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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mein Freund.«
    Das gab mir zu denken.
    »Das kann ich verstehen, Buddy. Aber wenn Sie etwas für Terry tun wollen, ist das Beste, was Sie im Moment tun können, wieder nach Hause zu fahren, auf die Agenten zu warten und ihnen dann Punkt für Punkt alles zu erzählen, was Sie wissen. Verschweigen Sie ihnen nichts.«
    »Auch nicht, dass Sie mich aufs Boot rübergeschickt haben, um die Akte zu stehlen und die Fotos zu holen?«
    Jetzt versuchte er nur, mich zu provozieren, weil er endlich begriff, dass ich ihn nicht dabeihaben wollte.
    »Meinetwegen können Sie es ihnen ruhig erzählen«, sagte ich. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mit ihnen zusammenarbeite. Sie wissen es bestimmt schon, wenn sie bei Ihnen aufkreuzen. Aber nur, damit da keine Missverständnisse aufkommen: Ich habe Sie nicht aufgefordert, irgendetwas zu stehlen. Ich arbeite für Graciela. Das Boot und alles, was sich darauf befindet, gehört ihr. Einschließlich dieser Akten und Fotos.«
    Ich stieß ihm den Finger fest gegen die Brust.
    »Haben Sie verstanden, Buddy?«
    Er wich zurück.
    »Ja, ich habe verstanden. Ich wollte nur …«
    »Gut.«
    Dann reichte ich ihm die Hand. Wir schüttelten uns die Hände, aber die Geste hatte nichts besonders Freundliches.
    »Ich melde mich bei Ihnen, Buddy.«
    Er ließ meine Hand los, und ich stieg ein und schloss die Tür. Ich startete den Motor und fuhr weg. Im Rückspiegel beobachtete ich, wie er durch die Drehtür hineinging, und ich wusste, dass er sein ganzes Geld wieder verlieren würde, bevor die Nacht zu Ende war. Er hatte Recht gehabt. Er hätte den Spieltisch nicht verlassen sollen, als er eine Glückssträhne hatte.
    Die Uhr am Armaturenbrett sagte mir, dass Eleanor ihr Haus erst in neunzig Minuten verlassen würde, um zur Arbeit ins Casino zu fahren. Ich hätte sofort hinfahren können, aber ich wusste, es wäre besser, zu warten. Ich wollte meine Tochter sehen, aber nicht meine Exfrau. Ich war ihr ewig dankbar dafür, dass sie so freundlich gewesen war, mir uneingeschränktes Besuchsrecht einzuräumen, solange sie arbeiten war. Das wäre also kein Problem. Und es war mir egal, ob Maddie wach war oder nicht. Ich wollte sie nur sehen, ihren Atem hören und ihr Haar berühren. Aber anscheinend entgleisten Eleanor und ich bei jeder unserer Begegnungen, und die Atmosphäre war von gegenseitigem Verdruss geprägt. Es war am besten, immer nur dann bei ihr zu Hause aufzukreuzen, wenn sie nicht da war.
    Ich hätte zum Double X zurückfahren und noch eine Stunde damit verbringen können, die Akten über den Poeten zu lesen, aber stattdessen fuhr ich durch die Gegend. Die Paradise Road war weniger verstopft als der Strip. Das ist immer so. Ich fuhr auf der Harmon Lane zu ihr hinüber und dann nach Norden und fast sofort auf den Parkplatz des Embassy Suites. Vielleicht hatte Rachel Walling Lust auf eine Tasse Kaffee und ein paar ausführlichere Erläuterungen zu unserem bevorstehenden Ausflug. Ich fuhr über den Parkplatz und hielt nach einem FBI-Auto Ausschau, das wegen seiner billigen Radkappen und der Behördenkennzeichen sofort zu erkennen gewesen wäre. Aber ich sah keines. Ich holte mein Handy heraus, rief die Auskunft an und ließ mir die Nummer des Embassy Suites geben. Dann rief ich dort an und ließ mich zu Rachel Wallings Zimmer durchstellen. Ich ließ es mehrere Male läuten, aber niemand ging dran. Ich legte auf und dachte kurz nach. Dann klappte ich das Handy noch einmal auf und wählte die Handynummer, die sie mir gegeben hatte. Sie meldete sich sofort.
    »Hallo, hier Bosch, was treiben Sie gerade?«, sagte ich so beiläufig wie möglich.
    »Nichts, nur ein bisschen rumtrödeln.«
    »Sind Sie im Hotel?«
    »Ja, wieso?«
    »Ach, einfach so. Ich dachte nur, ob Sie vielleicht Lust auf eine Tasse Kaffee oder so hätten. Ich bin gerade unterwegs und muss etwas Zeit totschlagen. Ich könnte in ein paar Minuten in Ihrem Hotel sein.«
    »Oh, das ist nett, aber vielen Dank, ich glaube, ich will heute Abend nicht mehr aus meinem Zimmer.«
    Natürlich kannst du nicht rauskommen, dachte ich. Du bist doch gar nicht da.
    »Um ganz ehrlich zu sein, macht mir der Jetlag noch etwas zu schaffen. Mich erwischt es immer erst am zweiten Tag. Und außerdem müssen wir morgen früh raus.«
    »Klar, kann ich verstehen.«
    »Es ist nicht so, dass ich keine Lust hätte. Vielleicht morgen, ja?«
    »Okay. Es bleibt also bei acht Uhr.«
    »Ich warte vor dem Eingang.«
    Wir legten auf, und ich spürte die erste Last des

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