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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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weiß nie, wann man so etwas gebrauchen kann«, meinte Fuji. »In der Stadt gibt es eine ganz gute Karateschule  – ich habe schon ein paarmal hineingeschaut und zugesehen.«
    »Oh, ich glaube nicht, daß ich im Augenblick Karateunterricht in der Stadt nehmen kann. Ich habe keine Zeit.«

    »Was willst du dann machen – eine Selbstverteidigungspille nehmen?« fragte er.
    »Nein«, antwortete ich und mußte wieder lachen. »Aber ich habe gedacht, vielleicht kannst du mir etwas beibringen.«
    »Ich?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist schon zu lange her, Dan. Ich habe das meiste schon wieder vergessen.« Er ging in Kampfstellung, hieb mit der Faust in die Luft und hielt sich dann in gespieltem Schmerz den Rücken. »Siehst du?«
    »Fuji, ich meine es ernst. Es ist mir wichtig.«
    Er zögerte. »Ich würde dir wirklich gern helfen, Dan, aber du solltest lieber bei einem richtigen Lehrer lernen. Außerdem muß ich jetzt zur Ranch, einen Zaun flicken.«
    »Ich habe gerade nichts anderes zu tun, wie wäre es, wenn ich dir dabei helfe?«
    »Einverstanden. Ich muß Mitsu nur noch Bescheid sagen, daß wir gehen.«
    »Und denk bitte noch einmal über meine Bitte nach, ja?«
    Er drehte sich um und rief. »Ich denke ungern zu lange über etwas nach.«
     
    Den Rest des Tages brachten wir damit zu, Zäune zu flicken. Es war Schwerstarbeit: Wir mußten Löcher für die Pfosten graben, sie in den Boden rammen, Holz hacken und sägen. Fuji lieh mir ein Paar Handschuhe, damit ich keine Blasen an den Händen bekam. Das erinnerte mich an alte Zeiten, als ich noch Turner war. Mitsu lud mich danach zu einem vegetarischen Abendessen aus dampfendem Reis, Gemüse und Tofu ein. Dann schrie das Baby. Das war das Signal für Mitsu, uns gute Nacht zu sagen.
    »Du hast heute gute Arbeit geleistet, Dan«, sagte Fuji und gab mir einen Zehndollarschein – seit einiger Zeit das erste Geld, das ich verdiente.
    »Ich kann dir doch dein Geld nicht wegnehmen, Fuji.«
    »Nicht mein Geld – deins. Ich arbeite nicht umsonst, also sollst du es auch nicht tun«, beharrte er und drückte mir den Schein in die Hand.

    »Also gut. Vielleicht kann ich dir eines Tages eine Stunde Kampfsportunterricht davon bezahlen.«
    Fuji zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Dann antwortete er: »Wenn ich dir eine Stunde Unterricht im Malen geben würde, würde das noch keinen Maler aus dir machen.«
    »Doch, natürlich!« lächelte ich. »Nur noch keinen sehr guten.«
    Fuji kratzte sich am Kopf, als schmerzte ihn der Gedanke, mir Karate beizubringen. »Ich werde darüber nachdenken«, versprach er.
    »Das ist immerhin schon etwas. Gute Nacht!«
     
    Am nächsten Morgen weckte Fuji mich. »Also gut«, sagte er. »Ein oder zwei Sachen kann ich dir zeigen. Ich warte draußen auf dich.«
    Ich sprang aus dem Bett, ging rasch auf die Toilette und trat dann mit Shorts und einem Hemd in der Hand aus der Hütte.
    Er führte mich zu einer ebenen Fläche etwa sechs Meter vor meiner Hütte. Dann drehte er sich um und sagte: »Bleib hier stehen. Mit dem Gesicht zu mir.«
    »Hmmm … Sollten wir uns nicht erst ein bißchen warm machen?« fragte ich. Das war ich von meinem Sport her so gewohnt.
    »Auf Hawaii braucht man sich nicht warm zu machen«, sagte Fuji. »Hier ist es doch warm genug. Außerdem braucht man für das, was wir vorhaben, keine Aufwärmphase. Es wird einem ganz von selber warm. Okay? – Jetzt will ich dir eine sehr gute Bewegung zeigen.« Er stellte sich bequem hin und forderte mich auf. »Tu genau das gleiche wie ich.« Er ließ beide Arme herabfallen. Dann winkelte er langsam den rechten Arm an. Ich tat das gleiche. Langsam streckte er die Hand zu mir hin. Ich ahmte alle seine Bewegungen so genau nach, wie ich konnte.
    Dann ergriff er meine Hand und schüttelte sie. »Guten Tag«, sagte er grinsend, »schön, dich kennenzulernen. Laß uns Freunde sein, ja?«
    »Fuji«, sagte ich und ließ seine Hand enttäuscht wieder los. »Hör auf, Witze zu machen. Mir ist es ernst!«

    »Mir auch«, versicherte er mir. »Das ist einer meiner Lieblingsgriffe. Er heißt ›Freundschaft schließen‹. Das bringe ich den Leuten immer zuerst bei.«
    »Dann gibt es also noch mehr?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ja, sicher. Aber wenn die erste Strategie funktioniert, brauchst du die anderen nicht mehr. Ich kenne auch einen Griff, der heißt: ›dem Dieb die Brieftasche geben‹. Damit kann man sich und anderen manchen Schmerz ersparen.«
    »Fuji, wenn diese Schlägertypen

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