Die Rückkehr des Tanzlehrers
bin mir nicht sicher, ob es ihn wirklich gegeben hat oder ob ich ihn mir nur eingebildet habe.
Exakt um elf Uhr trat Stefan durch die Eingangstür des Polizeipräsidiums. Zu seiner Überraschung sah die Frau, die in der Anmeldung saß, einer der Frauen in der Anmeldung in Boras ähnlich. Er fragte sich flüchtig, ob Empfangsdamen bei der Polizei, laut Beschluß der Reichspolizeibehörde, ein bestimmtes Aussehen haben mußten.
Er erklärte ihr, wer er war.
»Giuseppe hat Sie angekündigt«, sagte sie und zeigte auf den am nächsten gelegenen Korridor. »Da drinnen sitzt er. Das zweite Zimmer links.«
Stefan blieb vor der Tür mit Giuseppe Larssons Namen stehen und klopfte an.
Der Mann, der öffnete, war groß und sehr kräftig. Er hatte eine Lesebrille in die Stirn geschoben.
»Du bist pünktlich«, sagte er, zog ihn fast ins Zimmer hinein und schloß die Tür.
Stefan setzte sich auf den Besucherstuhl. Er kannte die Möbel aus dem Polizeipräsidium in Boras. Es ist nicht nur so, daß wir Uniformen tragen, dachte er. Auch unsere Arbeitsplätze sind uniformiert.
Giuseppe hatte sich in seinen Stuhl gesetzt und die Hände über dem Bauch gefaltet. »Bist du schon einmal hier oben gewesen?« fragte er.
»Noch nie. Als Kind war ich einmal in Uppsala. Aber weiter nördlich nicht.«
»Uppsala liegt ja in Südschweden. Hier in Östersund hast du das halbe Schweden nördlich von dir. Früher war es noch weit bis Stockholm. Aber jetzt nicht mehr. Mit dem Flugzeug kommt man innerhalb kürzester Zeit an jeden beliebigen Ort des Landes. In wenigen Jahrzehnten hat sich Schweden von einem großen in ein kleines Land verwandelt.«
Stefan wies auf die Karte, die an der Wand hing.
»Wie groß ist euer Polizeibezirk?«
»Es reicht. Und mehr als das.«
»Wie viele Polizisten seid ihr eigentlich in Härjedalen?«
Giuseppe dachte nach. »Fünf, sechs Mann in Sveg. Ein paar in Hede und ein paar verstreute, zum Beispiel in Funäsdalen. Vielleicht insgesamt fünfzehn Mann. Es hängt davon ab, wie viele arbeiten.«
Sie wurden von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Die Tür ging auf, bevor Giuseppe reagieren konnte. Der Mann in der Türöffnung war Giuseppes direktes Gegenstück. Er war klein und sehr mager.
»Ich fand, Nisse sollte dabeisein«, sagte Giuseppe. »Wir leiten die Ermittlung.«
Stefan stand auf und grüßte. Der Mann, der eingetreten war, war zugeknöpft und ernst. Er sprach sehr leise, und Stefan konnte nur mit Mühe verstehen, daß sein Nachname Rundström lautete. Giuseppe schien von seiner Anwesenheit beeinflußt zu werden. Er richtete sich im Stuhl auf, und sein Lächeln verschwand. Stefan merkte, daß sich die Stimmung verändert hatte.
»Ich denke, wir sollten uns ein bißchen unterhalten«, begann Giuseppe vorsichtig. »Über dieses und jenes.«
Rundström hatte sich nicht gesetzt, obwohl es noch einen freien Platz gab. Er lehnte sich gegen den Türpfosten und vermied es, Stefan in die Augen zu sehen.
»Wir sind heute morgen von einem Mann angerufen worden«, sagte er. »Einem Mann, der uns mitteilen wollte, daß ein Polizist aus Boras in der Gegend um Linsell Nachforschungen anstellt. Er war empört und fragte, ob die eigene Polizei die Ermittlung aus den Händen gegeben habe.«
Bevor er fortfuhr, machte er eine Pause und betrachtete seine Hände. »Er war wirklich empört«, wiederholte er. »Und man kann wohl sagen, daß wir es auch waren.«
Stefan war der Schweiß ausgebrochen. »Ich kann mir zwei Möglichkeiten denken«, erwiderte er. »Entweder heißt der Mann, der euch angerufen hat, Abraham Andersson und wohnt auf einem Hof namens Dunkärret. Oder es ist der Ica-Händler aus Linsell.«
»Es war wohl eher Lundell«, meinte Rundström. »Aber wir mögen es nicht, wenn Polizisten aus fernen Ländern herkommen und sich in unsere Untersuchungen einmischen.«
Stefan wurde wütend. »Ich betreibe keine eigenmächtigen Nachforschungen«, stellte er fest. »Ich habe mit Giuseppe gesprochen. Ich habe erzählt, daß ich einige Jahre mit Molin zusammengearbeitet habe. Momentan habe ich Ferien und bin hierher gekommen. Daß ich zum Tatort gefahren bin, ist sicherlich nicht sonderlich verwunderlich.«
»Es schafft Verwirrung«, entgegnete Rundström mit seiner kaum hörbaren Stimme.
»Ich habe eine Lokalzeitung gekauft«, sagte Stefan und verbarg nicht länger, daß er verärgert war. »Ich habe mich vorgestellt und gefragt, ob Molin häufiger in dem Laden eingekauft hat.«
Rundström holte ein
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