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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Aktendeckel geschrieben hatte. Marcia meldete sich sofort. Ich nannte meinen Namen, spulte die obligatorischen Lange-nicht-mehr-gesehen-Floskeln herunter und erklärte, dass ich wegen Terry McCaleb anrief. Ich log nicht, aber ich sagte auch nicht, dass ich in einer Mordsache ermittelte. Ich sagte, ich sähe gerade im Auftrag seiner Frau seine Akten durch und sei dabei auf Marcias Namen und Nummer gestoßen. Ich sei einfach neugierig, was für ein Verhältnis sie gehabt hätten.
    »Harry, Sie haben doch auch einige kalte Fälle bearbeitet. Diese Geschichte letztes Jahr oben in Ihrem Haus hat sich doch auch aus einem kalten Fall entwickelt, oder?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie ja, wie das ist. Manchmal klammert man sich an jeden Strohhalm, nimmt jede Hilfe an, die man kriegen kann. Eines Tages rief mich Terry an und bot mir seine Dienste an. Nicht für einen bestimmten Fall. Er hatte, glaube ich, in der Times einen Artikel über unsere Einheit gelesen und gab mir im Grunde nur zu verstehen, ich sollte ihm einfach Bescheid sagen, falls ich bei der Erstellung eines Täterprofils mal seine Hilfe bräuchte. Er war einer von den Guten. Ich habe es aufrichtig bedauert, als ich das mit ihm erfuhr. An sich wollte ich zur Trauerfeier nach Catalina rüberkommen, aber dann kam irgendwas dazwischen.«
    »Wie das immer so ist. Sind Sie mal auf sein Angebot, Ihnen zu helfen, zurückgekommen?«
    »Ja, in gewisser Weise schon. Und ich weiß, dass das auch ein paar der Kollegen hier getan haben. Sie wissen ja, wie es ist. Beim LAPD werden praktisch keine Profile erstellt, und wenn man auf das FBI und Quantico angewiesen ist, kann das oft Monate dauern. Und da war plötzlich jemand, der sich damit auskannte und nichts dafür wollte. Er wollte bloß was zu tun haben. Deshalb haben wir auf ihn zurückgegriffen und ihn in einigen Fällen um Rat gefragt.«
    »Und wie hat er sich gemacht?«
    »Ziemlich gut. Wir arbeiten gerade immer noch an diesem einen Fall, der sehr interessant ist. Als der neue Polizeichef die Abteilung zusammenstellte, nahmen wir uns die Ungelösten vor. Wir stellten eine Verbindung zwischen sechs Fällen her – lauter Leichen, die oben im Valley gefunden wurden. Sie hatten verschiedene Gemeinsamkeiten, waren aber davor nie miteinander in Verbindung gebracht worden. Wir kopierten Terry die Akten, und er bestätigte unsere Vermutung. Er stellte durch, wie er es nannte, ›psychologische Gemeinsamkeiten‹ eine Verbindung zwischen ihnen her. Wir arbeiten immer noch daran, aber wenigstens wissen wir jetzt, womit wir es zu tun haben. Ich will damit sagen, dass wir auf der richtigen Spur sind. Und ich weiß nicht, ob wir da wären, wo wir sind, wenn Terry uns nicht geholfen hätte.«
    »Ah, freut mich, dass er Ihnen helfen konnte. Das werde ich seiner Frau sagen. Es hilft ihr sicher, das zu wissen.«
    »Na, wunderbar. Und, Harry, stoßen Sie wieder zu uns?«
    Ich hatte damit gerechnet, dass er fragen würde, was ich wirklich mit McCalebs Akten machte, und nicht, ob ich wieder bei der Polizei anfangen würde.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Haben Sie noch nicht von dieser neuen Dreijahresoption gehört, die der Chief eingeführt hat?«
    »Nein. Was soll das sein?«
    »Er weiß, dass wir in den letzten Jahren eine Menge guter Leute verloren haben. Diese ganzen Skandale und so, auf die hin viele gesagt haben: ›Ihr könnt mich mal, ich gehe.‹ Deshalb will er diesen Leuten jetzt eine Tür offen halten, wieder einzusteigen. Wenn man sich innerhalb von drei Jahren nach seinem Ausscheiden wieder bewirbt und genommen wird, kann man wieder einsteigen, ohne auf die Academy zu müssen. Für ältere Semester wie Sie ist das optimal.«
    Ich hörte das Grinsen in seiner Stimme.
    »Drei Jahre, hm?«
    »Genau. Wie lange ist es bei Ihnen jetzt schon her, zweieinhalb?«
    »So in etwa.«
    »Na, sehen Sie? Denken Sie mal drüber nach. Wir könnten Sie hier bei den kalten Fällen gut gebrauchen. Wir haben siebentausend Ungelöste. Suchen Sie sich einen aus, Mann.«
    Ich sagte nichts. Aus heiterem Himmel wurde ich mit dem Gedanken konfrontiert, wieder in den Polizeidienst einzutreten. In diesem Moment war ich blind für die Schattenseiten. Ich dachte nur daran, wie es wäre, wieder eine Dienstmarke zu tragen.
    »Aber vielleicht macht Ihnen das Rentnerdasein auch viel zu viel Spaß. Brauchen Sie sonst noch was, Harry?’«
    »Äh, nein, das war’s schon. Und vielen Dank, Mann, das war wirklich nett.«
    »Gern geschehen. Und überlegen Sie

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