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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihre Anwesenheit tarnen. Wenn die Form der Hügel den Lärm forttrug oder das Rauschen des Flusses ihn übertönte, bekam Mahrtiir vielleicht nicht einmal mit, was hier oben geschah.
    »Du ›zählst mit‹?«, fragte Esmer höhnisch. »›Rechnung?‹ Diese Ausdrücke kenne ich nicht, wohl aber verstehe ich ihre Bedeutung. Du allein genügst dir als Maßstab, und deiner Ansicht nach wiegt mein Verrat schwerer als all meine Hilfe. Aber du weißt vieles nicht, Weißgoldträgerin. Wären deine Fehlurteile nicht Grund für Verachtung, würden sie mich betrüben.«
    Sie hatte ihn oft bekümmert erlebt, wenn sie mit ihm gesprochen hatte.
    »Schluss damit, Esmer«, befahl sie ihm knapp und war sich der eigenen Unwissenheit peinlich bewusst. »Ich habe es satt, immer wieder zu hören, wie du die Ehrlichkeit meidest. Ich habe dich gerufen, weil ich Antworten brauche. Du kannst mit der Frage anfangen, die ich eben gestellt habe. Wozu sind diese Wesen hier?«
    Ein kurzes Flackern, das Unsicherheit oder Freude bedeuten konnte, störte die in seinem Blick blühende Verachtung. »Und bildest du dir wirklich ein, ich sei auf deinen Ruf hin gekommen? Glaubst du tatsächlich, du könntest mir irgendwie befehlen?«
    Um Linden herum jaulten und knurrten die Urbösen und Wegwahrer wie Wölfe, die sich um einen Kadaver stritten. Sie konnte kaum klar denken. Jetzt ballte sie drohend die Fäuste. »Schluss damit, habe ich gesagt!«
    Sie wollte auf ihn wütend sein. Zorn hätte sie stärker gemacht. Aber ihre Übelkeit war ein Spiegelbild seiner Misere. Esmer konnte seine widersprüchlichen Erbanlagen nicht miteinander in Einklang bringen, und dicht unter seiner zur Schau getragenen Geringschätzung lagen herzzerreißende Qualen. Vielleicht war sein Erscheinen bereits eine Antwort.
    Mehr aus Ärger als Zorn fuhr sie fort: »Mir ist es egal, ob ich dich wirklich gerufen habe oder nicht. Willst du meine Fragen nicht beantworten, kannst du gleich wieder verschwinden. Lass deine neuen Verbündeten tun, wozu sie anscheinend hergekommen sind.«
    Weder Esmers Gesichtsausdruck noch seine Art veränderten sich. In demselben spöttischen Tonfall antwortete er: »Aus deinen Worten spricht einmal mehr Unwissenheit, Weißgoldträgerin. Diese Geschöpfe sind nicht meine ›Verbündeten‹. Tatsächlich beäugen sie mich weit misstrauischer als du selbst.« Nun schwang in seiner Stimme Sarkasmus mit. »Du hast meine Rechtfertigung für meine Taten und auch für die der Urbösen und Wegwahrer gehört. Trotzdem verstehst du nichts. Ich habe diese Überlebenden ihrer Art nicht aus dem Abgrund der Zeit heraufgebracht, damit sie mir dienen. Sie würden solchen Dienst auch nicht für irgendeinen Zweck akzeptieren. Ich habe ihre Gegenwart hier ermöglicht – und sie haben ihr zugestimmt –, damit sie dir dienen können.«
    »Mir dienen? « Linden hätte die Gräuelinger-Brut am liebsten aufgefordert, leiser zu sein, damit sie nicht länger schreien musste, um sich zu verständigen. Glaubten sie etwa ernstlich, weniger als hundert Urböse und Wegwahrer könnten die Dämondim zurückschlagen? Wenn diese Horde auf die unermessliche Kraft des Weltübelsteins zurückgreifen konnte?
    »Wildgoldträgerin«, knurrte Esmer, »ich habe den Wunsch, wahrhaftig zu sprechen. Aber ich fürchte, dass keine Wahrheit dich zufriedenstellen wird. Würde es genügen, dir einmal mehr mitzuteilen, dass diese Wesen die von mir ausgehenden Gefahren erkennen und durch den Wunsch, sich vor mir zu schützen, geeint werden? Würde es dich beschwichtigen, zu erfahren, dass sie jetzt, wo sie wissen, dass ihre Artgenossen, die dich begleiten, einen Zweck gefunden haben, für den es sich zu dienen lohnt, ebenfalls den Wunsch haben, dir zu Diensten zu sein?«
    »Oh, das glaube ich gern«, antwortete Linden. Die Urbösen hinter ihr hatten schon mehr selbstlose Ergebenheit bewiesen, als sie bei ehemaligen Dienern des Verächters für möglich gehalten hätte. Die Wegwahrer hatten demonstriert, dass sie um Lindens willen bereit waren, sich mit ihren Erzfeinden zusammenzutun. Und keines der Geschöpfe auf diesem Hügel hatte mehr als seine Stimme gegen die anderen erhoben. »Aber du hast recht: Ich bin nicht ›zufrieden‹. Aus welchem Grund hast du sie hergebracht? Welchen Gewinn ziehst du daraus? Ist dies etwas, das Cail getan hätte – oder hörst du heute auf Kasteness?«
    Esmer zuckte zusammen – kurz nur hatte Linden den Eindruck, er werde von erbitterten inneren Kämpfen zerrissen, dann

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