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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nur so gesagt. Sie wollen doch mit mir arbeiten, Buddy. Dann bleiben Sie ein paar Minuten im Auto sitzen, damit es nicht abgeschleppt wird. Ich müsste mal eben auf einen Sprung da rein.«
    »Wozu?«
    »Um zu sehen, ob jemand hier ist.«
    »Wer?«
    Ich sprang aus dem Auto und schloss die Tür, ohne seine Frage zu beantworten, weil ich wusste, dass bei Buddy jede Antwort zu einer weiteren Frage führte, und dafür hatte ich jetzt keine Zeit.
    Ich kannte das Bellagio so gut wie die Kurven des Mulholland Drive. Es war der Ort, an dem Eleanor Wish, meine Exfrau, ihren Lebensunterhalt verdiente und wo ich ihr schon mehr als einmal dabei zugesehen hatte. Ich bahnte mir rasch einen Weg durch das noble Casino, um den Spielautomaten-Obstgarten herum zum Pokerzimmer.
    Es herrschte nur an zwei Pokertischen Betrieb. Es war sehr früh. Ich ließ den Blick rasch über die dreizehn Spieler gleiten und konnte Eleanor nirgendwo sehen. Ich schaute zur Saalaufsicht und stellte fest, dass ich den Mann, der an diesem Abend Dienst hatte, von den Gelegenheiten kannte, bei denen ich mit Eleanor hierher gekommen war und ihr beim Spielen zugesehen hatte. Ich ging zu ihm.
    »Hallo, Freddy, was läuft so?«
    »Eine Menge Titten und Ärsche laufen hier heute Abend rum.«
    »Das ist gut. Dann gibt’s was für Sie zu sehen.«
    »Ich kann nicht klagen.«
    »Wissen Sie, ob Eleanor heute herkommt?«
    Eleanor hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, bei der Saalaufsicht Bescheid zu geben, wenn sie an einem bestimmten Abend vorhatte, zum Spielen ins Casino zu kommen. Manchmal hielten sie ihr Plätze an Tischen frei, an denen um hohe Einsätze oder auf höherem Niveau gespielt wurde. Manchmal arrangierten sie Privatrunden. Meine Ex war fast so etwas wie ein Geheimtipp, eine Attraktion für Insider. Sie war eine attraktive Frau, die eine verdammt gute Pokerspielerin war. Für eine bestimmte Sorte Männer stellte das eine Herausforderung dar. Die cleveren Casinos wussten das und machten es sich zunutze. Im Bellagio wurde Eleanor immer sehr zuvorkommend behandelt. Wenn sie etwas brauchte – sei es einen Drink oder eine Suite oder dass ein unverschämter Spieler vom Tisch entfernt wurde –, bekam sie es. Ohne lange Fragen. Und deshalb spielte sie normalerweise hier, wenn sie spielte.
    »Ja, sie wollte heute kommen«, sagte Freddy. »Im Moment habe ich zwar nichts für sie, aber sie wird kommen.«
    Ich wartete, bevor ich ihn mit einer anderen Frage anging. Ich musste es geschickt anstellen. Ich stützte mich auf das Geländer und beobachtete beiläufig den Geber, der gerade die letzten Karten austeilte, die wie ein leises kleines Flüstern auf dem blauen Filz landeten. Fünf Spieler waren noch dabei. Ich beobachtete ihre Gesichter, als sie die letzte Karte aufdeckten. Ich hielt nach verräterischen Reaktionen Ausschau, sah aber keine.
    Eleanor hatte mir einmal erzählt, dass die richtigen Spieler die letzte Karte »River«, Fluss, nannten, weil sie einem Leben gab oder es mit sich nahm. Wenn man das Blatt bis zur siebten Karte durchspielte, hing alles von ihr ab.
    Drei der fünf Spieler stiegen sofort aus. Die restlichen zwei trieben den Einsatz weiter hoch, und einer der Männer, die ich beobachtet hatte, strich mit drei Siebenern den Pot ein.
    »Wann wollte sie kommen?«, fragte ich Freddy.
    »Äh, zur üblichen Zeit. Gegen acht.«
    Obwohl ich mir den Anschein der Beiläufigkeit gegeben hatte, merkte ich, dass Freddy Bedenken kamen, denn ihm wurde bewusst, dass er eigentlich Eleanor verpflichtet war und nicht ihrem Exehemann. Da ich bekommen hatte, was ich brauchte, dankte ich ihm und ging weg. Eleanor hatte vor, unsere Tochter zu Bett zu bringen und dann zur Arbeit hierher zu kommen. Maddie würde von der im Haus wohnenden Kinderfrau beaufsichtigt.
    Als ich an den Eingang des Casinos zurückkam, war mein Auto leer. Ich sah mich nach Buddy um und entdeckte ihn, wie er mit einem der Parkwächter redete. Ich rief ihm einen Gruß zu und winkte zum Abschied. Aber er kam auf mich zugerahnt und erreichte mich an der Tür des Mercedes.
    »Fahren Sie schon?«
    »Ja, das habe ich Ihnen doch gesagt. Ich wollte nur ein paar Minuten da rein. Danke, dass Sie bei meinem Auto geblieben sind, wie ich Sie gebeten habe.«
    Er kapierte nicht.
    »Kein Problem«, sagte er. »Haben Sie ihn gefunden?«
    »Wen?«
    »Na, wen Sie treffen wollten.«
    »Ja, Buddy, habe ich. Wir sehen uns –«
    »Jetzt kommen Sie schon, Mann, lassen Sie uns das zusammen durchziehen. Terry war auch

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