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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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müßten«, unterbrach ihn Laurenti. »So nah, wie unsere Städte zusammenliegen, führen dreißig Kilometer mitten aufs offene Meer hinaus.«
    »Hoffen wir, daß es nie dazu kommt. Auf jeden Fall bin ich sehr dankbar, daß Sie gekommen sind. Im direkten Kontakt läßt sich alles besser lösen. Übrigens, sind Sie heute abend auch im Dienst?«
    Laurenti erzählte, daß er schon genug mit der offiziellen Zeremonie am Samstag zu tun hatte, aber mit der ganzen Familie nach Fernetti käme, um das Feuerwerk zu genießen.
    »Goran Newman, denn alle Duke nennen, obwohl mir diese Spitznamen grundsätzlich zuwider sind«, sagte Rožman schließlich, »ist übrigens streng bewacht. In der Öffentlichkeit läßt er sich so gut wie nie blicken und wenn, dann stets in Begleitung seines Sekretärs Edvard, der einiges auf dem Kasten hat. Wir kennen auch ihn schon lange. Astreiner Lebenslaufund eine Ausbildung, die nur die Besten genießen. Uns ist er, ganz wie sein Chef, ein Rätsel.«
    Laurenti bedankte sich und lud seinen Kollegen Mirko Rožman zum Gegenbesuch nach Triest ein. Keiner der beiden ahnte, wie rasch sie sich wieder begegnen sollten.
     
    *
     
    Edvard hatte sie im Hof des Anwesens empfangen und durch einen langen Flur geführt, an dessen Wänden ein großformatiges Gemälde aus der Pop-art neben dem anderen hing und an dem die Büros der Mitarbeiter lagen: Junge, modisch gekleidete, meist englisch sprechende Leute, alle hatten eine Menge Bildschirme auf dem Schreibtisch und schienen ununterbrochen zu telefonieren. Sie schenkten den Besuchern keinen Blick. Edvard geleitete die beiden Polizisten schließlich in einen Raum, der ebenfalls vor moderner Kunst strotzte – abgesehen von vier riesigen Bildschirmen, die zwischen den Bildern hingen. Auf dem Schreibtisch lagen nur wenige Papiere, an einer Ecke thronte eine kleine Marmorstatue, die Laurenti unschwer als ein Abbild der römischen Göttin Ceres erkannte. Doch in diesem Fall hatte der Bildhauer ihr fast alle Attribute beigegeben: Schlange, Ährenkranz, Mohn, Füllhorn und Fackel. Die Göttin des Ackerbaus und des Wachstums, der Ehe und des Todes – und Gesetzgeberin kraft ihrer Macht über die Ressourcen.
    Duke bat sie, Platz zu nehmen. Edvard blieb hinter dem Stuhl seines Chefs stehen, neben ihm Vera, die Duke als seine engste Vertraute vorstellte und deren Blick Bände sprach. Hier redeten sich alle mit Vornamen an, als befände man sich im einundfünfzigsten amerikanischen Bundesstaat.
    Bevor er die Nachricht, die Laurenti überbrachte, kommentierte, erkundigte sich Duke bei Pina nach ihrem Wohlbefinden, während Laurenti die grauen Seidenhandschuhebestaunte, mit denen der Mann vermutlich sogar duschte. Einige der Bilder an der Wand kannte er, Lichtenstein, Rosenquist, Noland und Elsworthy. Das allein schon war ein ganzes Vermögen. Und was über die Bildschirme flimmerte, ließ nur vermuten, über welches wirtschaftliche Potential dieses Imperium verfügte. All dies in einem kleinen Kaff, weitab von allen Metropolen, in denen man sich ein solches Ambiente vorstellen könnte. Pina hingegen war heilfroh, daß ihr Sedem nicht, wie sie befürchtet hatte, in seinem Rollstuhl entgegengestürmt war, nachdem sich die beiden Flügel des Einfahrtstors wie von Geisterhand hinter ihnen geschlossen hatten.
    »Was Sie nicht sagen. Ein Attentat auf mich?« Dukes Stimme klang sanft, aber ein leises Zucken umspielte seine Mundwinkel.
    »Im Interesse Ihrer persönlichen Sicherheit rate ich Ihnen, auf die Teilnahme an der Zeremonie in Rabuiese zu verzichten.« Laurenti legte Kopien der Fotos auf den Tisch. »Diese Bilder sprechen für sich.«
    Duke blätterte sie schweigend durch.
    »Können Sie mir sagen, wo die aufgenommen wurden?«
    »Flughafen Zürich. Und das hier ist in München vor der Bayerischen Landesbank. Etwa vor einem Jahr, ich wußte gar nicht, daß über meinen Besuch in der Wirtschaftspresse berichtet wurde. Dann London, der Sitz meiner Firma. Und von den anderen habe ich keine Ahnung. Edvard, kannst du dich an die Orte erinnern?« Duke reichte die Abzüge seinem Sekretär.
    »Es ist schwer, Sie zu beschützen, wenn wir keine Ahnung haben, vor wem. Bei der Zeremonie rechnet man mit siebenhundertfünfzig geladenen Gästen, viele kommen mit Chauffeur. Dazu hundert Journalisten, die Fernsehleute bringen noch Kameramänner und Tontechniker mit. Weit über tausend Personen also.«
    »Ich werde auf keinen Fall kneifen«, sagte Duke. »Schauen Sie, Commissario, ich bin

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