Die Rückkehr des Tanzlehrers
wie draußen auf See in einer schwarzen Nacht einem Schiff ohne Positionslichter zu begegnen. Als er zu dem Haus
kam, stellte er sich in den Schatten außerhalb des Lichtkreises der Straßenlaterne. Jetzt stand ein Wagen auf dem Grundstück. Aber es war zu dunkel, um das Fabrikat zu erkennen. Im Obergeschoß brannte hinter einer geschlossenen Gardine Licht. Er blieb unbeweglich stehen. Worauf er wartete, wußte er nicht.
Der Mann, der sich näherte, bewegte sich sehr leise. Er hatte lange dagestanden und Stefan beobachtet, bis er fand, genug gesehen zu haben. Er kam schräg von hinten und hielt sich die ganze Zeit im Dunkeln. Erst als er nur noch wenige Meter entfernt war, fuhr Stefan zusammen.
Erik Johansson war gut fünfzig Jahre alt und durchtrainiert. Er hielt die Hände an den Seiten und nahm den Blick nicht von dem Fremden.
»Hallo«, sagte er. »Ich frage mich, was Sie hier tun.«
Angst durchfuhr Stefan. Der Mann war so leise nähergekommen, daß er ihn erst im letzten Augenblick gehört hatte.
»Und wer sind Sie?«
»Erik Johansson. Ich bin Polizist. Und ich frage mich, was Sie hier tun.«
»Ich betrachte ein Haus«, erwiderte Stefan. »Ich befinde mich auf einer öffentlichen Straße. Ich bin nüchtern. Ich mache keinen Lärm. Ich stehe nicht einmal da und pisse. Ist es verboten, stehenzubleiben und schöne Häuser anzuschauen?«
»Keineswegs. Aber die Frau, die dort wohnt, ist ein bißchen nervös geworden und hat mich angerufen. Ich dachte, ich schaue mal vorbei und erkundige mich, was Sie hier tun. Die Leute sind es nicht gewohnt, daß jemand auf der Straße steht und starrt. Jedenfalls nicht abends.«
Stefan holte seine Brieftasche heraus und zeigte seinen Polizeiausweis. Er hatte sich ein paar Meter bewegt, so daß sie ins Licht der Straßenlaterne gekommen waren.
Erik Johansson nickte. »Ach du bist das«, sagte er, als kenne er Stefan von früher her, komme aber erst jetzt wieder darauf.
»Stefan Lindman.«
Erik Johansson kratzte sich an der Stirn. Stefan sah, daß er nur ein dünnes Unterhemd unter der Jacke trug.
»Sieht ja ganz danach aus, als wären wir Kollegen. Giuseppe
erwähnte, daß du hier bist. Aber ich konnte ja nicht wissen daß du hier stehst und Elsas Haus anstarrst.«
»Sie hat damals für Herbert Molin das Haus gekauft«, sagte Stefan. »Aber das hast du sicher schon gewußt.«
»Hm, das habe ich überhaupt nicht gewußt.«
»Ich habe es von einem Makler erfahren, den ich in Krokom besucht habe. Ich dachte, Giuseppe hätte es dir erzählt.«
»Er hat nur erklärt, warum du hier zu Besuch bist und daß du mit Herbert Molin zusammengearbeitet hast. Er hat auf jeden Fall nicht erwähnt, daß du Elsa überwachst.«
»Ich überwache niemanden«, entgegnete Stefan. »Ich mache einen Spaziergang. Ich weiß auch nicht, warum ich hier stehengeblieben bin.«
Er sah ein, daß die Antwort idiotisch war. Er hatte ziemlich lange an derselben Stelle gestanden.
»Wir sollten besser gehen«, meinte Erik Johansson. »Sonst fängt Elsa noch an, sich ihr Teil zu denken.«
Erik Johansson hatte seinen Wagen in einer Seitenstraße geparkt. Es war kein blau-weißer Polizeiwagen, sondern ein Toyota mit einem Hundegitter vor dem Laderaum.
»Du hast also einen Spaziergang gemacht«, nahm Johansson den Faden wieder auf, »und bist zufällig vor Elsas Haus gelandet.«
»Ja.«
Erik Johansson sah bekümmert aus. Er überlegte, bevor er sagte: »Vielleicht wäre es besser, Giuseppe nichts zu erzählen. Er würde sich sonst Sorgen machen. Ich glaube nicht, daß die in Östersund begeistert davon sind, daß du hier Leute überwachst.«
»Aber ich überwache niemanden!«
»Nein, nein. Das hast du schon gesagt. Aber es ist schon ein bißchen eigenartig, daß du hier stehst und Elsas Haus anstarrst. Auch wenn sie diejenige war, die für Molin das Haus gekauft hat.«
»Kennst du sie?«
»Sie ist immer hier gewesen. Freundlich und nett. Interessiert sich für Kinder.«
»Wie meinst du das?«
»Sie hatte eine Tanzschule unten im Folkets Hus. Die Jugendlichen haben da tanzen gelernt. Aber ich weiß nicht, ob sie das jetzt noch macht.«
Stefan nickte, aber er stellte keine Fragen.
»Wohnst du im Hotel? Dann fahre ich dich hin.«
»Ich gehe lieber zu Fuß«, sagte Stefan. »Aber vielen Dank für das Angebot. Habt ihr hier in Sveg keine Polizeistation? Ich habe keine gesehen.«
»Wir sitzen im Gemeindehaus.«
Stefan überlegte. »Kann ich morgen mal reinschauen? Nur um zu sehen, wie ihr es
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