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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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bedenkenswert«, fuhr Giuseppe fort. »Aber wir sollten nicht so viel spekulieren. Statt dessen sollten wir mehr Fakten sammeln. Wir müssen zum Beispiel herausfinden, was man im Rückspiegel eines Wagens sehen kann, der an der Stelle geparkt ist, die Hanna Tunberg angegeben hat. Es ist selbstverständlich, daß wir uns auf Elsa Berggren konzentrieren, ohne alles andere fallenzulassen. Jeder in diesem Raum wird mir zustimmen, daß es lange dauern kann, das, was hier in den Wäldern passiert ist, aufzuklären. Aber das bedeutet nicht, daß es länger als notwendig dauern muß. Wenn wir Glück haben, gelingt es uns, diesen Mann, der oben im Fjäll war, zu fassen und zu erfahren, daß er nicht nur Molin, sondern auch Andersson getötet hat.«
    Bevor sie ihre Besprechung beendeten, riefen sie noch einmal Rundström an.
    Der Nebel war immer noch so dicht wie zuvor.
    Es wurde vier Uhr. Die Polizisten verschwanden in verschiedene Richtungen. Nur Giuseppe und Stefan blieben im Büro sitzen. Die Sonne war untergegangen.
    Giuseppe gähnte. Plötzlich lachte er schallend los. »Du hast bei deinen Streifzügen durch Sveg nicht zufällig eine Bowlingbahn gesehen? Das ist genau das, was wir jetzt nötig hätten.«
    »Ich habe nicht mal ein Kino gefunden.«
    Giuseppe zeigte zum Fenster. »Im Folkets Hus zeigen sie Filme. Im Moment läuft >Fucking Ämal<. Der ist gut. Meine Tochter hat mich gezwungen, ihn mir anzusehen.«
    Giuseppe setzte sich hinter den Schreibtisch. »Daß Erik außer sich ist, kann ich verstehen. Es ist nicht gut, wenn einem Polizisten seine Waffen gestohlen werden. Ich vermute außerdem, daß Erik vergessen hat, die Haustür abzuschließen. Das ist hier auf dem Land ziemlich normal. Oder vielleicht hat er ein Fenster aufgelassen. Er ist ziemlich schweigsam in bezug auf die Frage, wie der Dieb ins Haus gekommen ist.«
    »Hat er nicht etwas von einem zerschlagenen Fenster gesagt?«
    »Schlimmstenfalls kann er es selbst kaputtgemacht haben. Es ist auch nicht sicher, daß der Waffenkauf ordnungsgemäß vonstatten gegangen ist. Außerdem gibt es hierzulande viele Waffen, die nicht so aufbewahrt werden, wie es das Gesetz verlangt. Vor allem Jagdwaffen.«
    Stefan öffnete ein Mineralwasser, das auf dem Tisch stand. Merkte, daß Giuseppes Blick ihm folgte. »Und, wie geht es dir?«
    »Ich weiß es nicht. Ich nehme an, daß ich bedeutend mehr Angst habe, als ich mir eingestehe.« Er stellte die Flasche auf den Tisch. »Ich möchte lieber nicht darüber reden. Mich interessiert mehr, wie es hier weitergeht.«
    »Ich denke, ich werde den Abend hier im Büro verbringen. Noch einmal ein paar Unterlagen durchgehen. Ich finde übrigens, daß unsere Diskussion heute eine Reihe neuer Ansatzmöglichkeiten eröffnet hat. Elsa Berggren bereitet mir Kummer. Ich kann sie nicht einordnen. Wenn Hanna Tunberg wirklich gesehen hat, was sie zu sehen behauptete, was bedeutet das? Erik hat schon recht damit, nach hinten auszutreten. Es ist schwer vorstellbar, daß eine Frau um die Siebzig einen Mann in den Wald zerrt, ihn an einen Baum fesselt und hinrichtet.«
    »Wir hatten einmal einen alten Kriminalbeamten in Boras, er hieß Fredlund«, sagte Stefan. »Er war ungehobelt, aufbrausend und langsam, aber ein glänzender Ermittler. Einmal, als er ungewöhnlich guter Laune war, hat er etwas gesagt, was ich nie vergesse. Man bewegt sich mit einer Lampe in der Hand. Damit man sieht, wohin man seine Füße setzt, richtet man sie direkt vor sich. Doch dann und wann sollte man auch zur Seite leuchten, damit man weiß, wohin man seine Füße nicht setzt.«
    »Was passiert, wenn du diese Deutung auf unsere Situation anwendest? Ich habe heute viel zuviel geredet. Ich muß zuhören.«
    »Kann es ein Bindeglied zwischen dem Mann im Fjäll und Elsa Berggren geben? Es muß schließlich nicht stimmen, was sie gesagt hat. Daß sie überfallen wurde. Mir fällt gerade ein, daß es meine Gegenwart gewesen sein kann, die das Ganze ausgelöst hat. Das ist die erste Frage: Besteht zwischen Hereira und ihr eine Verbindung? Die zweite Frage führt in eine andere Richtung: Existiert in diesem Zusammenhang eine weitere Person? Irgend jemand in den Wäldern, den wir noch nicht identifiziert haben?«
    »Jemand, der Elsa Berggrens und Herbert Molins Auffassungen teilt? Denkst du an eine Art neonazistisches Netzwerk?«
    »Wir wissen doch, daß es so was gibt.«
    »Hereira kommt also her und tanzt mit Herbert Molin Tango. Das löst eine Reihe von Ereignissen aus. Unter

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