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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Geringsten fehlte. Er hatte immer schon viel gelesen, hatte für Observierungen und Abhöraktionen immer eine Schachtel Taschenbücher im Kofferraum gehabt. Jetzt hatte er seine Pension und seine Buchhandlung. Er kam gut ohne die ganze Widerwärtigkeit des Jobs aus.
    »Schaust du nur so vorbei?«
    »Nein, es gibt einen Grund, warum ich hier bin. Erinnerst du dich an meine alte Partnerin, Kiz Rider?«
    »Ja, klar, sie war schon mal hier.«
    »Genau deswegen bin ich hier. Sie hat mir bei etwas geholfen, und ich wollte ihr eine Kleinigkeit schenken. Ich kann mich erinnern, dass sie mir mal erzählt hat, dein Laden wäre der einzige weit und breit, in dem man ein Buch von einem Autor wie Dean Koontz signiert bekommen könnte. Deshalb dachte ich, ob du vielleicht welche hier hast. Ich würde ihr gern eins schenken.«
    »Könnte sein, dass ich hinten noch ein paar habe. Ich gehe mal nachsehen. So was geht immer schnell weg, aber einen kleinen Vorrat behalte ich normalerweise.«
    Er ließ mich am Ladentisch stehen und ging zu einer Tür im hinteren Teil, die vermutlich in einen Lagerraum führte. Ich nahm an, der Lieferanteneingang war irgendwo dort hinten. Als Ed nicht mehr zu sehen war, beugte ich mich über den Ladentisch und sah auf die Borde darunter. Ich entdeckte einen kleinen Videomonitor, der in vier Felder unterteilt war. Aus dem Blickwinkel von vier Überwachungskameras waren darauf der Kassenbereich zu sehen, wo ich mich gerade über den Ladentisch beugte, außerdem eine Gesamtansicht des Ladens, ein kleinerer Ausschnitt auf eine Reihe von Regalen und der Lagerraum im rückwärtigen Teil, wo ich Thomas auf einen ähnlichen Monitor in einem Regal schauen sah.
    Ich merkte, dass er mich beobachtete, wie ich mich über seinen Ladentisch beugte. Ich richtete mich auf und überlegte mir rasch eine Erklärung für mein Verhalten. Kurz darauf kam Thomas mit einem Buch an den Ladentisch zurück.
    »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast, Harry?«
    »Was? Ach so, meinst du, weil ich über den Ladentisch geschaut habe? Ich wollte nur sehen, ob du, na ja, du weißt schon, ob du irgendwas zu deinem Schutz hier hast. Wo du doch früher bei der Polizei warst und so. Machst du dir eigentlich manchmal Sorgen, dass jemand hier aufkreuzt, den du von früher kennst?«
    »Ich habe Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Harry. Mach dir da mal keine Sorgen.«
    Ich nickte.
    »Gut zu wissen. Ist das hier das Buch?«
    »Ja, hat sie das schon? Es ist letztes Jahr erschienen.«
    Er zeigte mir ein Buch mit dem Titel The Face. Ich wusste nicht, ob Kiz es schon hatte oder nicht, aber ich würde es kaufen.
    »Keine Ahnung. Hat er es signiert?«
    »Ja, signiert und datiert.«
    »Okay, dann nehme ich es.«
    Während er das Buch in die Kasse eingab, versuchte ich es mit etwas Smalltalk, der in Wirklichkeit kein Smalltalk war.
    »Ich habe gesehen, dass du da unten einen Überwachungsmonitor hast. Ist das nicht ein bisschen übertrieben für eine Buchhandlung?«
    »Du würdest dich wundern. Die Leute klauen ständig Bücher. Dort hinten habe ich eine Sammlerecke – teure Stücke aus den Bibliotheken, die ich aufkaufe und weiterverkaufe. Eine Kamera ist direkt da drauf gerichtet. Erst heute morgen habe ich einen Jungen erwischt, der Nick’s Trip mitgehen lassen wollte. Die frühen Sachen von Pelecanos sind nämlich schwer zu kriegen. Das wäre ein Verlust von zirka siebenhundert Dollar für mich gewesen.«
    Das schien mir unverhältnismäßig viel Geld für ein einziges Buch. Ich hatte von dem Titel nie gehört, nahm aber an, dass es fünfzig oder hundert Jahre alt sein musste.
    »Hast du die Cops gerufen?«
    »Nein, ich habe ihm nur ordentlich die Leviten gelesen und gesagt, wenn er noch mal hier auftaucht, hole ich die Polizei.«
    »Das ist aber nett von dir, Ed. Du musst ja richtig nachsichtig geworden sein, seit du bei der Polizei aufgehört hast. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gottesanbeterin den Jungen einfach hätte laufen lassen.«
    Ich reichte ihm zwei Zwanziger, und er gab mir heraus.
    »Die Gottesanbeterin gehört der Vergangenheit an. Und meine Frau findet mich keineswegs nachsichtig. Jedenfalls danke, Harry. Und bestell Kiz schöne Grüße von mir.«
    »Ja, mache ich. Hast du sonst noch jemanden aus dem Dezernat mal wieder getroffen?«
    Ich wollte noch nicht gehen. Ich wollte mehr Informationen, und deshalb beendete ich das Gespräch noch nicht. Ich blickte über seinen Kopf nach oben und entdeckte eine kleine Kuppel mit zwei

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