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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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erzählen wolltest. Ich habe es dir angesehen, als Rundström hier hereinkam. Die Frage ist, ob es bis morgen Zeit hat.«
    »Es hat Zeit.«
    »Du hast also keinen Täter vorzuweisen?«
    »Nein.«
    Giuseppe stand auf. »Ich komme morgen ins Hotel. Vielleicht können wir zusammen frühstücken. Halb acht?«
    Stefan nickte. Giuseppe stellte die Ordner zurück und machte die Schreibtischlampe aus. Sie gingen gemeinsam durch die unbeleuchtete Anmeldung. In einem hinteren Raum saß ein einsamer Polizist, der Notrufe entgegennahm.
    »Es geht immer ums Motiv«, sagte Giuseppe, als sie auf die Straße hinauskamen. »Jemand wollte Herbert Molin ermorden. Er war ein bewußt ausgesuchtes Opfer. Jemand sah in ihm ein Motiv, um einen Mord zu begehen.«
    Dann gähnte er wieder.
    »Aber darüber können wir morgen reden.«
    Giuseppe ging zu seinem Wagen, den er ein Stück weiter die Straße hinunter geparkt hatte. Stefan winkte ihm zu, als er davonfuhr. Dann ging er die Straße hinauf und wandte sich nach links. Die Stadt war verlassen.
    Er fror.
    Und er dachte an seine Krankheit.
    Um halb acht, als Stefan in den Speisesaal hinunterkam, saß Giuseppe bereits da und erwartete ihn. Er hatte einen Ecktisch gewählt, an dem sie ungestört waren. Während sie aßen, berichtete Stefan von seiner Begegnung mit Abraham Andersson und von der Wanderung am See, die zu der Entdeckung des Zeltplatzes geführt hatte. Als er soweit gekommen war, schob Giuseppe sein zur Hälfte gegessenes Omelett zur Seite und hörte aufmerksam zu. Stefan nahm das kleine Päckchen mit den Tabakresten und dem Puzzleteil aus der Tasche.
    »Ich nehme an, daß die Hunde so weit entfernt gar nicht gesucht haben«, endete er. »Die Frage ist, ob es sich nicht lohnen könnte, noch einmal eine Hundestreife hinzuschicken.«
    »Es gab nichts, wonach die Hunde hätten suchen können«, erzählte Giuseppe. »Am Tag nachdem wir ihn gefunden hatten, wurden drei Hunde mit dem Hubschrauber hinuntergebracht. Aber die haben keine Spur gefunden.«
    Er beugte sich zu seiner Aktentasche, die auf dem Fußboden stand, und zog eine Fotokopie der Karte heraus, die die Umgebung von Herbert Molins Haus zeigte. Stefan nahm einen Zahnstocher und suchte den Ort, an dem der Zeltplatz sein mußte. Giuseppe setzte seine Lesebrille auf und studierte die Karte.
    »Hier sind ein paar Scooter-Loipen markiert«, sagte er. »Aber es gibt keinen Fahrweg, der zu dieser Stelle führt. Derjenige, der dort sein Lager aufgeschlagen hat, muß mindestens zwei Kilometer durch schwieriges Gelände gegangen sein. Wenn er nicht die Auffahrt zu Molins Haus benutzt hat. Aber das ist ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Und was ist mit dem See?«
    Giuseppe nickte. »Das ist möglich. Auf der anderen Seite gibt es ein paar Forstwege, die Wendeplätze unmittelbar am Seeufer haben. Mit einem Gummiboot oder einem Kanu könnte man hinüberpaddeln.«
    Er studierte die Karte noch ein paar Minuten. Stefan wartete.
    »Du kannst recht haben«, meinte Giuseppe schließlich und schob die Karte zur Seite.
    »Ich habe keine Nachforschungen angestellt. Ich bin nur zufällig zu der Stelle gekommen.«
    »Es ist selten Zufall, wenn Polizisten auf etwas stoßen. Du kannst nach etwas gesucht haben, ohne es dir bewußt zu machen«, sagte Giuseppe und ging dazu über, sich die Tabakreste und das Puzzleteil anzusehen. »Ich nehme das für die Spurensicherung mit«, fuhr er fort. »Dein Fundort muß natürlich genau untersucht werden.«
    »Und was wird Rundström dazu sagen?«
    Giuseppe lächelte. »Es spricht doch nichts dagegen, daß ich es war, der diesen Zeltplatz gefunden hat.«
    Sie gingen beide und holten sich eine weitere Tasse Kaffee.
    Stefan merkte, daß Giuseppe immer noch den Fuß nachzog.
    »Und was hat der Makler gesagt?«
    Stefan berichtete.
    Wieder hörte Giuseppe aufmerksam zu. »Elsa Berggren?«
    »Ich habe ihre Adresse und Telefonnummer.«
    Giuseppe blinzelte ihm zu. »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nein.«
    »Vielleicht ist es das beste, wenn du mich das machen läßt.«
    »Natürlich.«
    »Du hast wichtige Beobachtungen gemacht«, sagte Giuseppe. »Aber Rundström hat schon recht damit, daß wir diesen Fall selbst in der Hand behalten müssen. Ich wollte dir die Möglichkeit geben zu sehen, was wir bisher erreicht haben. Aber weiter kann ich dich nicht einbeziehen.«
    »Damit habe ich auch nicht gerechnet.«
    Giuseppe leerte langsam seine Kaffeetasse. »Warum bist du eigentlich nach Sveg gekommen?« fragte er, als er die

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