Die Rückkehr des Tanzlehrers
Papier hervor, das er hinter seinem Rücken verborgen gehalten hatte.
»Du hast schon noch ein paar andere Dinge gefragt«, erklärte er. »Lundell hat sich aufgeschrieben, worüber ihr gesprochen habt. Er hat es mir am Telefon vorgelesen.«
Das ist absurd, dachte Stefan und sah Giuseppe an. Aber der hatte den Blick niedergeschlagen und starrte auf seinen Bauch.
Zum erstenmal sah ihm Rundström offen in die Augen. »Was willst du eigentlich genau wissen?« fragte er.
»Wer meinen Kollegen Herbert Molin getötet hat.«
»Das wollen wir auch. Wir haben der Ermittlung höchste Priorität eingeräumt. Es ist lange her, seit wir eine so breit zusammengesetzte Ermittlungsgruppe organisiert haben. Obwohl es hier auch früher schon grobe Gewaltverbrechen gegeben hat. Wir sind also nicht völlig unbeleckt.«
Stefan bemerkte, daß Rundström nicht versuchte, seinen Widerwillen angesichts seiner Anwesenheit zu verbergen. Er bemerkte auch, daß Giuseppe von Rundströms Art unangenehm berührt war.
»Ich stelle eure Arbeit doch nicht in Frage.«
»Hast du irgendwelche Informationen, die für die Ermittlung von Bedeutung sein können?«
»Nein«, erwiderte Stefan, der Rundström nicht von dem Zeltplatz erzählen wollte, bevor er seine Entdeckung mit Giuseppe diskutiert hatte. »Ich habe keine Informationen. Ich habe
Herbert Molin nicht gut genug gekannt, um mich näher zu seinem Leben äußern zu können. Weder in Boras noch hier. Es gibt sicher andere, denen das besser gelingt. Ich werde außerdem bald wieder wegfahren.«
Rundström nickte. »Hat Umea schon von sich hören lassen?«
Giuseppe schüttelte den Kopf. »Bisher nicht.«
Rundström nickte Stefan zu und ging hinaus.
Giuseppe hob in einer lahmen Geste den Arm. »Rundström kann manchmal ein bißchen vierschrötig sein. Er meint es nicht so.«
»Er hat ja recht damit, daß ich nicht herkommen und mich einmischen sollte.«
Giuseppe lehnte sich im Stuhl zurück und betrachtete ihn forschend. »Tust du das? Dich einmischen?«
»Höchstens in dem Sinne, daß man manchmal nicht umhin kann, über verschiedene Dinge zu stolpern.«
Giuseppe schaute auf die Uhr. »Wie lange wolltest du in Östersund bleiben? Über Nacht?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden.«
»Dann bleib über Nacht. Ich arbeite heute abend. Komm irgendwann nach sieben. Dann ist es hoffentlich ruhig im Haus. Ich muß bei der Kriminalwache einspringen, weil so viele Kollegen krank sind. Du kannst hier drinnen bei mir sitzen.«
Giuseppe zeigte auf ein paar Aktenordner, die hinter ihm in einem Regal standen. »Du kannst das Material durchsehen. Dann können wir uns unterhalten.«
»Und Rundström?«
»Der wohnt in Brunflo. Heute abend ist er garantiert nicht hier. Es wird niemand Fragen stellen.«
Giuseppe erhob sich. Stefan verstand, daß das Gespräch vorüber war.
»Das alte Theater ist zu einem Hotel umgebaut worden. Ein gutes Hotel. Die haben jetzt im Oktober bestimmt Zimmer frei.«
Stefan machte seine Jacke zu. »Umea?« fragte er.
»Wir schicken unsere Toten dahin.«
»Ich dachte, es wäre Uppsala oder Stockholm.«
Giuseppe lächelte. »Du befindest dich in Östersund. Da liegt Umea näher.«
Giuseppe folgte ihm hinaus in die Anmeldung. Stefan bemerkte, daß er einen Fuß leicht nachzog. Giuseppe sah seinen Blick. »Ich bin im Badezimmer ausgerutscht. Nichts Schlimmes.«
Giuseppe öffnete die Tür und begleitete ihn hinaus auf die Straße. »Es liegt Schnee in der Luft«, sagte er und sah prüfend zum Himmel hinauf.
»Herbert Molin muß sein Haus von jemandem gekauft haben«, meinte Stefan. »Privat oder über einen Makler.«
»Das haben wir schon untersucht«, erwiderte Giuseppe. »Molin hat das Haus über einen freien Makler erstanden. Nicht über Svensk Fastighetsförmedling oder den Immobilienservice der Sparkassen. Der Glesbygdsmäklare. Er heißt Hans Marklund und betreibt seine eigene Firma.«
»Und was hat er gesagt?«
»Bisher noch nichts. Er war im Urlaub. In Spanien. Scheint da unten ein Haus zu haben. Er steht für morgen auf meiner Liste.«
»Er ist also zurückgekommen?«
»Gestern.«
Giuseppe überlegte. »Ich kann den Kollegen Bescheid geben, daß ich das Gespräch übernehme. Was wiederum bedeutet, daß dich nichts daran hindert, heute mit ihm zu reden.«
Er lachte. »Rundström ist manchmal ein wenig kantig«, wiederholte er. »Und wer ist das verflucht noch mal nicht? Aber er ist gut.«
»Hans Marklund?«
»Er hat sein Büro zu Hause in seiner
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