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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Werden Sie kommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Stefans Essen wurde gebracht.
    »Wie können Sie so lange bleiben?« fragte er. »Ich hatte das Gefühl, es sei schwer für Sie gewesen, überhaupt zu kommen. Und jetzt bleiben Sie immer länger.«
    »Bis Mittwoch, länger nicht. Dann fahre ich wieder.«
    »Und wohin?«
    »Zuerst nach London, dann nach Madrid.«
    »Ich bin nur ein einfacher Polizeibeamter. Aber ich muß zugeben, daß ich neugierig bin, womit Sie sich eigentlich beschäftigen.« »Auf Englisch nennt man es einen >Dealmaker<. Oder >Bro-ker<. Auf Schwedisch heißt es Makler und bezeichnet jemanden, der verschiedene Interessenten miteinander in Verbindung bringt und dafür sorgt, daß zwischen ihnen ein Vertrag geschlossen wird, daß es zu einem Geschäftsabschluß kommt.«
    »Darf man fragen, was man mit einer solchen Arbeit verdient?«
    »Vermutlich mehr als Sie.«
    »Das tun fast alle.«
    Sie drehte ein Weinglas um und schob es ihm über das Tischtuch zu. »Ich habe es mir anders überlegt.«
    Stefan goß ihr Wein ein. Sie stießen an. Er fand, daß sie ihn jetzt auf eine andere Weise ansah. Nicht so abwartend wie zuvor.
    »Ich habe heute Elsa Berggren besucht«, sagte sie. »Ich sehe jetzt ein, daß ich ungelegen kam. Sie erzählte, was in der Nacht passiert ist. Und sie erzählte auch von Ihnen. Haben Sie ihn gefaßt?«
    »Noch nicht. Außerdem bin nicht ich es, der hier jemanden faßt. Ich gehöre nicht zu der Ermittlung.«
    »Aber die Polizei geht davon aus, daß der Mann, der Sie überfallen hat, derjenige ist, der meinen Vater getötet hat?«
    »Ja.«
    »Ich habe vorhin versucht, Giuseppe Larsson anzurufen. Trotz allem habe ich doch ein gewisses Recht darauf zu erfahren, was vor sich geht. Wer ist dieser Mann?«
    »Wir glauben, daß er Fernando Hereira heißt und Argentinier ist.«
    »Ich glaube kaum, daß mein Vater jemanden aus Argentinien gekannt hat. Und was sollte das Motiv gewesen sein?«
    »Etwas, was während des Zweiten Weltkriegs geschehen ist.«
    Sie zündete sich eine weitere Zigarette an. Stefan blickte auf ihre Hände und wünschte, er könnte sie berühren.
    »Die Polizei glaubt also nicht an meine Theorie? An die Frau in England?«
    »Das eine schließt das andere nicht aus. Sie müssen auf breiter Front und ohne vorgefaßte Meinungen ermitteln. Das ist eine unserer Grundregeln.« »Ich sollte nicht rauchen, während Sie essen.«
    »Das macht nichts. Ich habe schon Krebs.«
    Sie sah ihn fragend an. »Habe ich richtig gehört?«
    »Es war nur ein Scherz. Ich bin vollkommen gesund.«
    Am liebsten hätte er den Tisch verlassen, wäre in sein Zimmer hinaufgegangen und hätte Elena angerufen. Aber jetzt ritt ihn etwas anderes.
    »Das war ein seltsamer Scherz.«
    »Ich wollte nur sehen, wie Sie reagieren.«
    Sie legte den Kopf schief und blinzelte. »Sitzen Sie hier und versuchen mich anzumachen?«
    Er leerte sein Weinglas. »Tun das nicht alle Männer? Es muß Ihnen doch bewußt sein, daß Sie sehr schön sind.«
    Sie schüttelte den Kopf, ohne etwas zu sagen. Zog das Glas fort, als Stefan ihr Wein nachschenken wollte.
    Er füllte sein eigenes bis zum Rand. »Worüber haben Sie mit Elsa Berggren gesprochen?«
    »Sie war müde. Ich wollte wohl in erster Linie die Frau treffen, die meinen Vater gekannt und die ihm das Haus beschafft hat, in dem er gestorben ist. Wir haben nicht besonders viel geredet.«
    »Ich frage mich, was die beiden für ein Verhältnis hatten. Abgesehen davon, daß sie beide nationalsozialistisch gedacht haben.«
    »Sie bedauerte, daß mein Vater tot ist. Ich saß dort nur eine kurze Weile. Ich mochte sie nicht.«
    Stefan bestellte Kaffee und einen Cognac und bat um die Rechnung.
    »Was glauben Sie, wo sich Fernando Hereira im Augenblick aufhält?«
    »Vielleicht oben im Fjäll. Aber er ist noch hier in der Gegend.«
    »Warum?«
    »Ich glaube, er will wissen, wer Abraham Andersson getötet hat.«
    »Ich habe immer noch nicht verstanden, was der Mann mit meinem Vater gemeinsam hatte.«
    »Das wissen auch wir nicht. Aber früher oder später wird es sich klären. Wir werden beide Täter ergreifen, und wir werden das Motiv finden.«
    »Das will ich hoffen.«
    Stefan goß den Cognac hinunter und trank einen Schluck Kaffee hinterher. Nachdem er die Rechnung unterschrieben hatte, standen sie auf und gingen hinaus in die Rezeption.
    »Darf ich Ihnen noch ein Glas Cognac anbieten?« fragte sie. »In meinem Zimmer? Aber erwarten Sie nicht mehr von mir ...«
    »Ich habe schon

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