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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Zwar hatte sie freiwilligden Bereitschaftsdienst übernommen, doch erfahrungsgemäß war vor und nach den Feiertagen mehr zu tun. Es sei denn, Galvanos These bestätigte sich, der wie Laurenti ohne Unterlaß behauptete, der gefährlichste Ort auf der ganzen Welt sei die Familie.
     
    *
     
    Laurenti erwartete sie schon ungeduldig, als sie um halb drei ins Büro zurückkam. Auf seinem Schreibtisch stand eine Plastiktüte mit zwei als Geschenk verpackten Flaschen Wein, die er über Mittag bei seinem Freund Walter in der »Gran Malabar« erstanden hatte. Er wollte sie seinen Kollegen in Sežana mitbringen, bei denen er sich angemeldet hatte, um sich über diesen Goran Newman zu erkundigen, den alle Duke nannten. Und um sie über die bestehende Bedrohung zu informieren, denn auf den großen Zampano in Rom wollte er sich nicht verlassen.
    Er schaute auf die Uhr, als sich die kleine Inspektorin auf einen Stuhl fallen ließ und ihr Bein auf einen anderen legte. Sie trug die Stirn in Falten, offensichtlich hatte sie Schmerzen.
    »Weihnachtsgeschenke?« fragte Pina.
    Sogar bei der Kriminalpolizei trafen vor dem Fest häufig genug Gaben ein. Oft von Angehörigen, derer man sich angenommen hatte, aber auch manchmal von alten Kunden, die wieder auf freiem Fuß waren und ihre Verbindungen zur Mordkommission in alter Treue weiter pflegten. Die Kärtchen mit den Glückwünschen darin sammelte Marietta, die Gaben selbst landeten in einer Sammelstelle im Erdgeschoß und wurden an Altersheime und andere soziale Einrichtungen weitergeleitet.
    »Für die Kollegen auf der anderen Seite der Grenze«, sagte Laurenti. »Ich komme ungern mit leeren Händen.«
    »Aber ich habe doch heute morgen mit ihnen telefoniert.« Pina war die Vorstellung, daß sie jetzt mit ihrem Chef dort erscheinen sollte, peinlich.
    »Es ist besser, man kennt sich persönlich«, sagte Laurenti.
    Der Stau vor dem Grenzposten reichte auf italienischer Seite bis auf die Autobahn zurück. Der Schwerlastverkehr war dicht, ab Samstag ging nichts mehr für fünf lange Tage, und nach dem Streik brausten die Fernfahrer Tag und Nacht durch. Seit die Industriekonzerne ihre Lagerhaltung auf wenige Stunden reduziert und auf Kosten der Allgemeinheit auf die Autobahnen verlegt hatten, brauchten alle länger. Nach ein paar Minuten verlor Laurenti die Geduld, ließ die Seitenscheibe runter und stellte das Blaulicht aufs Dach.
    »Eigentlich lächerlich, in neun Stunden gibt es keine Kontrollen mehr, aber sie werden bis zuletzt ihre Kleinlichkeit unter Beweis stellen. Mir gefällt die Vorstellung, daß meine Enkel uns nicht mehr verstehen werden, wenn wir von unserem Grenztrauma erzählen.«
    »Ab morgen werden dafür die Kontrollen im Hinterland verschärft. Das ganze Personal wird hinter die Grenze verlegt.«
    »Klar, wir sind schließlich ein Durchgangsgebiet für alle und alles.« Laurenti dachte an die Klage seiner Freunde auf dem Karst über die schon jetzt häufigeren Verkehrskontrollen mit Alkoholtest. Auf dem Hochplateau sprangen die Autos doch gar nicht an, wenn der Fahrer nicht mindestens einen halben Liter Wein intus hatte.
    »Auf jeden Fall gehen uns so mehr Leute ins Netz«, sagte Pina zufrieden. »Kontrollen im Hinterland sind effizienter.«
    »Bei den Einheimischen auf jeden Fall«, knurrte Laurenti, der öfter von Bekannten um Beistand gebeten wurde, wenn ihr Führerschein in Gefahr war, obwohl er nichts daran ändern konnte.
    Pina humpelte neben ihm die Treppe zur Dienststelle der slowenischen Kollegen hinauf. Die beiden als Geschenk verpacktenFlaschen hatte Laurenti auf seinem Schreibtisch vergessen.
    Mirko Rožman, der Kommandant des Polizeipostens Sežana, war etwas älter als Pina und begrüßte sie ausgesprochen zuvorkommend. Er stellte die beiden den anwesenden Kollegen vor, zeigte ihnen das Revier und schlug dann vor, daß sie ihre Besprechung in ein kleines Gasthaus verlegten, weil man nur dort ungestört reden konnte. Er bestellte einen halben Liter Wein und bestand darauf, die Rechnung zu übernehmen.
    »Wir werden in Zukunft mehr miteinander zu tun haben, Signor Laurenti«, sagte Rožman. »Die neue Regelung besagt, daß wir bei Verfolgungsjagden bis zu dreißig Kilometer auf fremdes Gebiet vorstoßen dürfen. Natürlich nicht, ohne die Kollegen zu informieren. Bis es alle gefressen haben, wird das nicht immer ohne Reibungsverluste abgehen.«
    »In die Stadtmitte Triests ist es näher, Rožman. Sie wissen selbst, daß Sie dann eigene Boote mitbringen

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