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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nützliche Antworten zu erkennen.
    »Viele Geschichten werden erzählt«, fuhr Esmer fort, »manche zur Tarnung, manche als Offenbarung. Aber wir wissen, dass der Verächter lange vor seiner Ankunft in der Küstenregion des Landes seine Hand ausstreckte, um die Bösartigkeit und den grausamen Hunger des Lebenverschlingers zu wecken, des in der Sarangrave-Senke lauernden großen Sumpfes. Aus dieser Bösartigkeit und der Habgier der Menschheit wurden die drei Wüteriche geboren: Moksha, Turiya und Samadhi. Und so wurde der Einholzwald dezimiert, wurde sein Empfindungsvermögen gelähmt, bis ein Elohim kam, der seine Überreste rettete.« Fast schien es Linden, als schmerzten Esmer seine Erinnerungen. »Zu neuem Bewusstsein erwacht, schufen die Bäume zu ihrem Schutz die Forsthüter, verbannten die Elohim aus dem Oberland und fesselten sie als Barriere gegen die Wüteriche an den Koloss am Wasserfall.
    Später dann bezog der Verächter Ridjeck Thome als seinen Hort, ohne sich jedoch den Menschen zu erkennen zu geben. Als der Koloss nachzugeben begann, sammelte er die Wüteriche um sich, die fortan unter seiner Anleitung die Herzen der Gräuelinger zu umgarnen begannen. Noch immer verhinderte der Koloss, dass die Wüteriche die Verlorene Tiefe betreten konnten, und so trafen sie mit Gräuelingern zusammen, die östlich des Landbruchs unterwegs waren, um die zahlreichen Aspekte des Landes zu erkunden. Zunächst säten die Wüteriche nur ihre Verachtung für den überlebenden Geist des Einholzwaldes und ihr Misstrauen gegen die Forsthüter, doch dann gelang es ihnen durch Einflüsterungen und geschickte Suggestionen, die Gräuelinger dazu zu bringen, ihre eigene Gestalt zu hassen, sich selbst zu verachten. Denn aller Hass fällt unweigerlich auf den Hassenden zurück.«
    Esmer hatte den Kopf gehoben und erwiderte Lindens Blick, so fest er nur konnte. Aber seine Augen hatten die bedrohliche Farbe aufeinanderprallender Wogen angenommen, und sein Umhang flatterte, als stünde er im Auge seines inneren Sturms. »Im selben Zeitalter«, fuhr er fort, »in dem die Pervertierung der Gräuelinger fortschritt, umging der Wüterich Samadhi das Interdikt. Er überschritt den Südlandrücken, um das Volk zu verderben, aus dem Berek Lordzeuger hervorgegangen war. Durch seinen Einfluss auf den König stiftete Samadhi den Krieg, der Berek nach schrecklichen Jahren und grausamem Blutvergießen in seine Stellung als Erster Hoch-Lord des Landes brachte.
    Zwischen den Felsspitzen des Donnerbergs hatte Berek sich geschworen, dem Land zu dienen, doch den Umgang mit der Macht musste er erst erlernen. Er verwendete viel Energie darauf, den Einholzbaum zu finden und den Stab des Gesetzes anzufertigen, doch er konnte nicht allen menschlichen Raubbau an den Wäldern verhindern. Und wie die Zahl der Bäume abnahm, schwand auch die Kraft des Kolosses dahin.
    Trotzdem war das Interdikt auch noch zur Zeit von Hoch-Lord Damelon in Kraft. Als die Gräuelinger ihre Lehre und ihren Selbsthass nutzten, um in der Verlorenen Tiefe die Dämondim zu erschaffen, konnten die Wüteriche sie dort nicht erreichen.«
    Esmer nickte, als spräche er mit sich selbst, und sein Blick schweifte ab. Vielleicht war er zu sehr in seiner Erzählung gefangen, in Reue und alter Bitterkeit, um zu merken, dass er ihre Fragen nicht beantwortete. Trotzdem hörten die Urbösen und Wegwahrer ihm in tiefem Schweigen zu, als hinge ihr Wyrd an seinen Worten. Ihretwegen und weil sie die Gründe für seine Erzählung nicht beurteilen konnte, unterdrückte Linden den Drang, ihn zu unterbrechen.
    »Und die Gräuelinger waren zu weise, um töricht oder unwissentlich zu handeln. Sie wollten ihren eigenen Hass nicht erneuern, sie wollten ihn unwirksam machen. Und so schufen sie die Dämondim frei vom Defekt ihrer Schöpfer: In Majestät und Wissen waren sie den Gräuelinger unterlegen, aber der Selbsthass war ihnen fremd. Sie waren eine strenge Rasse, und von den Gräuelingern hielten sie sich in Ablehnung fern. Doch so blieb es nicht. Im Lauf der Zeit degenerierten auch die Dämondim zu Schreckensgestalten. Sie siedelten sich von den Gräuelingern entfernt in der Nähe des Weltübelsteins und weiterer Übelgewalten an, und das Böse in der Sarangrave rief sie leise, wie es schon die Gräuelinger gerufen hatte. Als die Dämondim sich schließlich aufmachten, um den Ursprung dieses Rufs zu erkunden, gelangten sie ins Unterland und in die Sarangrave-Senke. Dort teilten sie das Los ihrer Schöpfer,

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