl je wiedersehen würde?

DRITTES BUCH
Der große Sprung
    Man kann fast alles in kleinen, wohlüberlegten Schritten erreichen.
Aber manchmal braucht man auch den Mut,
einen großen Sprung zu wagen; einen Abgrund überquert
man nicht mit zwei kleinen Sprüngen.
     
    DAVID LLOYD GEORGE

20
DER MYSTERIÖSE SCHATZ
    Das Geheimnis des Erfolgs im Leben:
Lerne, die Gelegenheiten zu ergreifen!
     
    BENJAMIN DISRAELI
     
     
    Als wir uns Fujis Haus näherten, gingen gerade die Sterne auf, und es war fast Vollmond. Außer dem Zirpen der Grillen und dem leisen Rauschen des Windes schwieg der Wald und schlief.
    »Bist du sicher, daß du nicht zum Abendessen bleiben willst?« fragte Fuji. »Mitsu deckt den Tisch immer gern für eine Person mehr.«
    »Nein, wirklich nicht. Ich habe noch etwas zu erledigen«, sagte ich. Doch in Wirklichkeit wollte ich der jungen Familie mit dem Baby einfach nicht zur Last fallen.
    Lächelnd wandte Fuji sich zum Gehen. Doch dann blieb er plötzlich wie erstarrt stehen. Er lächelte nicht mehr. Genau im selben Moment hatte ich eine beunruhigende Vorahnung.
    »Was ist los, Fuji? Spürst du auch etwas?«
    »Ja«, sagte er.
    Unwillkürlich fiel mir Mama Chia ein. »Mama Chia?« fragte ich. »Meinst du …«
    Fuji sah mich an. »Ich schaue mal bei ihr vorbei – für alle Fälle.«
    »Ich komme mit«, sagte ich.
    Rasch gingen wir den Weg zu ihrer Hütte hinauf.
    Je näher wir kamen, desto unruhiger wurden wir. »Vielleicht ist es ja gar nichts«, sagte ich und versuchte mir einzureden, daß sicherlich alles in Ordnung war.

     
    Wir wollten schon in die Hütte hineingehen, da sah Fuji sie: Sie lehnte zusammengesunken an einem Baum neben ihrem Garten. Sie sah so friedlich aus, so still. Der Mond schien auf ihre geschlossenen Augen. Fuji eilte zu ihr und fühlte ihr den Puls.
    Erschrocken ließ ich mich neben ihm auf die Knie sinken und streichelte Mama Chias silbernes Haar. Tränen stiegen mir in die Augen. »Ich möchte dir danken, Mama Chia«, sagte ich. »Ich möchte dir auf Wieder…«
    Aber wir zuckten zusammen, als Mama Chia plötzlich hochfuhr und ungehalten ausrief. »Kann eine Frau heutzutage nicht einmal mehr ein Schläfchen unter freiem Himmel

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