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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war. Am 10. März 1923 war er in Kalmar im Krankenhaus zur Welt gekommen und auf den Namen August Gustaf Herbert getauft worden. Der Nachname seiner Eltern, des Rittmeisters Axel und seiner Frau Marianne und somit auch sein eigener, war Mattson-Herzen. Dieser Name war im Juni 1951 verschwunden, als er vom Patent- und Registerwerk einen Namenswechsel zu Molin bewilligt bekommen hatte. Gleichzeitig hatte er den ersten Vornamen gewechselt. Von August zu Herbert.
    Stefan blieb lange sitzen und starrte auf die Namen. Zwei Fragen drängten sich ihm auf. Zwei Fragen, die ihm entscheidend vorkamen.
    Warum hatte Mattson-Herzen seinen Nachnamen geändert und gleichzeitig einen anderen seiner Vornamen als Rufnamen gewählt? Und warum hatte er den Namen Molin angenommen? Einen Nachnamen, der vermutlich ebenso häufig vorkam wie Mattson. Die meisten Menschen änderten ihre Nachnamen, um einen Namen zu erhalten, den sie entweder allein trugen oder der zumindest nicht zu verwechseln war.
    Stefan hatte sich auf seinem Notizblock Herbert Molins Biographie notiert. 1951 war August Mattson-Herzen 28 Jahre alt gewesen. Er war zu der Zeit Berufssoldat, Leutnant beim Infanterieregiment in Boden. Dann mußte etwas passiert sein, hatte Stefan gedacht, während er langsam weiter in Herbert Molins Geschichte vorangeschritten war. Die frühen fünfziger Jahre waren wichtig gewesen in seinem Leben. Viele bedeutende Veränderungen waren geschehen. 1951 hatte er seinen Namen geändert. Im folgenden Jahr, im März 1952, hatte er um seine Entlassung aus dem Militär gebeten. Er hatte gute Zeugnisse bekommen. Aber nirgendwo hatte Stefan eine Auskunft darüber finden können, womit sich Herbert Molin anschließend seinen Lebensunterhalt verdiente. Dagegen hatte er erfahren, daß Molin noch im selben Jahr eine Ehe einging. In den Jahren 1953 und 1955 waren seine Kinder zur Welt gekommen. Zunächst ein Sohn, Herman, und dann eine Tochter, Veronica. Er war mit seiner Frau Jeanette aus Boden fortgezogen, und es gab Informationen darüber, daß er, als er 1952 den Umzug von Boden beantragte, eine neue Wohnadresse in Sol-na bei Stockholm angegeben hatte: Rasundavägen 132. Erst fünf Jahre später, im Oktober 1957, war er wieder beruflich in Erscheinung getreten. Da hatte er eine Stelle im Landespoli-zeiamt in Alingsas angenommen. Von dort war er später nach Boras versetzt und, nach der Verstaatlichung des Polizeiwesens in den sechziger Jahren, Polizeibeamter geworden. 1980 hatte sich seine Frau von ihm scheiden lassen. Im Jahr darauf hatte er zum zweitenmal geheiratet, und zwar Kristina Ceder-gren. Eine Ehe, die ebenfalls einige Jahre später geschieden wurde, 1986.
    Stefan studierte seine Notizen. Es ging aus dem Ermittlungsmaterial nicht hervor, womit Herbert Molin zwischen März 1952 und Oktober 1957 seinen Lebensunterhalt verdient hatte. Es war eine relativ lange Zeit, gut fünf Jahre. Und er hatte außerdem kurz zuvor seinen Namen geändert. Warum?
    Als Giuseppe von seinem Einsatz in Häggenas zurückkam und sein Büro betrat, stand Stefan am Fenster und blickte auf die verlassene Straße hinaus. Giuseppe berichtete wortkarg von dem Einbruch. Eigentlich eine Lappalie. Eine aufgebrochene Garage und zwei verschwundene Motorsägen.
    »Die kriegen wir«, sagte er. »Wir haben da ein paar Brüder in Järpen, die sich mit so was abgeben. Die kriegen wir. Und wie kommst du voran? Was hast du in unseren Ordnern gefunden?«
    »Es ist sehr merkwürdig«, antwortete Stefan. »Ich sehe einen Mann vor mir, den ich zu kennen glaubte. Aber er war ganz anders.«
    »Inwiefern?«
    »Zum Beispiel die Namensänderung. Warum hat er das getan? Und diese merkwürdige Lücke in seinem Leben zwischen 1952 und 1957.«
    »Ich habe mich auch gefragt, was es mit der Namensänderung auf sich hat«, erwiderte Giuseppe, »aber wir sind in der
    Ermittlung noch nicht ganz so weit gekommen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Stefan verstand. Mordermittlungen folgten meistens gewissen Schemata. Zunächst herrschte immer die Hoffnung, den Täter in einem frühen Stadium zu identifizieren. Wenn dies mißlang, begann das oft langwierige und schwierige Sammeln und anschließende Bearbeiten von Informationen.
    Giuseppe gähnte. »Es war ein langer Tag«, sagte er. »Ich muß schlafen. Morgen wird es auch nicht besser. Wann hattest du vor, zurück nach Västergötland zu fahren?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Giuseppe gähnte erneut. »Ich hatte dich so verstanden, daß du etwas

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