Die Rueckkehr des Highlanders
er unwillig, nicht bereit, dieses Grauen mit einer Fremden zu teilen. Selbst wenn die Fremde seine Frau war.
Was während seiner Gefangenschaft geschehen war, ging niemanden etwas an außer ihn und jene Freunde, die mit ihm entkommen waren.
Dort, in dem dunkelsten Loch der Hölle im Heiligen Land, hatten er und seine Schicksalsgefährten sich zusammengetan, um das Unvorstellbare zu überleben und nach Hause zurückzukehren.
Allerdings waren nicht alle heimgekehrt. Manchen war es nicht möglich gewesen, denen gegenüberzutreten, die sie zurückgelassen hatten. Seit ihrer Flucht waren sie wie er ständig auf der Wanderschaft, hatten versucht, den Dämonen ihrer Vergangenheit zu entkommen.
Bei ihm war es nicht so gewesen, dass er sich seinem Cousin oder seinem Volk nicht stellen konnte. Es war eher so, dass er, nachdem er in der Hölle gelebt hatte, einfach andere, denen Ähnliches passierte, retten wollte. Das konnte er nicht tun, wenn er an einen Thron gekettet war.
Königen und Prinzen stand es nie frei zu tun, was sie wollten. Sie waren Staatsmänner, die andere in ähnlicher
Position hofieren und mit ihnen Bündnisverträge aushandeln mussten.
Der einzige Bündnisvertrag, den Christian wollte, war der mit seinem Schwert. Wenn jemand ihm in die Quere kam, beseitigte er ihn. Er schuldete niemandem etwas, und er lebte, um seinen Waffenbrüdern zu helfen.
Als König würde ein einziger unbedachter Schritt nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr bringen, sondern das aller Menschen in seinem Reich. Das war eine Bürde, die er nie gewollt hatte.
Er hatte seine ganze Jugend in Gefangenschaft verbracht, man hatte ihm vorgeschrieben, wann er sprechen, wohin er gehen und wie er leben durfte. Jene Zeit lag lange zurück. Jetzt gehörte sein Leben ihm, und er wollte, dass das so blieb.
Adara versuchte ein paar Mal, Christian in ein Gespräch zu verwickeln, aber er ließ keinen Zweifel daran, dass er keine Unterhaltung führen wollte, während sie durch die unbekannte Landschaft ritten.
Bei Einbruch der Nacht war sie erschöpft, aber Christian weigerte sich, eine Rast einzulegen.
»Euer Pferd ist müde, so wie ich auch, Mylord.«
»Innerhalb einer Stunde erreichen wir ein Dorf.«
Zum ersten Mal seit ihrer irren Flucht aus dem Wirtshaus verspürte sie etwas wie Erleichterung. »Werden wir die Nacht dort verbringen?«
»Nein. Ich werde Euch und Euren Narren etwas essen lassen. Unterdessen wechsle ich das Pferd, dann reiten wir weiter.«
»Ohne Rast?«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe keine Lust, unseren Feinden Zeit zu geben, uns einzuholen. Ihr etwa?«
»Wir können nicht gegen sie kämpfen, wenn wir erschöpft sind.«
»Ihr wäret erstaunt, Mylady, was man alles überleben kann und wie hart man kämpfen kann, auch ohne geschlafen zu haben.«
Adara zögerte. In seinem Tonfall schwang etwas Unausgesprochenes mit, vermutlich etwas, worüber er nicht reden wollte. »Was habt Ihr überlebt, dass Ihr das so voller Überzeugung sagen könnt?«
»Das Leben, Mylady. Früher oder später macht es uns alle zu Bettlern oder Schachfiguren.«
Lutian klatschte Beifall. »Sehr gut gesprochen, mein Prinz. Sehr gut.«
Adara öffnete den Mund zum Widerspruch, besann sich aber eines Besseren. Er hatte recht. Hier war sie, eine Königin von hohem Ansehen, weit entfernt von ihrer Heimat, und wurde wie ein aufgescheuchtes Kaninchen gejagt, alles nur wegen der Machtgier eines einzelnen Mannes.
Sie war eine Schachfigur ...
Und eine Närrin.
»Ihr habt einen weisen Prinzen, meine Königin«, erklärte Lutian. »Ich würde ihm mein Narrenzepter geben, aber das habe ich nicht länger, weil ich es zu Hause gelassen habe, damit niemand merkt, dass ich ein Narr bin.«
Er zog einen langen Faden aus seinem Überrock und reichte ihn Christian. »Nehmt dies als Zeichen meiner Wertschätzung.«
Halb erwartete sie, dass Christian barsch reagieren oder Lutian lächerlich machen würde, wie die meisten Menschen es taten.
Stattdessen nahm er den Faden, bedankte sich und legte ihn sich über die Schulter, als sei es wirklich eine Art Auszeichnung.
Sie lächelte dankbar und fand ihn noch attraktiver. Er war wirklich attraktiv. In seiner Nähe fühlte sie sich lebendig, ganz Frau.
»Wie lange lebt Ihr schon auf Euch allein gestellt, Christian?«, wollte sie wissen.
Er antwortete nicht.
Nun, er war offensichtlich ein wortkarger Mann. Aber auch ein tapferer Mann, der alles hinter sich gelassen hatte, was er kannte, was ihm vertraut war, um
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