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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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so habt. Und um ein bißchen zu reden.«
    »Na klar.«
    Erik Johansson öffnete die Wagentür. »Dann rufe ich Elsa wohl am besten an und sage ihr, daß alles in Ordnung ist.«
    Er setzte sich in den Wagen, sagte »hej«, und zog die Tür zu. Stefan wartete, bis der Wagen verschwunden war, bevor er davonging.
    Zum viertenmal an diesem Tag blieb er auf der Brücke stehen. Der Zusammenhang, dachte er. Es geht nicht nur darum, daß Herbert Molin und Elsa Berggren einander gekannt haben. Da ist mehr. Aber was?
    Er ging langsam weiter, wartete darauf, daß die Gedanken ineinandergriffen. Herbert Molin hatte Elsa Berggren beauftragt, ein Haus für ihn zu suchen. Sie kannten sich von früher. Vielleicht war Herbert Molin nach Härjedalen gezogen, um in ihrer Nähe zu sein?
    Am Ende der Brücke hielt er erneut inne. Ihm war plötzlich ein Gedanke gekommen. Er hätte schon früher darauf kommen sollen. Elsa Berggren hatte ihn auf der Straße entdeckt, obwohl er außerhalb des Lichts der Straßenlaterne geblieben war. Das konnte nur eins bedeuten. Sie beobachtete die Straße. Sie erwartete oder fürchtete, daß jemand kommen würde.
    Er war sich sicher. Zufällig hatte sie ihn bestimmt nicht entdeckt.
    Er ging weiter. Schneller jetzt. Dachte, daß auch Elsa Berg-grens und Herbert Molins gemeinsames Interesse am Tanz kein Zufall war.
    Als er ins Hotel zurückkam, war die Rezeption bereits geschlossen. Er ging die Treppe hinauf und fragte sich, ob Vero-nica Molin schon schlief. Falls sie noch Molin hieß.
    Er schloß seine Zimmertür auf und machte Licht. Auf dem Fußboden, unter der Tür hindurchgeschoben, lag eine Mitteilung. Er hob den Zettel auf und las.
    Bitte Giuseppe Larsson in Östersund anrufen. Dringend.
    Giuseppe war selbst am Apparat.
    »Ich konnte deine Handynummer nicht finden«, sagte er. »Sie muß im Büro geblieben sein. Deshalb habe ich das Hotel angerufen. Aber sie sagten, du bist unterwegs.«
    Stefan fragte sich, ob Erik Johansson trotz allem angerufen und von ihrer Begegnung berichtet hatte. »Ich war spazieren. Viel anderes kann man hier ja nicht tun.«
    Giuseppe lachte. »Ist da nicht manchmal Kino im Folkets Hus?«
    »Ich wollte mich bewegen, nicht in einem Kinosessel sitzen.«
    Stefan hörte Giuseppe mit jemandem sprechen. Dann wurde ein Fernseher leiser gestellt.
    »Ich dachte, ich könnte dich mit etwas unterhalten, was heute aus Umea gekommen ist. Ein Papier. Unterzeichnet von Doktor Hollander. Man kann sich natürlich fragen, wieso er davon nichts in seinem vorläufigen Bericht erwähnt hat, aber die Gerichtsmediziner gehen ihre eigenen Wege. Hast du etwas Zeit?«
    »Mehr als genug.«
    »Er schreibt, er hätte drei alte Schußwunden gefunden.«
    »Was meint er denn damit?«
    »Ganz einfach, daß auf Herbert Molin geschossen und daß er getroffen worden ist. Hast du davon gewußt?«
    »Nein.«
    »Und zwar nicht ein Schuß, sondern drei. Und Doktor Holländer erlaubt sich eine Abweichung vom strikten Protokoll. Er ist der Ansicht, Molin habe sagenhaftes Glück gehabt, überhaupt am Leben geblieben zu sein. Er benutzt tatsächlich das Wort >sagenhaft<. Zwei Schüsse haben Molin unmittelbar unterhalb des Herzens in die Brust getroffen, der dritte in den linken Arm. Aus der Narbenbildung und anderem, was ich nicht begreife, zieht Hollander den Schluß, daß es in Herbert Molins Jugend gewesen sein muß. Er kann nicht genau sagen, ob er die Schußverletzungen zur gleichen Zeit erlitten hat, aber das ist wohl am wahrscheinlichsten.«
    Giuseppe begann plötzlich zu niesen. Stefan wartete.
    »Ich vertrage keinen Rotwein«, sagte Giuseppe entschuldigend, »aber heute abend konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Das rächt sich.«
    »Im Ermittlungsmaterial hat aber nichts von irgendwelchen Schußverletzungen gestanden.«
    »Nein, das ist richtig. Aber ich habe in Boras angerufen und mit einem freundlichen Mann geredet, der die meiste Zeit gelacht hat.«
    »Polizeidirektor Olausson?«
    »Genau der. Ich habe nicht erwähnt, daß du hier bist. Ich habe nur gefragt, ob er wüßte, daß einmal auf Herbert Molin geschossen worden sei. Das hat er verneint, und daraus kann man einen sehr einfachen Schluß ziehen.«
    »Daß es vor seiner Zeit als Polizist war?«
    »Noch früher. Bevor er Landgendarm wurde. Als die Landpolizeiämter verschwanden, übernahm die Polizei ihre Archive und Personalakten. Es hätte sich also in seiner Akte finden müssen, als das Polizeiwesen verstaatlicht und Herbert Molin zu einem

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