Die Rueckkehr des Highlanders
Furcht.
»Wir müssen irgendwie entkommen«, sagte sie zu Lutian. Es war ihre einzige Hoffnung.
Sie nahm den Dolch aus seinem Gürtel und schlitzte die Rückwand des Zeltes auf, doch sie sah sogleich, dass das Lager umzingelt war.
Ihr blieb keine andere Wahl. Sie brauchten ein Pferd, um zu fliehen. Dicht gefolgt von Lutian rannte sie aus dem Zelt, so schnell sie es unter den Umständen konnte. Männer kämpften ringsum, fielen.
Als sie den behelfsmäßigen Korral erreichte, bemerkte sie, dass alle Pferde freigelassen worden waren. Wütend und verängstigt drehte sie sich um und erschrak. Vor ihr ragte ein Mann auf einem riesigen Rapphengst auf.
Sie schaute ihm ins Gesicht, und ihr Herz sank.
Es war Selwyn. Seine schwarzen Knopfaugen waren unter den schmalen Schlitzen seines Helmes zu sehen, während er voller Häme lachte. Er nahm den Kopfschutz ab, damit sie den verächtlichen Blick sehen konnte, mit dem er sie musterte.
»So, du hast also deinen Prinzen gefunden«, erklärte er kalt. »Gut. Wir werden dafür sorgen, dass er dabei ist, wenn wir dir die Frucht seiner Lenden aus dem Leib schneiden. Ergreift sie!«
Siebzehn
Etwas stimmt nicht«, verkündete Christian, während er die Berge betrachtete, die sich um sie herum zum Himmel erhoben, und keine Spur von der Armee entdecken konnte, von der sie angenommen hatten, dass sie sie hier erwartete. Inzwischen müsste der eine oder andere Ruf zu hören sein, das Aufblitzen einer Rüstung ...
Irgendetwas. Aber nichts gab die Position des Feindes preis. Es war, als wäre niemand da.
»Siehst du etwas?«, fragte Ioan.
Christian schüttelte den Kopf. »Das ist mein Problem. Es gibt...« Seine Stimme erstarb, als eine ungute Ahnung ihn beschlich. Warum hatte er daran nicht schon eher gedacht?
»Phantom?«, rief er und wartete, bis der Mann neben ihm war. »Wie gut kennst du Selwyn?«
Er zuckte die Achseln. »Seit er meinen Vater ermordet und versucht hat, sich auch meiner zu entledigen, verkehren wir nicht auf freundschaftlichem Fuß. Warum?«
Christian ignorierte den Sarkasmus. »Gibt es noch einen anderen Ort, an dem sie uns auflauern könnten? Eine Stelle, die für sie noch vorteilhafter wäre?«
Phantom schüttelte den Kopf. »Hier ist es für sie am günstigsten.«
»Ja, jeder würde mit dieser Stelle rechnen.« Christian verfluchte sich für seine Dummheit.
»Was ärgert dich so?«, wollte Ioan wissen.
Christian spürte einen Muskel in seiner Wange zucken. »Er wusste, dass dies die beste Stelle war, uns anzugreifen.«
Falcon schaute sich verständnislos um. »Und warum ist es dann schlecht, dass er nicht hier ist, um uns niederzumetzeln?«
Phantoms Miene spiegelte Christians Befürchtungen wider. »Du denkst doch nicht, er ... ?«
»Doch, Cousin. Das denke ich.«
»Was?«, wollten Ioan und Falcon gleichzeitig wissen.
»Wie gewinnt man beim Schach?«, fragte Christian.
»Man nimmt sich die Königin«, antwortete Falcon in dem Moment, als Ioan einen Fluch ausstieß, weil er schließlich begriff, was Christian und Phantom meinten.
Ioan sah aus, als sei ihm übel. »Du meinst, sie haben gewartet, bis wir weg waren, um dann ganz in Ruhe Adara gefangen zu nehmen?«
Christian sparte sich die Mühe, darauf zu antworten. Er riss sein Pferd herum, drückte ihm die Fersen in die Flanken und ritt in Richtung ihres Lagers. Im Grunde wusste er längst, dass sie ganz genau das getan hatten. Sein Herz klopfte, als Furcht ihn erfasste und zu gewaltigen Ausmaßen anwuchs.
Er musste zu Adara zurück.
»Bitte mach, dass ich mich irre«, flüsterte er immer wieder, während er zum Lager zurückgaloppierte.
Zum ersten Mal, seit er Kind war, betete er wieder. Heiser wiederholte er jedes Gebet, das er gelernt hatte, während er sein Pferd antrieb, über den felsigen Boden zu rasen.
Aber diese Gebete blieben ihm im Hals stecken, als er das Lager erreichte und die Leichen der Gefallenen sah. Sie lagen verstreut wie liegen gelassenes Spielzeug auf der Erde. Christian warf bei dem Anblick den Kopf in den Nacken und stieß einen wütenden, gequälten Schrei aus.
Er sprang aus dem Sattel, noch ehe sein Pferd stehen blieb, und stürmte zu dem Zelt, wo er seine Frau erst vor wenigen Stunden schlafend zurückgelassen hatte. Es war leer. Von Adara war keine Spur zu sehen.
»Verflucht sollst du sein!«, schrie er, als Schmerz ihn durchbohrte. Wie konnte er nur so dumm sein?
Er trat aus dem Zelt, sah Ioan, Corryn und Phantom ihre Pferde in der Mitte des Gemetzels
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