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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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    (Hier mischte sich eine Männerstimme ein. Stefan sagte sich, daß es Sven Hermansson sein mußte. Zu seiner Verwunderung sprach der Anwalt mit einem breiten, sehr schwer verständlichen smaländischen Dialekt. Soviel verstand Stefan jedoch, daß Hermansson nicht der Meinung war, seine Klientin habe in unpassender Weise geantwortet. Was Giuseppe erwiderte, konnte Stefan nicht verstehen, weil das Mikrofon aufs neue verschoben wurde.)
    GL: Könnten Sie jetzt sagen, wo Sie die Waffe ins Wasser geworfen haben?
    EB: Von der Brücke hier in Sveg.
    GL: Von welcher Brücke?
    EB: Der alten.
    GL: Auf welcher Seite?
    EB: Auf der Seite, die der Stadt zugewandt ist. Ich stand mitten auf der Brücke.
    GL: Haben Sie die Waffe geworfen oder ins Wasser hinunterfallen lassen?
    EB: Ich weiß nicht, worin der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen liegt. Ich nehme an, am richtigsten wäre zu sagen, daß ich sie in den Fluß fallen ließ.
    GL: Lassen Sie mich einen Moment auf etwas anderes zu sprechen kommen. Vor ein paar Tagen wurden Sie in Ihrem Haus von einem maskierten Mann angegriffen, der wissen wollte, wer Abraham Andersson getötet hätte. Gibt es etwas in dem, was Sie damals gesagt haben, das Sie jetzt ändern möchten?
    EB: Nein.
    GL: Und es ist nicht so, daß Sie die Geschichte neulich erfunden haben, um uns in die Irre zu führen?
    EB: Es ist genauso gewesen, wie ich es beschrieben habe. Außerdem wurde doch dieser bleiche Polizist aus Boräs, wie heißt er noch gleich, Lindgren ... vor meinem Haus angegriffen.
    GL: Lindman. Haben Sie eine vernünftige Erklärung für das, was passiert ist? Warum der Mann, der Sie angegriffen hat, wissen wollte, wer Abraham Andersson getötet hat?
    EB: Vielleicht fühlte er eine Art Schuld?
    GL: Wofür?
    EB: Daß der Mord an Herbert etwas mit dem Mord an Abraham Andersson zu tun hatte.
    GL: Er hatte also recht?
    EB: Ja, aber was wußte er schon? Wer ist er?
    GL: Haben Sie sich vielleicht da entschlossen, ein Geständnis abzulegen?
    EB: Natürlich hat das hineingespielt.
    GL: Dann lassen wir das zunächst beiseite. Kehren wir einen Moment zu dem zurück, was auf Abraham Anderssons Hof passiert ist. Sie haben gesagt, daß Sie - ich zitiere Sie hier, ich habe mitgeschrieben, was Sie gesagt haben, >zwang ihn hinaus in den Wald, unmittelbar neben dem Haus, und erschoß ihn<, stimmt das?
    EB: Ja.
    GL: Könnten Sie etwas ausführlicher beschreiben, was geschehen ist?
    EB: Ich drückte ihm das Gewehr in den Rücken und sagte, er solle gehen. Im Wald sind wir stehengeblieben. Ich stellte mich vor ihn und fragte ein letztes Mal, ob ihm klar wäre, daß ich es ernst meinte. Er hat nur gelacht. Da habe ich geschossen.
    (Es wurde still. Das Band lief. Jemand, vielleicht der Anwalt, hustete. Stefan verstand. Etwas stimmte hier nicht. Es war dunkel gewesen im Wald. Wie hatte sie etwas sehen können? Außerdem war Abraham Andersson an einen Baum gebunden, als er starb. Die Polizei war auf jeden Fall davon ausgegangen, daß er noch gelebt hatte, als er dort fest gezurrt worden war. Stefan ahnte, daß Giuseppe begann, sich zu fragen, ob Elsa Berggrens Geständnis der Wahrheit entsprach und wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Er suchte vermutlich in seiner Erinnerung nach dem, was in den Zeitungen gestanden hatte, und dem, was nur der Polizei bekannt war.)
    GL: Sie haben ihn also direkt von vorne erschossen.
    EB: Ja.
    GL: Können Sie ungefähr sagen, aus welcher Entfernung?
    EB: Vielleicht drei Meter.
    GL: Und er hat sich nicht bewegt? Versuchte nicht zu fliehen?
    EB: Er glaubte wohl nicht, daß ich schießen würde.
    GL: Können Sie sich erinnern, wie spät es war, als dies geschah?
    EB: Es war gegen Mitternacht.
    GL: Das bedeutet, daß es dunkel war.
    EB: Ich hatte eine starke Taschenlampe bei mir, die er tragen mußte, als wir in den Wald gingen.
    (Wieder eine Pause. Elsa Berggren hatte die erste Frage beantwortet, die Giuseppe beunruhigt hatte.)
    GL: Und was geschah, nachdem Sie ihn erschossen hatten?
    EB: Ich sah nach, ob er tot war. Er war es.
    GL: Und was taten Sie dann?
    EB: Ich band ihn an einen Baum, der danebenstand. Ich hatte eine Wäscheleine bei mir.
    GL: Sie banden ihn also an einen Baum, nachdem Sie ihn erschossen hatten?
    EB: Ja.
    GL: Warum machten Sie das?
    EB: Ich hatte ja noch keine Ahnung, daß ich gestehen würde. Ich wollte versuchen, es nach etwas anderem aussehen zu lassen.
    GL: Nach etwas anderem als was?
    EB: Einem Mord, den eine Frau begangen hat.

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