Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
hörte wieder, wie hinter ihr die Würfelbecher klapperten. Sie ertrug das Geräusch nicht mehr, stopfte sich die Finger in die Ohren und lief in den Garten. Dort zögerte sie einen Moment und sah sich um. Die Landzunge schien völlig verlassen zu sein. Kurz entschlossen verließ Sheila das Grundstück und kletterte über die Felsen hinunter zu der kleinen Bucht, in der sie vor ein paar Tagen angekommen waren.
Das Meer war sehr ruhig. Sie spazierte langsam am Wasser entlang. Der Wind streifte ihre Arme und die Sonne wärmte ihre Haut. Ab und zu benetzte eine Welle ihre Füße. Sheilas Herz war schwer. Sie dachte an Talana, an Irden und an den Tempel der Zeit . Wenn nicht bald etwas geschah, war Talana verloren oder würde für immer feststecken in gefrorener Zeit. Aber anscheinend war es für Mario wichtiger, mit Talita Würfeln zu spielen, als darüber nachzudenken, wo sich der magische Gegenstand befand, den sie suchen sollten.
Missmutig kickte Sheila einen Stein ins Wasser. Dann blieb sie stehen und beschirmte ihre Augen. Ein Delfin sprang aus dem Meer und verhielt sich dabei sehr seltsam.
17. Kapitel
Neuigkeiten
Zuerst dachte Sheila, dass es dem Delfin nicht gut ging, weil er sich beim Hochspringen immer halb in der Luft drehte. Vielleicht hatte er sich verletzt. Doch je länger Sheila den Delfin beobachtete, desto klarer wurde ihr, dass er übte, um eine ganz bestimmte Bewegung hinzubekommen. Es waren die gleichen Sprünge, mal höher, mal niedriger, und wenn der Körper aufs Wasser klatschte, entstand ein Sprühregen aus Tropfen. Schließlich hatte der Delfin genug und schwamm zum Ufer, wo er sich im seichten Wasser in ein Mädchen verwandelte.
Sheila war so fasziniert vom Zuschauen, dass sie vergessen hatte, was Fenolf ihnen eingeschärft hatte: Sie sollten mit niemandem reden und sich am besten auch von niemandem sehen lassen. Als sich Sheila wieder daran erinnerte, war es zu spät: Das Mädchen hatte sie bereits entdeckt und kam auf sie zu.
»Hallo«, rief die Fremde und lächelte freundlich. »Ich bin Isira. Du hast mir zugesehen. Wie fandest du meine Sprünge?«
»Sie waren … ein bisschen merkwürdig«, gab Sheila ehrlich zu.
Isira schien es ihr nicht übel zu nehmen. Sie war ungefähr so alt wie Sheila, sehr schlank und hatte rötlich schimmerndes Haar, das ihr über die Schultern hing.
»Ich wollte etwas anderes einstudieren als die übliche Doppelschraube«, sagte Isira und blieb vor Sheila stehen. »Aber es sieht nicht besonders gut aus, wie?« Sie seufzte. »Vielleicht versuche ich es mit einer Dreifachschraube, dann habe ich bessere Chancen.«
»Chancen worauf?«, fragte Sheila.
»Na, für den Delfintanz ausgewählt zu werden.« Isira blickte Sheila neugierig an. »Hast du denn nicht davon gehört? Zaidon sucht junge Mädchen, die bei seiner Hochzeit einen Tanz aufführen. Ich will mich morgen im Palast vorstellen. Wer überzeugt, bekommt einen hohen Lohn für seinen Auftritt, außerdem ist es eine große Ehre. Ganz Atlantis wird bei dem Festzug zusehen.« Sie musterte Sheila neugierig. »Wie heißt du eigentlich?«
»Sheila«, antwortete Sheila.
»Willst du es denn nicht auch versuchen?«, wollte Isira wissen. »Ich glaube, du hättest gute Chancen – so hübsch, wie du bist. Und springen kannst du mit deinen langen Beinen bestimmt gut.«
Hübsch? Sheila wurde rot. Das hatte bisher kaum jemand zu ihr gesagt, zumindest niemand außer ihrer Mutter, und Mütter waren ja in solchen Dingen sehr voreingenommen.
»Danke«, murmelte sie. »Was ist das noch mal genau für ein Tanz? Und kann da jeder mitmachen?«
Isira nickte. »Ja. Es ist egal, ob du aus der Ober- oder aus der Unterstadt stammst. Der Aufruf geht an alle. Hast du denn wirklich nichts davon gehört? Das Fest soll jetzt sogar noch größer werden, weil es eine Doppelhochzeit geben wird. Zaidons Wesir heiratet nämlich auch.«
Sheilas Herz setzte einen Schlag aus. Redete Isira etwa von Fenolf? Das konnte doch nicht sein! Vielleicht hatte Zaidon mehr als einen Wesir.
»Eine Doppelhochzeit?«, fragte Sheila nach. »Wie … heißt denn der Wesir?«
»Fenolf, glaube ich«, antwortete Isira. »Das wird bestimmt eine ganz prächtige Feier, und wenn wir als Delfintänzerinnen genommen werden, dann sind wir mittendrin.« Sie seufzte sehnsüchtig. »Ich wollte schon immer mal wissen, wie es im Palast aussieht. Es muss dort einfach wunderbar sein.«
Fenolf. Sheila spürte einen plötzlichen Schmerz in den Schläfen. Es war
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