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Die Rückkehr (German Edition)

Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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verschafft.
    »Sind sie bereit, ihn zu treffen?«, fragte er mit angebrachtem Ernst.
    »Ihn?«, sagte Eloise zu Nancy. »Siehst du, ich hab dir gesagt, dass es nicht Margaret Percival ist.«
    Gott, gib mir Kraft in deinem Dienst.
    Die Kellertür öffnete sich und gab den erwarteten modrigen, erdigen Geruch frei, aber Schabe nahm darunter auch einen Hauch von Kohlenasche wahr. Lucifer hatte keine Probleme damit, sich ans Lagerfeuer zu setzen und Kriegsgeschichten auszutauschen. Doch Schabe vermutete, dass Belial hier der Tonangeber war, derjenige, der das Hotel als sein persönliches Puppenhaus betrachtete. Als Dämon der Lügen und der Täuschung besaß Belial die besondere Kraft des Korrumpierens, weil die Menschen nur allzu gerne das glaubten, was sie glauben wollten.
    »Sollen wir, Ladies?«, fragte er mit einer Verbeugung und schob sie mit seinem Arm nach vorne.
    »Es ist dunkel«, sagte Nancy.
    »Umso besser«, sagte Eloise, obwohl sie nicht mehr so begierig danach schien, den Keller zu betreten.
    »Keine Sorge«, sagte Schabe und griff demonstrativ nach seinem Kruzifix, damit sie die Geste nicht übersehen konnten. »Ich werde mich um Sie kümmern.«
    Er probierte den Lichtschalter direkt neben der Kellertür, obwohl er wusste, dass er kein Glück haben würde. Dann schaltete er die an seiner Schirmmütze angebrachte Minitaschenlampe an und ging die Treppe hinunter. »Folgen Sie mir.«
    Die beiden Frauen mussten begeisterte Anhängerinnen paranormaler Fernsehshows sein, denn beide hatten die Art von Taschenlampen, die von den »Experten« empfohlen wurde. Eloise ging zuerst, das gelbliche Licht ihrer Lampe mischte sich mit dem blauen Strahl der Minitaschenlampe und erzeugte auf dem Kellerboden einen blassen grünen Schein. Nancy besaß genug Geistesgegenwart, um ihr Aufnahmegerät einzuschalten und zu flüstern: »Betreten des Kellers. 23 Uhr 56. Drei Personen.«
    Vier Minuten bis Mitternacht. In vielen okkulten Systemen markierte Mitternacht den dünnsten Punkt zwischen der körperlichen und der spirituellen Welt. An Orten mit hoher Energie oder Turbulenzen öffneten sich unsichtbare Türen und die Reiche überlagerten sich. Die Verlorenen und die Schwachen beider Seiten wanderten dorthin, wohin sie nicht sollten, und einige von ihnen schafften es nie mehr zurück auf ihre Seite.
    Das Trio erreichte die Betonplatte am Fuß der Treppe, die zerbröckelnde graue Plattform inmitten eines Erdmeers. Schabe begutachtete das Schlachtfeld und kam zu dem Schluss, dass es genauso gut war wie jedes andere. Eine höher gelegene Stellung war leichter zu verteidigen, aber Frontalangriffe führte man am besten auf ebenem Gelände durch.
    »Was war das?«, fragte Eloise, die den Strahl ihrer Taschenlampe unruhig über die Stützbalken und die glatten Steinwände gleiten ließ.
    »Dort drüben hat sich was bewegt«, sagte Nancy, die näher an Schabe heranrückte.
    Er zog das Fläschchen mit Weihwasser aus seinem Gürtel. Sein Latein war etwas eingerostet. Der Katholischen Kirche wurde von allen zu Gute gehalten, dass sie die Flut der Dämonen eindämmte, aber in Wirklichkeit hatte sie nur die beste Marketingabteilung. Mit ihrem koketten Bestreiten der Existenz von Exorzismen und ihrer vorgeheuchelten Geheimhaltung hatten sich die Kirchenoberhäupter ein Monopol auf Ehrfurcht gesichert. Dabei waren sie genauso wenig immun gegen den Hochmut wie alle anderen Diener Gottes.
    Das Schöne an einer toten Sprache war, dass Normalsterbliche keine Ahnung von dem hatten, was man sagte. Dämonen redeten in Zungen und waren mehr an der Absicht interessiert als an wörtlicher Auslegung. Aber Worte enthielten Magie und gaben Überzeugungen und Begierden Kraft.
    »Sprechen Sie mir nach«, flüsterte Schabe.
    Die beiden Frauen würden denken, dass er einen Schutzzauber bewirken wollte, der seinen Ursprung nicht in Hexerei sondern in der Kirche hatte. Im Schatten pulsierte Belial mit Freude an dem Schwindel. Aber er würde erst vollständig erscheinen, wenn die Wirtinnen reif und willens wären, und durch seine Gier und Lust würde der Dämon verwundbar sein. Der beste Zeitpunkt, ein Schwein zu schlachten, war, wenn es seine Nase in den Trog steckte.
    » Beati possidentes, et di minores abyssum invocat .«
    Die Frauen antworteten mit einer durcheinander gewürfelten, halbherzigen Nachahmung.
    Die Beschwörung wurde von der toten, schweren Luft des Kellers geschluckt. Schabe watete noch ein paar weitere Schritte in die Dunkelheit, um seine Opfer

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