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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Neugierde stärker. Er wählte Giuseppes Nummer. Besetzt. Er nahm eine Dusche und versuchte es noch einmal. Immer noch besetzt. Er zog sich an und sah, daß er keine saubere Unterwäsche mehr hatte. Rief noch einmal an. Jetzt antwortete Giuseppe mit einem Brüllen.
    »Hier ist Stefan.«
    »Ich dachte, es wäre ein Journalist aus Östersund. Er ist schon den ganzen Morgen hinter mir her. Erik glaubt, daß Rune Wallen ihm einen Tip gegeben hat. Wegen der Schießerei. Falls das stimmt, wird er Ärger bekommen. Der Polizeipräsident muckt auch schon auf. Er will wissen, was hier eigentlich abläuft. Aber wer will das nicht?«
    »Und wie geht es?«
    »Wir haben das Kennzeichen. ABB 003. Erik hatte sich bei einer Zahl geirrt.«
    »Und wer ist der Besitzer?«
    »Ein Mann namens Anders Harner. Seine Adresse ist eine Postbox in Albufeira im südlichen Portugal. Einer der Polizisten aus Hede hat genau gewußt, wo es liegt. Er ist dort offenbar in Urlaub gewesen. Aber das Problem ist ein ganz anderes. Anders Harner ist siebenundsiebzig Jahre alt. Und es ist kein alter Mann gewesen, der in diesem Auto gesessen hat. So schlecht kann keiner von uns sehen.«
    »Vielleicht war es sein Sohn? Oder ein Verwandter?«
    »Oder ein Autodieb. Wir untersuchen das gerade. Offensichtlich ist in dieser Ermittlung absolut nichts einfach.«
    »Warum nicht eher sagen, daß es gut geplant war. Habt ihr irgendwelche Spuren von Fernando Hereira?«
    »Wir hatten drei Hunde draußen. Schließlich ist auch dieser Hubschrauber aus Sundsvall gekommen. Bisher ist das Resultat gleich Null. Keine Spur. Was ausgesprochen merkwürdig ist. Wie geht es dir übrigens? Hast du geschlafen?«
    »Der Schwindel ist fort.«
    »Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen bekommen. Ich weiß nicht, wie viele Regeln ich gebrochen habe, indem ich dich in diese Sache hineingezogen habe. Doch vor allem hätte ich nicht vergessen dürfen, daß du krank bist.«
    »Ich wollte ja selbst mit.«
    »Die Spurensicherung glaubt übrigens, daß es Eriks Waffe gewesen ist, die heute nacht benutzt wurde. Es ist zumindest eine Möglichkeit.«
    Stefan ging in den Speisesaal und aß. Hinterher fühlte er sich besser. Aber er war immer noch müde. Er kehrte in sein Zimmer zurück. An der Decke war ein Fleck, der einem Gesicht glich. Rechtsanwalt Jacobis Gesicht, dachte er. Ob er noch lebt?
    Es klopfte an der Tür. Er öffnete. Veronica Molin stand im Flur. »Störe ich?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Ich habe gestern abend etwas heftig reagiert.«
    »Es ist mein Fehler gewesen. Ich habe mich dumm benommen.«
    Er wollte sie hereinlassen, aber seine schmutzige Kleidung lag im Weg. Außerdem roch es muffig.
    »Hier ist nicht aufgeräumt«, sagte er.
    Sie lächelte. »Bei mir aber.«
    Sie sah auf die Uhr. »Ich werde in genau vier Stunden meinen Bruder in Öresund vom Flugplatz abholen. Eine Weile können wir uns noch unterhalten.«
    Er nahm seine Jacke und ging mit Veronica die Treppe hinunter. Er ging hinter ihr und mußte sich beherrschen, nicht die Hand auszustrecken und ihren Körper zu berühren.
    Ihr Laptop war abgeschaltet.
    »Ich habe mit Giuseppe Larsson gesprochen«, sagte sie. »Es war nicht leicht, aus ihm rauszukriegen, was heute nacht passiert ist. Durch ihn bin ich daraufgekommen, daß du vielleicht im Hotel bist.«
    »Was hat er erzählt?«
    »Von einer Schießerei. Und daß der Mann, den ihr jagt, nicht gefaßt worden ist.«
    »Die Frage ist, nach wie vielen die Polizei eigentlich sucht. Nach einer oder zwei Personen? Vielleicht sogar nach dreien?«
    »Warum werde ich nicht informiert?«
    »Die Polizei möchte am liebsten in Ruhe arbeiten. Ungestört durch Journalisten. Durch Angehörige. Besonders wenn man nicht recht weiß, was passiert ist. Vor allem nicht, warum etwas passiert ist.«
    »Ich bin immer noch nicht gewillt zu akzeptieren, daß mein Vater sterben mußte, weil er Nazi gewesen ist. Aufgrund von etwas, was er vielleicht in seiner Zeit als deutscher Soldat getan hat. Der Krieg ist vor über fünfzig Jahren zu Ende gegangen. Ich glaube, daß sein Tod trotz allem mit dieser Frau in Schottland zu tun hat.«
    Stefan entschloß sich plötzlich, ihr zu erzählen, was er in Wetterstedts Wohnung in Kalmar entdeckt hatte. Warum, wußte er nicht. Vielleicht weil sie dieses Geheimnis gemeinsam hatten. Ihrer beider Väter waren Nazis gewesen. Er erzählte davon, ohne zu verraten, wie er es erfahren hatte. Daß er einen Einbruch begangen

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