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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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unangenehm für Sie.«
    »Nein. Das gehört dazu.«
    »Das ist sicher richtig.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    Sie kam weiter in den Raum.
    »Sie bezahlen für diese Wohnung mit einer Kreditkarte.«
    Bosch nickte, schien aber über die Schnelligkeit oder fragliche Legalität ihrer Suche nach ihm nicht überrascht. Sie ging weiter und wies mit dem Kopf auf den Straßenatlas, der auf dem Esstisch lag.
    »Wollen Sie Urlaub machen? Ich meine, wo Sie doch jetzt nicht mehr an dem Fall arbeiten.«
    »Einen Ausflug, ja.«
    »Wohin?«
    »Da bin ich noch nicht ganz sicher.«
    Sie lächelte und wandte sich der offenen Balkontür zu. Auf dem Rollfeld hinter dem Motelparkplatz konnte sie einen teuer aussehenden schwarzen Jet stehen sehen.
    »Ihren Kreditkartenunterlagen zufolge mieten Sie diese Wohnung schon fast neun Monate. Mit Unterbrechungen zwar, aber fast durchgehend.«
    »Ja, sie geben mir den Dauermieterrabatt. Beläuft sich auf zirka zwanzig Dollar am Tag, etwas in dieser Größenordnung.«
    »Das ist wahrscheinlich zu viel.«
    Er drehte sich um die eigene Achse und nahm die Wohnung in Augenschein, als wäre es das erste Mal.
    »Ja.«
    Beide standen noch. Rachel wusste, dass er wegen des Besuchs, den er erwartete, nicht wollte, dass sie sich setzte oder blieb. Deshalb beschloss sie, selbst die Initiative zu ergreifen. Ohne dazu aufgefordert zu werden, setzte sie sich auf die abgenutzte Couch.
    »Warum haben Sie diese Wohnung schon neun Monate?«, fragte sie.
    Er zog einen Stuhl unter dem Esstisch hervor, brachte ihn zur Couch und setzte sich.
    »Das hat nichts mit dieser Geschichte hier zu tun, falls es das ist, was Sie meinen.«
    »Nein, das habe ich damit nicht gemeint. Ich bin nur neugierig, mehr nicht. Sie sehen mir nicht nach einem Spieler aus – jedenfalls nicht um Geld. Und das hier sieht nach einer Bleibe für Leute aus, die echt hart drauf sind.«
    Er nickte.
    »Ist es auch. Das und für Leute mit anderen Süchten. Ich bin hier, weil meine Tochter hier lebt. Bei ihrer Mutter. Ich versuche, sie kennen zu lernen. Wahrscheinlich ist sie meine Sucht.«
    »Wie alt ist sie?«
    »In Kürze wird sie sechs.«
    »Wie schön. Ist ihre Mutter Eleanor Wish, die ehemalige FBI-Agentin?«
    »Richtig. Was kann ich für Sie tun, Agent Walling?«
    Sie lächelte. Sie mochte Bosch. Er kam sofort zur Sache. Anscheinend ließ er sich von nichts und niemandem einschüchtern. Sie fragte sich, woher das kam. Lag es daran, dass er eine Dienstmarke gehabt hatte oder dass er anderes Gepäck hatte?
    »Zunächst mal können Sie mich Rachel nennen. Aber ich glaube, es geht mehr darum, was ich für Sie tun kann. Sie wollten, dass ich mit Ihnen Kontakt aufnehme, nicht?«
    Er lachte, aber es war ein humorloses Lachen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Vernehmung. Die Blicke, das Nicken, das Lächeln, das alles. Sie haben sich mich da drinnen als so eine Art Brieffreundin ausgesucht. Eine Verbindung herzustellen versucht. Das Kräfteverhältnis etwas auszugleichen versucht, aus einem Eins-gegen-drei ein Zwei-gegen-zwei zu machen.«
    Bosch sah achselzuckend auf den Balkon hinaus.
    »War nur so eine Vermutung. Ich … ich weiß nicht, ich fand nur irgendwie, Sie wurden dort nicht fair behandelt, mehr nicht. Und ich glaube zu wissen, wie das ist.«
    »Es ist acht Jahre her, seit ich vom FBI das letzte Mal fair behandelt worden bin.«
    Er sah wieder sie an.
    »Alles wegen Backus?«
    »Das und wegen anderer Dinge. Ich habe ein paar Fehler gemacht, und das FBI vergisst nie.«
    »Wie das ist, weiß ich auch.«
    Er stand auf.
    »Ich hole mir ein Bier«, sagte er. »Möchten Sie auch eins, oder ist das ein dienstlicher Besuch?«
    »Ich könnte eines vertragen, Dienst hin oder her.«
    Er stand auf, nahm das offene Bier vom Esstisch und ging in die kleine Küche. Er stellte die Flasche in die Spüle und nahm zwei neue aus dem Kühlschrank. Er machte sie auf und brachte sie zur Sitzgruppe. Rachel wusste, sie musste vorsichtig und auf der Hut sein. Der Grat, wer in solchen Situationen wen austrickste, war sehr schmal.
    »Zu dieser Wohnung gehören zwar auch Gläser im Küchenschrank, aber denen würde ich nicht trauen«, sagte er und reichte ihr die Flasche.
    »Aus der Flasche ist völlig okay.«
    Sie nahm ihre und stieß ganz bewusst mit ihm an. Dann nahm sie einen kurzen Schluck. Sierra Nevada, es schmeckte gut. Sie merkte, dass er sie beobachtete, ob sie wirklich trank. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, obwohl sie es nicht

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