Die Rückkehr nach Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Mädchen einstudieren sollten. Es war anstrengender, als Sheila gedacht hatte. Alle Mädchen sollten zur selben Zeit die gleichen Bewegungen machen, niemand durfte aus der Reihe tanzen. Marla war sehr streng und korrigierte jeden falschen Schritt. Nach zwei Stunden war Sheila völlig erschöpft und nahe daran, die Nerven zu verlieren. Jeder Muskel tat ihr weh. Und es ergab sich überhaupt keine Gelegenheit, einmal unauffällig zu verschwinden und sich umzusehen.
Endlich war Marla zufrieden und schickte die Mädchen nach nebenan ins Wasserbecken. Sie sollten sich verwandeln, ein bisschen schwimmen und sich entspannen. Danach würde Marla mit ihnen einige kunstvolle Sprünge einstudieren.
Sheila war sehr erleichtert, als sie ins Becken steigen konnte. Das Wasser war warm und angenehm. Als sich Sheila in einen Delfin verwandelt hatte, spürte sie, wie ihre Kräfte zurückkehrten. Das Becken war nicht sehr groß und eigentlich hätte Sheila jetzt gern etwas mehr Bewegungsfreiheit gehabt. Als sie ganz automatisch ihr Sonar benutzte, stellte sie fest, dass das Becken mehrere Zuläufe und Abflüsse hatte. Die Öffnungen unter Wasser waren groß genug für einen Delfin. Sheila zögerte nicht lange. Sie hoffte, dass man ihr Verschwinden nicht gleich bemerken würde, und tauchte in den größten Kanal ein.
Die Röhre war gerade groß genug, dass Sheilas Rückenflosse nicht gegen die Decke schrammte. Trotzdem schwamm sie vorsichtig, um sich nicht zu verletzen. Immer wieder benutzte sie ihr Sonar, um festzustellen, ob sich der Kanal veränderte, ob es eine Kurve gab oder ein plötzliches Ende.
Sie hatte Glück. Der Kanal war lang und wurde nach und nach breiter. Schließlich mündete er in ein anderes Becken. Sheila tauchte auf und blickte sich um. Der Raum sah fast genauso aus wie der, in dem sie zuvor gewesen war, nur noch kunstvoller ausgeschmückt. Sie schwamm an den Rand, verwandelte sich zurück und kletterte aus dem Wasser. Dann blieb sie stehen und lauschte. Doch die einzigen Geräusche, die sie hören konnte, waren das Klopfen ihres Herzens und das leise Plätschern des Wasserzulaufs.
Geheimnisvolle Lichter flackerten an den Wänden und ließen goldene Muster aufblitzen. Ab und zu funkelte auch einer der Rubine oder Smaragde, die ins Mauerwerk eingelassen waren. Sheila starrte sie fasziniert an. Waren es magische Steine, die aus Talana stammten? Sie musste an die Steine in Spys Bauch denken. Vielleicht bewahrte Zaidon hier unten die geheimen und wertvollen Dinge auf, die er gestohlen hatte. Ihre feuchte Fußspur glänzte im Lampenlicht, als sie weiterging. Ein verzierter Torbogen führte in den Nebenraum. Als sie hindurchwollte, spürte sie einen Widerstand in der Luft. Es war wie eine unsichtbare Mauer. Ein Schutzzauber?
»Lass mich durch«, flüsterte Sheila und griff an ihr Amulett. »Bitte!«
»Auch in den sieben Meeren zählt
die Kraftmagie der Anderswelt.
Du, Amulett aus Urgestein,
lass mich durch diese Tür hinein!«
Der Luftwiderstand ließ sofort nach und Sheila konnte über die Schwelle in den nächsten Raum treten.
»So geht das aber nicht!«, krächzte der Torbogen hinter ihr.
Sheila zuckte zusammen, aber als nichts passierte, ging sie weiter, die Hand sicherheitshalber immer an ihrem Amulett.
Sie befand sich nun in einem großen Raum. Die Wände bestanden aus hohlen Tonröhren. In jeder Röhre steckte eine Papyrusrolle mit fremdartigen Schriftzeichen. Sheila brauchte eine Weile,bis sie begriff, dass sie in einer riesigen Bibliothek war. Sie erinnerte sich, einmal gelesen zu haben, dass es erst Schriftrollen gab, bevor gebundene Bücher erfunden wurden. Sie fragte sich, was das für Papyrusrollen waren. Sammelte Zaidon in diesem Raum Zauberbücher? Oder waren es nur normale Bücher aus fremden Ländern?
Sie durchquerte den Raum und betrat den nächsten. Er war sechseckig und hatte verzierte Säulen. Unzählige Öllichter brannten am Boden.
In der Mitte befand sich ein rundes, halbhohes Wasserbecken. Die Außenwand war mit Perlmutt und Muscheln verziert. Das Wasser im Becken dampfte. Sheila trat vorsichtig näher und schaute hinein. Sie konnte bis auf den Grund sehen. Das Becken war nicht sehr tief, etwa einen Meter. Dunkles Geröll lag auf dem Boden, in der Mitte formten sich die Steine zu einer Art Kegel. Er sah aus wie ein kleiner Vulkan. Oben auf dem Schlot hockte reglos ein weißer Krake, die Arme um den Kegel geschlungen.
Das gestohlene Herz von Talana!
19. Kapitel
Das Herz von
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