Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
unmöglich, dass Fenolf Anjala in aller Öffentlichkeit heiratete, so gut kannte Sheila inzwischen die Verhältnisse in Atlantis. Demnach würde eine andere Frau Fenolfs Braut sein. Sheila ballte unwillkürlich ihre Hände zu Fäusten.
Verräter!, dachte sie verärgert. Er hatte sie in seinem Haus untergebracht und ihnen eingeschärft, keinen Kontakt zu anderen zu haben, damit er seine Pläne ungestört verfolgen konnte. Talita würde maßlos enttäuscht sein. Sie hatte Fenolf vertraut! Auch Sheila war zuletzt völlig überzeugt gewesen, dass Fenolf sich auf ihre Seite geschlagen hatte. Und jetzt das! Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Warum hielt er sie alle zum Narren?
»Kommst du morgen mit?«, fragte Isira. »Dann müsste ich nicht allein in den Palast gehen. So richtig traue ich mich nämlich nicht. Ich würde mich wohler fühlen, wenn jemand dabei wäre.«
Sheilas Gedanken wirbelten durcheinander. Zaidons Hochzeit, Fenolfs Verrat, Marios Unlust, Irdens Auftrag … Blitzartig kam ihr die Idee, dass sie vielleicht selbst etwas herausfinden könnte, wenn sie Isira begleitete. Im Palast würde sie möglicherweise einen Hinweis auf das, was sie suchten, bekommen oder sie würde etwas sehen, das sie ihrem Ziel näher brachte.
»Gut, ich komme mit«, sagte Sheila spontan. »Wann treffen wir uns?«
Isira lächelte. »Morgen bei Sonnenaufgang hier am Strand?«
»In Ordnung.« Sheila nickte.
»Dann bis morgen.« Isira hob die Hand zum Abschied und ging in Richtung Stadt davon. Sheila sah ihr nach. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, worauf sie sich eingelassen hatte. Das, was sie vorhatte, war absolut leichtsinnig!
Aber musste man nicht manchmal etwas riskieren? Mario hatte schließlich auch sein Leben aufs Spiel gesetzt, als er Talita befreit hatte.
Tänzerin in Zaidons Palast …
Nachdenklich ging Sheila zu Fenolfs Haus zurück. Sie machte sich bewusst, dass Zaidon sie nicht erkennen würde, selbst wenn sie ihm begegnete. Sie konnte ihm ohne Gefahr unter die Augen treten, wenn es ihr gelang, ein harmloses atlantisches Mädchen zu spielen, das sich nichts sehnlicher wünschte, als bei Zaidons Hochzeitstanz mitzumachen. Sheila dachte an die Castingshows, die sie so oft im Fernsehen angeschaut hatte. Sie würde sich als Delfintänzerin bewerben – als eine von vielen Kandidatinnen. Sie musste einfach ausblenden, dass Zaidon ihr Feind war.
»Du bist vollkommen wahnsinnig!«, stellte Mario fest, als Sheila ihm später unter vier Augen von ihrem Vorhaben erzählte. »Du gehst auf keinen Fall allein dahin. Ich werde mitkommen.«
»Das geht nicht«, sagte Sheila und sah ihm fest in die Augen. »Der Delfintanz ist nur für Mädchen. Außerdem kann ich selber auf mich aufpassen. Und ich bin ja gar nicht allein, ich werde mit Isira gehen.«
Mario machte noch immer ein finsteres Gesicht, weil Sheila sich nicht an Fenolfs Anweisungen gehalten und mit einem fremden Mädchen geredet hatte. »Du weißt gar nicht, ob du Isira trauen kannst.«
»Ich weiß überhaupt nicht mehr, wem ich trauen kann«, gab Sheila zurück. »Fenolf habe ich auch vertraut. Und was ist jetzt? Er behauptet, dass er Anjala liebt. Dabei will er eine andere Frau heiraten!«
»Bestimmt gibt es dafür eine Erklärung«, meinte Mario.
»Ja, dass er Nachteile hat, wenn er sich zu Anjala bekennt.« Sheila war so enttäuscht von Fenolf, dass sie kein gutes Haar an ihm lassen konnte. »Warum taucht er nicht mehr bei uns auf? Er lässt sich überhaupt nicht mehr blicken! Das ist absolut feige!«
Mario machte ein ernstes Gesicht. »Wirst du es Talita sagen?«, fragte er dann.
Sheila zuckte mit den Schultern. »Du kannst es ihr auch erzählen, wenn du willst. Dann kann sie dir gleich um den Hals fallen und sich bei dir ausheulen.«
Mario packte Sheila am Arm. »Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Warum bist du auf einmal so zickig? So kenne ich dich gar nicht!«
»Es macht mich einfach verrückt, dass dir unser Auftrag anscheinend egal ist.« Sie riss sich los. »Und wenn ich endlich etwas unternehmen will, dann meckerst du mich nur an.«
»Ich mache mir eben Sorgen um dich«, sagte Mario.
Sie starrten einander an. Marios Blick war offen und ehrlich, und es tat Sheila gleich wieder leid, dass sie ihn so angegriffen hatte.Aber manchmal überkam sie einfach die Wut, dann sagte oder tat sie Dinge, die sie hinterher bereute.
»Entschuldige«, murmelte sie kleinlaut.
»Ich kann dich ja verstehen«, meinte Mario. »Du hast recht,
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