Die Rueckkehr
geht. Momentan ist er wohl wieder unterwegs."
"Wo?"
Ich zuckte die Schultern. Was hätte ich dafür gegeben, das zu wissen!
"Was hältst du hiervon?" Ich hielt eine rote Bluse in die Höhe.
"Wenn du zu Omma zum Tee willst, liegst du damit goldrichtig."
"Ich habe nichts zum Anziehen, Van! Alle meine alten Klamotten sind mir viel zu groß!"
"Dann müssen wir wohl einkaufen gehen." Sie lächelte.
"Es ist Sonntag, und ich muss gleich arbeiten." Unglücklich ließ ich die Schultern hängen.
"Na gut, nimm dir was von mir und morgen gehen wir was Schönes für dich kaufen, ja? Und jetzt verschwinde endlich, ich will weiterschlafen!"
Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu und rannte dann förmlich aus dem Zimmer. Ich war spät dran und ich musste unbedingt noch etwas essen, etwas mit sehr vielen Kalorien.
Die Sonne war längst untergegangen, und ich ertappte mich dabei, wie ich alle paar Sekunden ungeduldig zur Tür hinübersah.
Pat stand hinter der Theke und beobachtete mich argwöhnisch. Er hatte zunächst nichts gesagt, doch sein schockierter Gesichtsausdruck war mir nicht entgangen, als ich um kurz nach fünf mit einem riesen großen Milchshake, einem XXL-Sandwich und einem Stück Schokotorte ins Café marschiert kam.
Ich trug Vanessas quietschgelbes Lieblingstop und hatte meine Haare kunstvoll am Hinterkopf zusammengesteckt.
"Wer bist du? Und was hast du mit Lily gemacht?"
Ich streckte ihm die Zunge raus und brachte die Sachen erst einmal ins Hinterzimmer. Mein Magen rebellierte bereits gegen die riesigen Portionen, doch das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit aß ich wieder mit Appetit. Es tat gut, wieder am Leben teilzunehmen. Ich hatte das Gefühl, Xander hatte endlich die Mauern zum Einstürzen gebracht, die mich die letzten 384 Tage von der Außenwelt getrennt hatten.
Lily Cooper war zurück, zwar mit einem dicken Brummschädel, doch der würde spätestens morgen bereits wieder Geschichte sein.
Ich wandte den Blick vom Fenster ab und trottete zu ihm hinüber an die Theke. Es war inzwischen kurz nach neun. Bald würde Xander kommen und mich abholen. Ich konnte es kaum noch erwarten.
"Da steckt ein Kerl dahinter, oder?" Pat schob mir eine Cola zu und setzte sich neben mich auf einen der ramponierten Barhocker, die vor fünfundzwanzig Jahren, als Pat das Café eröffnet hatte, sicher einmal sehr ansehnlich gewesen waren. Nun waren sie nur noch etwas für Liebhaber und Pat war ein Liebhaber.
Wir ließen unsere Blicke durch den halbvollen Laden schweifen. Der Sonntag war einer meiner liebsten Arbeitstage. Meist blieb es ruhig und die wenigen Menschen, die sich hierher verirrten, tranken friedlich ihren Café oder mal ein Bier und gingen dann wieder nach Hause zu ihren Familien. Keine Junggesellenabschiede oder streitenden Pärchen.
"Ich weiß nicht, wovon du redest."
Im selben Moment klingelte auch schon die kleine Glocke über der Eingangstür und Xander kam herein.
Wir grinsten uns an.
Ich war so froh. Er war tatsächlich gekommen!
"Ich habs doch gewusst", hörte ich Pat leise murmeln, doch ich beachtete ihn nicht weiter.
"Hey, Prinzessin." Xander nahm mich in die Arme und ich schmiegte mich für einen Moment behaglich an ihn. Es war immer noch so unwirklich, ich konnte es kaum glauben, dass er wieder da war. Er… und Sam?
"Bier?" Pat stellte ein Glas auf den Tresen, doch Xander winkte ab.
"Bekommt mir leider nicht… der Magen." Er verzog bedauernd das Gesicht und erntete von Pat einen mitfühlenden Blick.
"Ich bin übrigens Pat, Lily, scheint es ja nicht für nötig zu halten, mich vorzustellen." Er sah mich strafend an.
"Xander, Xander Carter. Lily und ich sind… alte Freunde. Aus Nebraska. Wir haben uns gestern zufällig auf einer Party wiedergetroffen."
"Lily geht auf Partys? Das ist ja mal was ganz Neues", ätzte Pat.
"Lily hat viele Seiten." Xander zwinkerte verschwörerisch, und ich verpasste ihm einen Stoß in die Seite. "Darf ich sie eventuell heute etwas früher entführen?"
"Nichts, was mir lieber wäre! Das Mädel braucht dringend ein soziales Leben. Hängt ständig in meinem Laden rum, statt mal das zu machen, was Erstsemester normalerweise so tun: Leben nennt man das, glaube ich!" Mit diesen Worten stapfte Pat an uns vorbei und blieb kurz stehen. "In fünf Minuten bist du hier raus, Fräulein. Wenn ich wiederkomme, möchte ich nur noch deine Staubwolke am Horizont sehen."
"Du hast aber noch Kundschaft", protestierte ich schwach. Nichts wäre mir lieber, als sofort
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