Die Rückkehr des Tanzlehrers
Giuseppe. »Und alle sind wichtig. Aber wir können auf keine von ihnen antworten. Jedenfalls noch nicht.«
Sie eilten durch den Regen zum Wagen. Der Hund hatte sich in seine Hütte zurückgezogen und beobachtete stumm ihre Abfahrt. Es war der zweite finstere Hund, den Stefan in kurzer Zeit gesehen hatte. Er fragte sich, was der Hund von dem, was geschehen war, begriffen haben mochte.
Kurz bevor sie auf die Hauptstraße einbogen, bremste Giuseppe und hielt an. »Ich muß Rundström anrufen. Aber ich vermute, daß sich der Nebel noch nicht gelichtet hat. Außerdem habe ich heute morgen im Radio gehört, daß es Sturm geben soll.«
Er wählte die Nummer. Stefan versuchte an Elena zu denken, aber er sah Hanna Tunberg vor sich, wie sie nach Luft rang und mit einem zischenden Laut vornübergefallen war.
Rundström hatte sich gemeldet. Giuseppe erzählte von Hanna Tunbergs Tod. Dann stellte er Fragen. Über den Nebel. Den Hund. Den Mann im Gebirge.
Das Gespräch war kurz. Giuseppe legte das Handy hin und betastete seinen Hals. »Bei jeder Erkältung denkt man, sie ist tödlich. Es ist nicht einmal eine Stunde vergangen, seit Hanna Tunberg vor unseren Augen gestorben ist. Und trotzdem mache ich mir Sorgen wegen meiner Erkältung.«
»Warum sollte man sich um einen Menschen Sorgen machen, der bereits gestorben ist?«
Giuseppe sah ihn an. »Ich denke nicht an sie«, sagte er. »Ich denke an meinen eigenen Tod. Den einzigen, der für mich wirklich von Interesse ist.«
Stefan hämmerte mit der Faust gegen das Wagendach. Woher der Ausbruch gekommen war, wußte er nicht. »Du sitzt da und jammerst über deine Erkältung, während ich vielleicht bald sterbe.«
Er riß die Wagentür auf und lief in den Regen hinaus.
Giuseppe öffnete seine Tür. »Tut mir leid. Das war gedankenlos.«
Stefan verzog das Gesicht. »Ist das nicht völlig egal? Krebs oder Erkältung?«
Er setzte sich wieder in den Wagen und starrte durch die nasse Windschutzscheibe. Die Bäume bewegten sich träge. Er hatte Tränen in den Augen. Der Schleier war in seinen Augen, nicht auf der Windschutzscheibe.
Sie fuhren zurück nach Sveg. Stefan lehnte den Kopf an die Seitenscheibe. Versuchte die Bäume zu zählen. Gab es auf. Fing wieder von vorn an. Da war Elena. Und Veronica. Wo er sich selbst befand, wußte er nicht.
Um halb eins hielten sie vor dem Hotel. Giuseppe sagte, er habe Hunger. Der Regen trommelte aufs Wagendach. Sie hasteten mit über die Köpfe gezogenen Jacken in die Rezeption.
Das Mädchen in der Rezeption stand auf. »Sie sollen Erik Johansson anrufen«, sagte sie. »Er hat versucht, Sie zu erreichen. Es eilt.«
Giuseppe nahm sein Handy aus der Tasche und fluchte. Es war ausgeschaltet. Er schaltete es ein und setzte sich auf ein Sofa. Stefan blätterte in einer Broschüre, die auf dem Tresen lag. »Alte Sennenwirtschaft in Härjedalen«. Immer noch hatte er das Bild der sterbenden Hanna Tunberg vor Augen. Das Mädchen in der Rezeption suchte in einer Mappe nach einem Papier. Giuseppe telefonierte mit Erik Johansson.
Stefan dachte, daß er in erster Linie Lust hatte zu onanieren. Als einzige Möglichkeit, die vergangene Nacht und den Betrug an Elena zu beschließen.
Giuseppe stand auf.
Stefan merkte sofort, daß ihn das Telefonat beunruhigt hatte. »Ist etwas passiert?«
Das Mädchen an der Rezeption betrachtete sie neugierig.
Stefan entdeckte plötzlich, daß der Computer, an dem sie arbeitete, das gleiche Modell war, das Veronica Molin in ihrem Zimmer hatte.
Giuseppe zog Stefan mit in den leeren Speisesaal. »Vielleicht hat der Mann im Gebirge einen Weg durch den Nebel gefunden, der nicht überwacht worden ist. Dann muß er irgendwo an der Straße einen anderen Wagen gestohlen haben.«
Stefan verstand nicht.
»Erik ist gerade zu Hause gewesen, um zu essen«, fuhr Giuseppe fort, »und hat entdeckt, daß bei ihm eingebrochen worden ist. Es fehlen eine Pistole und ein Gewehr. Einschließlich Munition und Zielfernrohr. Es muß heute passiert sein. Früh am Morgen.«
Giuseppe befingerte erneut seinen Hals. »Natürlich kann es auch jemand anders gewesen sein. Aber der Mann aus Argentinien hält sich immer noch hier in der Gegend auf. Er bedroht Elsa Berggren. Er will etwas, ohne daß wir verstehen, was. Ein solcher Mann sieht vielleicht plötzlich ein, daß er wieder eine Waffe braucht. Wenn er klug ist, hat er die anderen verschwinden lassen. Und wer besitzt Waffen? Ein Polizist.«
»Dann muß er gewußt haben, daß Erik
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