Die Rückkehr des Tanzlehrers
Schweden nach Portugal gezogen zu sein. Was man mit einer gewissen Skepsis betrachten muß, weil er als Besitzer eines Wagens in Schweden registriert ist. Jetzt hat das Reichskrim die Sache in die Hand genommen. Es läuft eine landesweite Fahndung nach dem Wagen. Früher oder später passiert etwas. Rundström ist hartnäckig.«
Stefan versuchte, im Kopf zusammenzufassen. Seine Rolle in dieser Ermittlung, wenn er denn überhaupt eine hatte, war die, Fragen zu stellen, die für Giuseppe nützlich sein konnten. »Ich nehme an, du möchtest, daß die Massenmedien so schnell wie möglich die Nachricht herausbringen, daß wir einen Täter für den Mord an Abraham Andersson haben?«
Giuseppe sah ihn erstaunt an. »Warum sollte ich das wollen? Wenn es stimmt, was wir uns gedacht haben, kann das bedeuten, daß Hereira verschwindet. Falls seine Rückkehr hierher in die Wälder mit dem Mord an Andersson zu tun hatte. Vergiß nicht, daß er Elsa Berggren bedrängt hat. Ich glaube wohl, daß sie in dieser Hinsicht die Wahrheit gesagt hat. Wir müssen natürlich tiefer graben. Aber das erste, was morgen passiert, wenn es hell wird, ist, daß wir versuchen, die Waffe zu finden.«
»Es könnte auch jemand anders Abraham Andersson getötet haben. Mit einer Waffe, die entweder der Mörder oder Elsa Berggren in den Fluß geworfen hat. Oder fallen gelassen, wie sie sagt.«
»Du meinst, daß sie ihr Geständnis abgelegt hat, um unseren Schutz zu bekommen?«
»Ich weiß nicht, was ich meine. Ich stelle nur ein paar neue Fragen.«
Dann sprach er etwas an, was ihm schon hier und da durch den Kopf gegangen war. »Warum gibt es keinen Staatsanwalt?« fragte er. »Ich habe jedenfalls keinen Namen gehört.«
»Lövander«, sagte Giuseppe. »Albert Lövander. In seiner Jugend ist er angeblich ein guter Stabhochspringer gewesen. Knapp unterhalb der absoluten Spitze. Jetzt widmet er sich hauptsächlich seinen Enkeln. Natürlich gibt es einen Staatsanwalt. Wir führen unsere Arbeit schließlich nicht in einem rechtsfreien Raum durch. Aber Lövander und Rundström sind wie zwei eingespielte alte Arbeitspferde. Sie reden jeden Morgen und jeden Abend miteinander. Ansonsten hält sich Lövan-der aus unserer Arbeit heraus.«
»Er muß euch doch Direktiven gegeben haben.«
»Nur, daß wir so weitermachen sollen wie bisher.«
Es war Viertel nach neun geworden. Giuseppe rief zu Hause an.
Stefan ging nach draußen und betrachtete den ausgestopften Bären. Dann rief er Elena an.
»Wo bist du?«
»Bei dem Bären.«
»Ich habe heute in der Schule auf eine große Schwedenkarte geguckt. Ich wollte sehen, wo du bist.«
»Wir haben ein Geständnis erhalten. Einer der Morde kann als geklärt betrachtet werden. Es war eine Frau.«
»Die was getan hat?«
»Einen Mann getötet, der sie erpreßt hat. Sie hat ihn erschossen.«
»Den, der an einen Baum gebunden war?«
»Ja.«
»Keine Frau würde so etwas tun.« »Warum nicht?«
»Frauen verteidigen sich. Sie greifen nicht an.«
»Ganz so einfach ist es wohl doch nicht.«
»Und wie ist es dann?«
Er versuchte gar nicht erst, eine Erklärung zu geben.
»Wann kommst du?«
»Das hab ich doch schon gesagt.«
»Hast du über unsere Reise nach London nachgedacht?«
Stefan hatte es vollkommen vergessen. »Nein«, sagte er, »aber ich werde es tun. Und ich finde, es ist eine sehr gute Idee.«
»Was machst du gerade?«
»Rede mit Giuseppe.«
»Hat er keine Familie?«
»Warum fragst du? Er telefoniert gerade mit seiner Frau.«
»Kannst du auf eine Frage ehrlich antworten?«
»Warum sollte ich nicht?«
»Weiß er überhaupt, daß ich existiere?«
»Ich glaube schon.«
»Glaubst?«
»Ich habe vermutlich deinen Namen genannt. Oder er hat gehört, daß ich mit dir telefoniert habe.«
»Ich bin jedenfalls dankbar, daß du anrufst. Aber warte bis morgen, bevor du dich wieder meldest. Ich muß heute früh ins Bett gehen.«
Stefan kehrte zurück ins Büro. Giuseppe hatte sein Gespräch beendet und machte sich mit einer auseinandergebogenen Büroklammer die Fingernägel sauber.
»Das Fenster war einen Spaltbreit geöffnet«, sagte Giuseppe. »Ich habe mal darüber nachgedacht, was du gesagt hast. Es ist natürlich ein bestechender Gedanke, daß jemand draußen im Dunkeln gestanden und zugehört haben kann. Ich versuche mich zu erinnern, wann es offen und wann es geschlossen war. Aber es ist unmöglich.«
»Vielleicht sollten wir uns lieber fragen, welche Informationen nur in diesem Raum
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