Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
und sie gemeinsam hinrichten?
»Bald«, murmelte Saskandra. Ihre Stimme wurde tiefer und monoton, und Talita lief ein Schauder über den Rücken.
»Einer, der fremd ist,
wird den Vulkangott wecken.
Sobald der Gott des Feuers erwacht,
sind die Tage von Atlantis gezählt.
Sein Zorn kommt über die Stadt.
Das Meer beginnt zu kochen.
Paläste versinken in den Fluten
und der Tod macht alle gleich.«
Atlantis würde untergehen und die Stadt zerstört werden! Genau dasselbe hatte Mario auch gesagt! Doch Saskandras Prophezeiung hörte sich so an, als stünde die Katastrophe unmittelbar bevor. Wer war der Fremde, der das Unglück auslöste? War es am Ende Mario, der Junge aus der Zukunft? Talita klammerte sich an Saskandras Arm.
»Wann wird das sein, Saskandra? Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
Doch die Seherin gab keine Antwort. Die Prophezeiung hatte sie erschöpft und die alte Frau war in Schlaf gesunken.
Talita ließ Saskandra los und rutschte ein Stück zur Seite. Sie überlegte, was passieren könnte. Würde sie Mario wirklich wiedersehen? Hoffnung keimte in ihr. Sie malte sich aus, wie Mario die Wachen niederschlagen und die Tür des Kerkers aufschließen würde.
»Komm mit, Talita!«, würde er sagen, sie an der Hand fassen und mit ihr den Gang entlangrennen, bis sie den Weg in die Freiheit gefunden hatten. Am Hafen würden sie in ein Boot springen und von Atlantis wegrudern; sie würden von Weitem sehen, wie die Stadt unterging …
Talitas Tagtraum war abrupt zu Ende. Nein, so würde es bestimmt nicht sein. Mario und Sheila kamen aus der Zukunft und sie hatten hier einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Mario würde Atlantis bestimmt nicht verlassen, ehe er gefunden hatte, wonach er suchte.
Und bei ihrem Traum hatte Talita Anjala und Brom völlig außer Acht gelassen. Selbst wenn sie tatsächlich mit Mario in einem Boot fliehen würde, dann nicht ohne ihre Mutter und ihren Bruder! Wenn die beiden beim Untergang von Atlantis umkamen, würde Talita keine glückliche Minute mehr haben!
Und Sheila durfte natürlich auch nicht sterben!
»So ein Quatsch!«, sagte Talita ärgerlich, während die Seherin neben ihr laut schnarchte.
Saskandras Worte hatten sie ganz durcheinandergebracht. Wahrscheinlich war die Alte durch den Aufenthalt im Kerker längst wirr im Kopf und faselte einfach nur dummes Zeug. Der Gott des Vulkans! Dass hier irgendwo ein Vulkan sein sollte, davon hatte Talita noch nie etwas gehört. Vermutlich hatte Saskandra irgendwelche alten Sagen und Märchen mit der Realität verwechselt …
In diesem Moment ertönten draußen auf dem Gang Schritte. Talita hielt den Atem an. Brachte man ihnen jetzt etwas zu essen? Oder kam man, um sie zu holen? Sie lauschte angestrengt.
Die Schritte wurden lauter und sie hörte, wie jemand vor der Tür stehen blieb. Leise klirrten Schlüssel. Talita erwartete, dass einer von ihnen ins Schloss gesteckt würde. Doch nichts geschah. Talita glaubte schon, sie hätte sich alles nur eingebildet, doch nachzwei oder drei Minuten klirrte der Schlüsselbund wieder leise und die Schritte entfernten sich. Talita krallte sich an der Wand fest und fragte sich, wer da vor der Tür gestanden und was er damit bezweckt hatte. Hatte er gehofft, ein Gespräch zu belauschen? Vielleicht hatte er auch gedacht, dass sie an der Tür kratzen und um Gnade flehen würde.
Ratlos starrte Talita durch die Dunkelheit.
So viele Fragen und keine einzige Antwort.
»Du wolltest mit mir sprechen?« Zaidon saß wie üblich auf seinem prunkvollen Thron und seine Augen musterten Fenolf voller Neugier. Eigentlich war jetzt nicht die Zeit für Audienzen, doch Zaidon war Fenolfs Bitte gleich nachgekommen und hatte ihn empfangen. »Nun, was gibt’s?«
Fenolf hatte sich vorgenommen, sich nicht nervös machen zu lassen, obwohl er mit diesem Gespräch seine ganze Zukunft aufs Spiel setzen würde. Doch er war bereit, dieses Risiko auf sich zu nehmen. Das war er Anjala schuldig. Er musste alles tun, um ihre Tochter zu retten.
»Ich hörte, dass es eine neue Gefangene gibt. Ein dreizehnjähriges Mädchen.«
Zaidon krauste die Stirn, als müsste er sich erst besinnen. »Ach ja, du meinst bestimmt diese schmutzige Muschelsucherin. Was ist mit ihr?«
»Ich möchte dich bitten, sie freizulassen«, sagte Fenolf und verschränkte die Hände auf dem Rücken. Vor Anspannung knotete er die Finger ineinander.
»Und warum sollte ich das tun?«, fragte Zaidon verwundert.»Das Mädchen hat den Tod verdient, es
Weitere Kostenlose Bücher