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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Andeutung eines Schattens erschien dort, und sie wollte gerade Cody darauf aufmerksam machen, als er schon wieder verschwunden war, weshalb sie die Erscheinung ihrer Fantasie zuschrieb. Wunschdenken funktionierte auf zwei Arten im paranormalen Geschäft: man sah Dinge, die nicht da waren, und man sah Dinge nicht, die wahrscheinlich da waren, von denen man aber hoffte, sie seien es nicht.
    Rochester, Bruce, Dorrie. Wie viele andere Kinder hingen hier im Hotel herum, während sie sich eigentlich auf dem Großen Spielplatz im Himmel vergnügen sollten? Und was ist mit dir, Mom? Was ist hier besser als dort, wo du eigentlich sein solltest?
    »Keine Taschenlampe, kein Walkie-Talkie«, sagte Cody hinter ihr.
    »Und keine Waffen«, ergänzte Kendra, wohl wissend, wie dämlich sich diese Aussage anhörte. Man konnte Geister nicht mit dem Staubsauger aufsaugen und sie dann in einer steifen Brise loswerden. Man konnte ihnen die paranormale Version von Therapiegesprächen zuteilwerden lassen und sie davon überzeugen, dem Licht entgegen zu gehen, aber sie mussten bereit sein zuzuhören.
    Wenn Cody Recht hatte und diese Wesen Dämonen waren, würden sie keinerlei Grund haben auszuchecken. Wahrscheinlich waren sie schon lange genug hier, um metaphysische Ersitzungsrechte zu genießen.
    Was bedeutet, dass Mom ein Dämon ist?
    Cody streckte eine Hand aus, berührte ihren Rücken und ließ seine Hand daran herunter gleiten, bis er ihre Hand gefunden hatte. Sie gingen nebeneinander, hinkten ein wenig und bewegten sich vorsichtig in der Finsternis.
    »Warum hier?«, fragte sie Cody, als sie sich etwas sicherer fühlte, weil sie nicht mehr so nahe beim Dachbodenzugang und dem Loch in der Ecke waren. Ihr Sicherheitsgefühl war unlogisch, weil Geister keine Türen benötigten, aber es war trotzdem instinktiv und beruhigend.
    »Darüber könnte man jahrelang forschen«, sagte Cody. »Aber irgendwann muss irgendjemand einen eingeladen haben. Und die anderen sind dann wahrscheinlich dazu gekommen wie Haie bei einem Blutbad. Sie weiden sich an Schwäche und Verdorbenheit. Die Vorstellung der ›Sünde‹ ist nicht nur etwas, dass sich die Priester ausgedacht haben, um das Verhalten der Menschen zu kontrollieren. Es geht darum, richtig und falsch zu kennen, und sich trotzdem für ›falsch‹ zu entscheiden.«
    »Also erschnüffeln sich Dämonen eine gebrochene Seele und richten sich dann häuslich ein?«
    »So ungefähr.«
    »Und wie erklärst du die Kinder?«
    »Es ist wie ein Hütchenspiel. Dämonen benutzen die Maskerade, die ihren Zweck erfüllt. Und der Zweck ist, Zweifel und Verwirrung zu erzeugen, alle zu schwächen, denen sie begegnen, und die Strukturen und Regeln dieser Welt zu erschüttern. Das hier ist Gottes Gebiet, und nichts macht sie glücklicher, als in seine Sträucher zu pinkeln.«
    Wieder rumorte es, und diesmal stützte sich Kendra an der Wand ab, bis das Beben vorüber war. Sie waren beim Fenster und konnten den Rasen und die Straße sehen, die zum White Horse führte. »Kein Verkehr«, sagte Kendra.
    »Es ist nach Mitternacht außerhalb der Saison«, sagte Cody.
    »Niemand kommt, niemand geht, hä?«
    »Das ist die Entscheidung deines Vaters. Schließlich hat er noch immer das Sagen.«
    Eine untersetzte Gestalt löste sich aus dem Schatten einer Türöffnung vor ihnen. »Das denkst du«, sagte die Frau.
    Kendra machte einen Schritt zurück und ließ fast ihren Block fallen, doch Cody stellte sich schützend vor sie. Man muss dem Knaben Punkte für machohaftes Heldentum im Angesicht der Gefahr geben.
    »Wer sind Sie?«, fragte Cody.
    »Eine der Geisterjägerinnen«, sagte sie in heiserem Alt und monotonem Tonfall.
    »Haben Sie irgendeinen der SSI-Leute gesehen?«
    »Hab niemanden gesehen, seitdem der Strom weg ist.«
    »Wir sollten uns im Kontrollraum versammeln«, sagte Cody. »Wir sind gerade auf dem Weg dorthin. Wollen Sie sich uns anschließen?«
    »Es gibt keine Kontrolle mehr«, sagte sie. Kendras Augen hatten sich genug an die Dunkelheit gewöhnt, um die funkelnden Augen und die tiefschwarze Haut der Frau erkennen zu können. Sie erinnerte sich an die Frau von der Anmeldung, aber ihr Name fiel ihr nicht mehr ein.
    »Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, aber ich bin sicher–«
    »Ruhig, Cody«, unterbrach ihn Kendra. »Er geht nicht mehr um Haunted Computer Productions. Hier passieren seltsame Dinge.«
    »Seltsame Dinge«, wiederholte die Frau, als ob ihr der Gedanke daran gefiel.
    »Haben Sie es

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