Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
Dienstag auf Molins Beerdigung. Ich nehme an, daß ich dann Mittwoch nach Hause fahre. Ich sage dir Bescheid, wann ich komme.«
    »Rufst du mich heute abend an?«
    »Ja, ich melde mich.«
    Während des Gesprächs war ihm der Schweiß ausgebrochen. Es gefiel ihm nicht, daß es so leicht war, zu lügen. Er stand auf. Sein schlechtes Gewissen würde er nicht loswerden, wenn er zwischen den Laken liegenbliebe. Er zog sich an und ging frühstücken. Jetzt war wieder das vertraute Mädchen in der Rezeption. Er fühlte sich sofort ruhiger.
    »Wir wollen heute in Ihrem Zimmer den Fernseher austauschen«, sagte sie. »Wann paßt es Ihnen?«
    »Jederzeit. Giuseppe Larsson? Ist der hier?«
    »Ich glaube nicht, daß er heute nacht in seinem Zimmer gewesen ist. Der Schlüssel ist noch hier. Haben Sie schon jemanden festgenommen?«
    »Nein.«
    Er machte ein paar Schritte auf den Speisesaal zu, wandte sich aber noch einmal um. »Und Veronica Molin? Ist sie noch da?«
    »Als ich um sechs kam, ist sie gerade gegangen.«
    Stefan wußte, daß er noch etwas fragen wollte, aber es fiel ihm nicht mehr ein.
    Sein Kater bereitete ihm Übelkeit. Er trank ein Glas Milch und setzte sich mit einer Tasse Kaffee an den Tisch. Sein Handy klingelte.
    Es war Giuseppe. »Schon wach?«
    »Einigermaßen. Ich trinke Kaffee. Und du?«
    »Ich habe ein paar Stunden in Eriks Büro geschlafen.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Es passiert ständig etwas. Oben in Funäsdalen ist es immer noch neblig. Rundström zufolge steht alles still. Sobald sich der Nebel gelichtet hat, fangen sie wieder an, mit den Hunden zu suchen. Was machst du gerade? Abgesehen davon, daß du Kaffee trinkst?«
    »Nichts.«
    »Dann komme ich vorbei. Ich dachte, du könntest bei einem Besuch dabeisein.«
    Zehn Minuten später kam Giuseppe in den Speisesaal gestürmt. Unrasiert und hohläugig, aber voller Energie. Er trank eine Tasse Kaffee und setzte sich Stefan gegenüber. In der Hand hielt er eine Plastiktüte, die er auf den Tisch legte. »Erinnerst du dich an den Namen Hanna Tunberg?« fragte er.
    Stefan dachte nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Das ist die Frau, die Herbert Molin gefunden hat. Seine Putzfrau. Die alle vierzehn Tage kam.«
    »Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Es hat in den Papieren gestanden, die ich in deinem Büro gelesen habe.«
    Giuseppe legte die Stirn in Falten. »Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, daß du in meinem Büro gewesen bist«, sagte er, »und dabei ist es erst zwei Wochen her.«
    Er schüttelte den Kopf, als habe er gerade eine große Entdeckung über die Zeit und ihren Verlauf gemacht.
    »Ich weiß noch, daß etwas mit ihrem Mann gewesen ist«, sagte Stefan.
    »Er hat einen Schock erlitten, als er Molins Leiche am Waldrand entdeckte. Wir haben ein paar ausführliche Gespräche mit ihr geführt, und dabei hat sich gezeigt, daß sie Molin eigentlich überhaupt nicht kannte, obwohl sie dort saubergemacht hat. Sie behauptete, er habe sie nie allein gelassen. Bewachte sie. Außerdem ließ er sie das Gästezimmer nicht putzen. Und da war die Puppe. Sie fand ihn eingebildet und unangenehm. Aber bezahlt hat er gut.«
    Giuseppe stellte die Tasse ab. »Sie hat heute früh angerufen und gesagt, daß sie sich beruhigt und noch einmal nachgedacht habe. Sie glaubt, daß sie noch etwas zu erzählen hat. Ich fahre jetzt zu ihr. Ich dachte, du hättest vielleicht Lust mitzukommen.«
    »Gern.«
    Giuseppe öffnete die Plastiktüte und nahm eine Fotografie heraus, die sich in einem Rahmen hinter Glas befand. Das Foto zeigte eine Frau um die Sechzig. »Weißt du, wer das hier ist?«
    »Nein.«
    »Katrin Andersson. Abraham Anderssons Frau.«
    »Warum hast du sie bei dir?«
    »Weil Hanna Tunberg mich darum gebeten hat. Sie möchte sehen, wie Abrahams Frau aussieht. Warum, weiß ich nicht. Aber ich habe heute morgen einen Kollegen nach Dunkärret geschickt, um das Foto zu holen.«
    Giuseppe trank seinen Kaffee aus und stand auf. »Hanna Tunberg wohnt in Ytterberg. Das ist ganz in der Nähe.«
    Das Haus war alt und gepflegt. Es lag schön, mit der Aussicht über die bewaldeten Höhen. Ein Hund bellte, als sie anhielten. Auf dem Hofplatz vor dem Haus stand eine Frau neben einem rostigen Traktor und erwartete sie.
    »Hanna Tunberg«, sagte Giuseppe. »Als ich sie zuletzt gesehen habe, hatte sie dieselben Kleider an. Sie gehört zu einem Menschentyp, den es bald nicht mehr gibt.«
    »Und was sind das für Leute?«
    »Menschen, die sich ihre Sonntagskleider anziehen, wenn

Weitere Kostenlose Bücher