Die Rueckkehr des Highlanders
müssen. An meinem Hof wimmelt es von Spionen.«
»Und in meinem Leben wimmelt es seit jeher von Feinden.«
Christians ausdrucksloser Ton verriet ihr viel über sein Leben und seine Einstellung. Es klang nicht so, als machte er sich wegen der Feinde Sorgen.
Aber ihr bereiteten sie Sorge.
»Also, was sollen wir jetzt tun?«, fragte sie.
Christian lenkte sein Pferd in Richtung Norden. Lutian tat es ihm nach, er folgte direkt hinter ihnen.
»Zuerst müssen wir einen Unterschlupf finden und dann mit klarem Verstand nachdenken.« Christian warf Lutian einen Blick über seine Schulter zu.
»Den gibt’s hier nicht. Seht Ihr?« Er klopfte sich wieder auf den Kopf. »Da herrscht völlige Leere.«
»Lutian«, sagte Adara freundlich. »Bitte lass uns ein paar
Minuten ungestört reden.« Nachdem Lutian sie passiert hatte und nun ein Stück vor ihnen ritt, schaute sie Christian an. »Ich bezweifele, dass es irgendwo für uns sicher ist, nachdem sie nun wissen, dass wir zusammen sind.«
»Der Schotte wird uns sichere Unterkunft gewähren. Niemand hat jemals die Mauern seiner Burg bezwungen.«
Sie runzelte die Stirn. »Der Schotte?«
»Ein alter Freund.«
Adara schwieg, während sich das Pferd durch den dichten Wald seinen Weg suchte. Sie konnte immer noch nicht glauben, was geschehen war. Woher wusste Selwyn, was sie vorhatte?
Und wenn er jetzt wusste, dass sie fort war ...
»Himmel«, keuchte sie entsetzt. »Er muss wissen, dass ich nicht auf meinem Thron sitze.«
Christians Arm schloss sich fester um sie. »Nicht aufregen, Adara. Es gibt nichts, was du tun kannst.«
Dennoch wuchs ihre Panik, und sie drehte sich um, um ihn anzusehen. »Aber was, wenn er meiner Cousine Thera etwas angetan hat? Ich habe sie dort gelassen, damit sie sich für mich ausgibt, bis ich wieder zurück bin. Denkt Ihr, er hat sie bereits umgebracht?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich zweifle, dass er das wagt. Sie zu töten würde ihm nichts nützen, bis er sicher ist, dass Ihr tot seid.«
»Wieso?«
»Wer ist die Nächste in der Thronfolge nach Euch?«
»Thera.«
»Und wenn sie stirbt?«
»Dann ist niemand mehr da, der Anspruch auf den Thron hat.«
»Warum sollte er sie dann umbringen, wenn er durch sie regieren könnte?«
Das beruhigte sie etwas; sie hoffte, er hatte recht. »Ihr meint also, ihr geschieht nichts?«
»Solange Ihr am Leben seid, nein.«
»Es stimmt«, pflichtete ihm Lutian bei. »Er würde es nicht wagen, ihr etwas zu tun, es sei denn, er ist sich Eures Schicksals sicher. Sie zu töten würde alle nur wütend machen, besonders Lady Thera. Sie wäre bestimmt erbost, wenn sie auf seinen Befehl hin das Leben lassen müsste.«
Es war eine schwache Hoffnung, aber sie klammerte sich dennoch daran. »Seid Ihr ganz sicher?«
»Nein«, räumte Christian ein. »Aber ob er ihr etwas tun will oder nicht, wir können nie rechtzeitig dort eintreffen. Wir können nur das Beste hoffen.«
Adara hätte am liebsten geweint. Sie liebte Thera und wollte sie nie in Gefahr bringen. Basilli und Selwyn gehörten hierfür in die Hölle. Und sie selbst für ihre Leichtgläubigkeit auch. Wenn sie heimkehrte, würde sie dafür sorgen, dass diese Unmenschen für ihren Verrat teuer bezahlten.
Vorausgesetzt, sie schaffte es nach Hause ...
»Danke, Christian«, sagte sie leise.
»Wofür?«
»Dass Ihr mir das Leben gerettet habt.«
Christian beugte sich zu ihr vor, sagte aber nichts.
Während sie weiterritten, schaute sie auf seine Hand, mit der er die Zügel des Pferdes hielt. Sie war braun gebrannt und mit Narben überzogen, eine große, starke Hand, wohlgeformt und männlich. Es war offensichtlich, dass es nicht die Hände eines Höflings oder Prinzen waren, sondern eines fähigen Kriegers, dem Verzärteln oder Verhätscheln fremd waren. Und doch wärmte sie der Anblick dieser Hand, mehr als die weiche, zarte Hand irgendeines anderen Edelmanns.
Dies war die Hand eines rauen Mannes.
Er drehte seine Hand ein wenig, sodass sie den Handrücken sehen konnte. Mit zusammengezogenen Brauen betrachtete Adara das Zeichen, das wie ein Halbmond und ein Dolch aussah und in seine gebräunte Haut gebrannt war.
Ohne nachzudenken berührte sie das Brandmal mit der Fingerspitze. »Was ist das?«
Christian konnte nicht sprechen - bitterer Schmerz wallte in ihm auf. Er schaute auf seine Hand herab, wo die dauerhafte Erinnerung an seine Vergangenheit ihn täglich zu verspotten schien, so wie seine Feinde es beabsichtigt hatten.
»Nichts«, erwiderte
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