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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ich einen kurzen Blick auf das Heck und die offene Tür des Laderaums und sah, wie der Fahrer mehrere Schachteln die Rampe zur Hecktür des Lieferwagens hinauftrug. Die ausgehenden Sendungen, nahm ich an. Ich fuhr ohne Zögern weiter.
    »Er ist echt«, sagte Rachel.
    »Ja.«
    »Du hast dich Thomas gegenüber doch hoffentlich nicht verraten?«
    »Nein. Er wurde zwar ein bisschen misstrauisch, aber dann hat mich gewissermaßen der Gong gerettet. Ich wollte erst mit dir reden. Ich glaube, wir müssen ihn einweihen.«
    »Das hatten wir doch schon, Harry. Wenn wir ihn einweihen, ändert er möglicherweise seine Gewohnheiten und sein Verhalten. Das könnte ihn verraten. Falls ihn Backus beobachtet hat, registriert er vielleicht schon die geringste Abweichung in seinem Verhalten.«
    »Und wenn wir ihn nicht warnen und irgendetwas schief geht, können wir …«
    Ich sprach nicht zu Ende. Wir hatten diese Diskussion bereits zweimal geführt, wobei jeder von uns abwechselnd die andere Position bezogen hatte. Es war ein klassisches Dilemma. Stellten wir Ed Thomas’ Sicherheit an erste Stelle, wenn auch auf das Risiko hin, dass uns Backus entwischte? Oder setzten wir, um Backus zu schnappen, Thomas’ Sicherheit aufs Spiel? Es war alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit der Mittel, und keiner von uns hatte ein gutes Gefühl bei der Sache, egal, wie wir uns entschieden.
    »Das heißt wahrscheinlich, wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass irgendwas schief geht«, sagte Rachel.
    »Genau. Und wenn wir Verstärkung anfordern?«
    »Auch das wäre zu riskant. Je mehr Leute daran beteiligt sind, desto größer ist die Gefahr, dass wir uns verraten.«
    Ich nickte. Sie hatte Recht. Ich fuhr wieder auf die Vorderseite der Buchhandlung und parkte diesmal am anderen Ende des Parkplatzes. Ich gab mich jedoch keinen Illusionen hin. An einem verregneten Werktag gab es nur eine begrenzte Zahl von Autos auf dem Parkplatz, und wir waren eigentlich nicht zu übersehen. Ich nahm an, wir waren wahrscheinlich wie Ed Thomas’ Kameras. Eine reine Abschreckungsmaßnahme. Vielleicht hatte uns Backus gesehen, und es hatte ihn von der Durchführung seines Vorhabens abgehalten. Vorläufig.
    »Kunde«, sagte Rachel.
    Ich spähte über den Parkplatz und sah eine Frau auf die Buchhandlung zugehen. Sie kam mir bekannt vor, und dann erinnerte ich mich aus der Sportsman’s Lodge an sie.
    »Das ist seine Frau. Ich kenne sie flüchtig. Sie heißt, glaube ich, Pat.«
    »Bringt sie ihm das Mittagessen, was denkst du?«
    »Möglich. Vielleicht arbeitet sie auch im Laden.«
    Wir beobachteten die Buchhandlung eine Weile, aber weder von Thomas noch von seiner Frau war im vorderen Teil des Ladens etwas zu sehen. Ich begann mir Sorgen zu machen und holte mein Handy heraus und rief im Laden an, in der Hoffnung, der Anruf würde sie nach vorn an den Ladentisch holen, wo das Telefon war.
    Aber es meldete sich sofort eine Frau, und es war noch immer niemand am Ladentisch. Ich hängte rasch auf.
    »Es muss auch im Lager ein Telefon geben.«
    »Wer ging dran?«
    »Die Frau.«
    »Soll ich einen Spaziergang machen und reingehen?«
    »Nein. Wenn Backus die Buchhandlung beobachtet, wird er dich erkennen. Er darf dich auf keinen Fall sehen.«
    »Okay, was dann?«
    »Wir machen erst mal gar nichts. Wahrscheinlich sind sie an dem Tisch, den ich im Lager gesehen habe, und essen zu Mittag. Hab einfach Geduld.«
    »Ich will aber keine Geduld haben. Ich finde es nicht gut, hier rumzusitzen –«
    Sie verstummte, als wir Ed Thomas aus dem Laden kommen sahen. Er trug einen Regenmantel und hatte einen Regenschirm und eine Aktentasche bei sich. Er stieg in das Auto, in dem wir ihn am Morgen zur Buchhandlung hatten kommen sehen, ein grüner Ford Explorer. Durch das Schaufenster sah ich, wie sich seine Frau hinter dem Ladentisch auf einen Hocker setzte.
    »Na siehst du?«, sagte ich.
    »Wohin fährt er?«
    »Vielleicht holt er was zu essen.«
    »Nicht mit einer Aktentasche. Wir folgen ihm, ja?«
    Ich ließ den Motor wieder an.
    »Okay.«
    Wir beobachteten, wie Thomas mit seinem Ford-Geländewagen aus der Parklücke stieß. Er fuhr zur Ausfahrt des Parkplatzes und bog nach rechts auf den Tustin Boulevard. Sobald er sich in den Verkehr eingeordnet hatte, fuhr ich ebenfalls zur Ausfahrt und folgte ihm in den Regen hinein. Ich holte das Handy heraus und rief im Laden an. Ed Thomas’ Frau ging dran.
    »Hallo, könnte ich bitte Ed sprechen?«
    »Leider nein, er ist gerade nicht da. Kann ich

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