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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einen nach dem anderen herunter, bis kein Platz mehr auf dem Boden der Bugkabine war. Ich stellte fest, dass sie eine Mischung aus Akten gelöster und ungelöster Fälle enthielten. Die erste Stunde verbrachte ich nur damit, sie zu sortieren und die ungelösten beiseite zu legen. Für den Fall, dass Terrys Tod in Zusammenhang mit einem Fall stand, hielt ich es nämlich für wahrscheinlicher, dass es einer war, bei dem der Täter noch auf freiem Fuß war. Es hätte kein Grund für ihn bestanden, einen abgeschlossenen Fall zu bearbeiten oder noch einmal aufzurollen.
    Die Lektüre war faszinierend. Viele der Akten gehörten zu Fällen, mit denen ich vertraut oder an denen ich sogar selbst beteiligt gewesen war. Es waren keine Akten, die Staub angesetzt hatten. Ich gewann den deutlichen Eindruck, dass sich die offenen Fälle in endloser Rotation befunden hatten. McCaleb hatte sie von Zeit zu Zeit herausgeholt und Ermittlungen, Verdächtige, Tatorte, Möglichkeiten neu überdacht. Er hatte Ermittler, Labortechniker und sogar Zeugen angerufen. Das alles wurde ersichtlich, weil es sich McCaleb zur Gewohnheit gemacht hatte, sich auf der vorderen Innenklappe des Ordners über die Schritte, die er unternommen hatte, Notizen zu machen und diese Einträge auch gewissenhaft zu datieren.
    Diesen Datierungen konnte ich entnehmen, dass McCaleb an vielen Fällen gleichzeitig gearbeitet hatte. Und es wurde klar, dass er noch Verbindungen zum FBI und zu Behavorial Sciences in Quantico gehabt hatte. Ich verbrachte eine ganze Stunde damit, die dicke Akte zu lesen, die er über den Poeten angelegt hatte, einen der berüchtigtsten, um nicht zu sagen blamabelsten Serienmörder in der Geschichte des FBI. Der Poet war ein Killer, der, wie sich herausstellte, eben der FBI-Agent war, der die Einheit leitete, die hauptsächlich ihn selbst gejagt hatte. Der damit verbundene Skandal hatte acht Jahre zuvor beim FBI und seiner hoch angesehenen Behavorial Sciences Section für einige Unruhe gesorgt. Besagter Agent, Robert Backus, hatte sich als Opfer Detectives ausgesucht, die Mordfälle bearbeiteten. Er hatte die Morde als Selbstmorde inszeniert und Abschiedsbriefe mit Versen aus Gedichten Edgar Allan Poes hinterlassen. Er ermordete in einem Zeitraum von drei Jahren acht Männer, bis ein Journalist die Pseudoselbstmorde als solche aufdeckte und die Jagd auf den Täter begann. Backus wurde gestellt und in Los Angeles von einer Agentin niedergeschossen. Er stand damals im Verdacht, einen Anschlag auf einen Detective des Morddezernats der Hollywood Division des LAPD geplant zu haben. Das war mein Dezernat gewesen. Die Zielperson, Ed Thomas, war ein Kollege von mir, und das war mein Bezug zu dem Fall. Ich erinnere mich, großes persönliches Interesse am Poeten gehabt zu haben.
    Jetzt las ich, was hinter den Kulissen passiert war. Offiziell war der Fall vom FBI zu den Akten gelegt worden. Aber inoffiziell hatte es immer geheißen, Backus habe überlebt. Nachdem er angeschossen worden war, war Backus zunächst in das unterirdische Hochwasser-Abflusssystem von Los Angeles entkommen. Sechs Wochen später war zwar eine Leiche mit einer Schusswunde an der richtigen Stelle gefunden worden, aber sie war schon so stark verwest, dass eine physische Identifizierung und ein Fingerabdruckvergleich nicht mehr möglich waren. Tiere auf Nahrungssuche – hieß es – hatten einzelne Körperteile verschleppt, darunter den Unterkiefer und damit die einzigen Zähne, die mithilfe zahnärztlicher Unterlagen zu einer Identifizierung hätten verwendet werden können. Passenderweise war Backus auch verschwunden, ohne DNS-Spuren zu hinterlassen. Sie hatten also die Leiche mit der Schusswunde, aber nichts, womit sie ihre DNS hätten vergleichen können. Oder zumindest behaupteten sie das. Das FBI erklärte Backus rasch für tot und die Akte für geschlossen, und sei es auch nur, um einen frühzeitigen Schlussstrich unter die Blamage zu ziehen, die dem FBI von einem seiner eigenen Leute zugefügt worden war.
    Die Unterlagen, die McCaleb seit damals zusammengetragen hatte, bestätigten jedoch, dass diese Gerüchte stimmten. Backus war noch am Leben und auf freiem Fuß. Irgendwo. Vier Jahre zuvor war er in Holland aufgetaucht. Laut mehreren vertraulichen FBI-Bulletins, die McCaleb von FBI-Mitarbeitern erhalten hatte, hatte in Amsterdam ein Killer über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg fünf Männer ermordet. Alle Opfer waren ausländische Touristen gewesen, die nach einem

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