Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
richtig.«
    Dei drehte sich zu ihr um. Rachel dachte an Bundy. Der ultimative Serienmörder. Gut aussehend, clever und bösartig. Ein Beißer war er auch. Er war der Einzige gewesen, bei dem sie Gänsehaut bekommen hatte. Bei den anderen empfand sie nur Abscheu und Ekel.
    »Woher wissen Sie, dass es stimmt, Rachel?«
    »Ich weiß es einfach. Backus war vor fünfundzwanzig Jahren an der Einrichtung der VICAP-Datenbank beteiligt. Das weiß auch Brass noch. In den nächsten acht Jahren wurden Daten dafür gesammelt. Agenten der Abteilung wurden losgeschickt, um jeden Serienmörder und Vergewaltiger zu interviewen, der in einem amerikanischen Gefängnis saß. Das war noch vor meiner Zeit, aber auch später noch, zu meiner Zeit, führten wir weiterhin diese Gespräche und gaben sie in die Datenbank ein. Bundy wurde mehrmals interviewt, hauptsächlich von Bob. Unmittelbar vor seiner Hinrichtung ließ er Bob nach Raiford runterkommen, und Bob nahm mich mit. Wir führten drei Tage lang Gespräche mit ihm. Ich erinnere mich, dass Bundy sich von Bob Kaugummi borgte. Es war Juicy Fruit. Den hat Bob immer gekaut.«
    »Und was dann?«, fragte Zigo ungläubig. »Hat er ihn Backus hinterher etwa in die Hand gespuckt?«
    »Nein, er warf ihn immer in den Abfalleimer. Wir führten die Gespräche mit ihm im Büro des Direktors des Todestrakts. Dort gab es einen Abfalleimer. Wenn das Gespräch zu Ende war, wurde Bundy abgeführt. Es gab viele Momente, in denen Backus allein in diesem Büro war. Er könnte den Kaugummi einfach aus dem Abfalleimer genommen haben.«
    »Sie sagen also, Backus hat Ted Bundys Kaugummi aus dem Müll gefischt und ihn dann aufbewahrt, um ihn Jahre später in ein Grab zu legen?«
    »Ich sage, er hat diesen Kaugummi damals in dem Wissen, dass er Bundys Zahnabdrücke aufwies, aus dem Gefängnis mitgenommen. Vielleicht war er damals nur ein Andenken. Aber später wurde er etwas anderes. Möglicherweise etwas, womit er uns verhöhnen konnte.«
    »Und wo soll er ihn aufbewahrt haben? Im Kühlschrank?«
    »Vielleicht. Dort würde ich ihn jedenfalls aufbewahren.«
    Dei drehte sich in ihrem Sitz herum.
    »Was glauben Sie, Brass?«, fragte sie.
    »Ich glaube, darauf hätte ich selbst kommen sollen. Ich glaube, Rachel liegt durchaus richtig. Ich glaube, Backus und Bundy kamen ganz gut miteinander klar. Er fuhr mehrere Male hin, um mit ihm zu sprechen. Manchmal allein. Er könnte sich den Kaugummi bei einer dieser Gelegenheiten beschafft haben.«
    Rachel beobachtete, wie Dei zustimmend nickte.
    Zigo räusperte sich. »Demnach diente das alles nur dem Zweck, uns unter die Nase zu reiben, dass das alles sein Werk ist und wie raffiniert er ist. Er will uns damit nur auf den Arm nehmen. Erst das GPS mit den Fingerabdrücken und jetzt der Kaugummi.«
    »So würde ich es auch sehen«, stimmte ihm Doran zu.
    So einfach war es aber nicht, dachte Rachel. Sie schüttelte, ohne sich dessen bewusst zu sein, den Kopf, und Zigo, der neben ihr saß, griff es auf. »Sind Sie anderer Meinung, Agent Walling?«
    Zigo musste bei Randal Alpert gelernt haben, wie man eine Beziehung zu Kollegen aufbaute. »Ich glaube nur nicht, dass es so einfach ist. Sie betrachten es aus dem falschen Blickwinkel. Vergessen Sie nicht, das GPS und Backus’ Fingerabdrücke gelangten als Erstes in unsere Hände, aber dieser Kaugummi war schon vorher in dem Grab. Er könnte beabsichtigt haben, dass der Kaugummi zuerst gefunden würde. Bevor es irgendeine direkte Verbindung zu ihm gab.«
    »Wenn dem so ist«, fragte Dei, »was hat er dann damit bezweckt?«
    »Keine Ahnung. Darauf habe ich keine Antwort. Ich sage nur, Sie sollten an diesem Punkt nicht davon ausgehen, dass wir wissen, wie der Plan oder auch die Abfolge aussehen sollte.«
    »Rachel, Sie wissen, dass wir immer ganz unvoreingenommen an alles herangehen. Wir nehmen die Dinge, wie sie kommen, und hören nie auf, sie von allen Seiten zu betrachten.«
    Das hörte sich an wie ein Spruch, der im Pressebüro in Quantico an der Wand hing, wo Agenten am Telefon gegenüber Journalisten ständig plakative Statements zu Richtlinien und Vorgehensweise des FBI abgeben mussten. Rachel beschloss, sich jetzt nicht mehr weiter mit Dei anzulegen. Sie musste aufpassen, dass sie nicht zu weit ging, und sie spürte, dass sie bei ihrer ehemaligen Schülerin nicht mehr weit von diesem Punkt entfernt war.
    »Ja, ich weiß«, sagte sie.
    »Okay, Brass, sonst noch etwas Neues?«, fragte Dei.
    »Das war’s. War ja auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher