Die Rückkehr des Tanzlehrers
Wust von Details und Berichten sortiert werden. Giuseppe trieb sie an. Sie durften sich nicht mit unnötigen Kleinigkeiten aufhalten. Gleichzeitig mußte er entscheiden, was wichtig war und was warten konnte. Stefan versuchte zuzuhören, merkte aber, daß sich sein Kopf mit Bildern von Frauen füllte. Hanna Tunberg, die aus dem Stuhl hochgekommen und dann vornüber auf den Tisch gestürzt war. Veronica Molins Hand und ihr im Schlaf unbeweglicher Rücken. Und Elena. Vor allem Elena. Er schämte sich dafür, daß er sie vor Veronica Molin verleugnet hatte.
Er schob die Gedanken fort und versuchte sich darauf zu konzentrieren, was am Tisch gesagt wurde.
Sie sprachen über die Waffen, die bei der Ermordung Herbert Molins benutzt worden waren. Irgendwoher mußten sie gekommen sein. Weil sie annehmen konnten, daß Hereira aus dem Ausland nach Schweden eingereist war, mußten sie auch davon ausgehen, daß er sich die Waffen in Schweden beschafft hatte. Giuseppe hatte eine Liste mit den Waffendiebstählen der letzten Monate vor sich. Er ging sie durch und legte sie zur Seite. Keine schwedische Grenzkontrolle besaß irgendeine Information darüber, ob ein Mann namens Fernando Hereira aus Argentinien die Grenze überquert hatte.
»Nun liegt es bei Interpol«, sagte Giuseppe. »Nach dem, was ich von früher her weiß, kann es schwierig sein, mit südamerikanischen Ländern zu tun zu haben. Vor ein paar Jahren ist ein Mädchen aus Järpen in Rio de Janeiro verschwunden. Es war die reinste Hölle, irgendwelche Informationen von der brasilianischen Polizei zu erhalten. Gott sei Dank ist sie von selbst wiedergekommen. Sie hatte sich in einen Indianer verliebt und eine Zeitlang irgendwo im Amazonasgebiet gelebt. Aber die
Verliebtheit ging vorüber. Jetzt ist sie Grundschullehrerin und mit einem Mann verheiratet, der im Reisebüro in Östersund arbeitet. Angeblich hat sie das Haus voller Papageien.«
Eine gewisse Heiterkeit breitete sich im Raum aus. Giuseppe hob die Hand. »Wir können nur hoffen, daß ein geeigneter Fernando Hereira auftaucht.«
Neue Papiere wurden zur Seite gelegt. Es gab eine vorläufige Skizze von Abraham Anderssons Leben, die bei weitem noch nicht vollständig war. Bisher hatten sie nichts gefunden, was ihn mit Herbert Molin verbunden hätte. Nach Hanna Tunbergs Aussage mußten sie so schnell wie möglich mehr Leute darauf ansetzen, in Anderssons Vergangenheit zu graben. Darin waren sich alle einig.
Stefan sah, wie Giuseppe mit seiner Ungeduld kämpfte. Er weiß, daß er in dem Moment ein schlechter Polizist wird, in dem er seine Ruhe verliert, dachte Stefan. Sie hielten sich eine Weile bei Hanna Tunberg auf.
Erik Johansson erzählte, daß sie eine Mitbegründerin von Svegs Curlingclub gewesen sei, der inzwischen sogar auf internationaler Ebene erfolgreich war. »Sie waren oben im Park am Bahnhof zugange. Ich weiß noch, wie sie, wenn es im Herbst kalt genug geworden war, mit dem Wasserschlauch dagestanden und gespritzt hat, damit es ordentliches Eis gab.«
»Und jetzt ist sie tot«, sagte Giuseppe. »Ich kann euch versichern, daß es ein gräßliches Erlebnis war.«
»Woran lag es?« fragte einer der Polizisten, der bisher geschwiegen hatte.
Stefan erinnerte sich, daß er aus Hede kam.
Giuseppe zuckte mit den Schultern. »Schlaganfall. Vielleicht ein Blutgerinnsel im Gehirn. Oder das Herz. Sie war Kettenraucherin. Das letzte, was sie vor ihrem Tod getan hat, war, daß sie uns etwas über Elsa Berggren erzählt hat. Sie glaubte, sie einmal im Frühjahr in Abraham Anderssons Haus gesehen zu haben. Hanna Tunberg war ehrlich genug, darauf hinzuweisen, daß sie sich nicht sicher war. Aber wenn sie recht gehabt hat, bedeutet das zumindest zwei Dinge. Erstens hat es eine Verbindung zwischen Andersson und Molin gegeben, und zweitens ist diese Verbindung eine Frau gewesen. Außerdem sollten wir bedenken, daß Elsa Berggren bisher verneint hat, Abraham Andersson mehr als flüchtig gekannt zu haben.«
Giuseppe griff nach einer Mappe und suchte ein Papier. »Katrin Andersson, Abrahams Witwe, hat bei einer Vernehmung durch die Polizei in Helsingborg gesagt, daß sie den Namen Elsa Berggren nie gehört hat. Sie behauptet, ein gutes Namengedächtnis zu haben, und ihr Mann habe nie, ich zitiere, >irgendwelche Geheimnisse vor mir gehabt<.«
Giuseppe schlug die Mappe mit einem Knall zu. »Vielleicht wird sich zeigen, daß diese Behauptung ein wenig relativiert werden muß. Den Spruch hat man ja schon oft
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