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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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– Polen, Tschechei, Slowakei, Ungarn, Slowenien. Der »Schengen-Rave«, wie es ein Journalist nannte, hatte vor zwei Tagen im Norden begonnen und sollte heute an der südlichsten Grenze enden. Nur die Insel Malta sparten sie sich.
    »Ich dachte, ich schau mal bei Ihnen vorbei, bevor es losgeht. In Rom sind um diese Zeit allerdings längst alle an der Arbeit.« Biason konnte es einfach nicht lassen. »Ihr habt es eben gut hier.«
    Laurenti war völlig anderer Meinung, was die Arbeitsmoral in der Hauptstadt betraf, verbiß sich aber einen Kommentar. »Dann tun Sie mir einen Gefallen«, sagte er, warf den Piccolo auf den Besuchertisch und schaltete die neue Espressomaschine im Vorzimmer ein. »Erheben Sie sich von meinem Stuhl und lesen Sie die Zeitung, bis ich soweit bin. Die Titelseite gehört zur einen Hälfte mir, zur anderen den Feierlichkeiten.«
    Er hatte das Blatt noch im Wagen überflogen. Wie Claudio Magris wurde auch er stets mit einem Jugendfoto abgebildet, während das von Rožman offensichtlich gestern geschossen worden war.
    »Ihre Informationen aus Istrien erhalten Sie von der Oberstaatsanwältin in Pula, nicht wahr?« Der Mann aus dem Innenministerium räumte endlich seinen Platz.
    Laurenti stutzte. »Ihnen entgeht auch gar nichts.«
    »Es steht ja groß und dick in Ihrer Personalakte«, sagte Biason.
    Vor Jahren hatte man versucht, Laurenti Prügel in den Weg zu legen, als er gegen ein paar angesehene, einflußreiche Bürger vorgegangen war. Korruptionsverdacht, hieß es, und dabei war auch sein Verhältnis zu Živa Ravno zur Sprache gekommen, obwohl es längst der Vergangenheit angehörte. Er wurde am Ende rehabilitiert, doch der Aktenvermerk war offensichtlich geblieben, dabei war er nur der ministerialen Anweisung gefolgt, die Zusammenarbeit mit den Kollegen der Nachbarstaaten zu intensivieren. Keiner hatte je gesagt, wie weit das gehen durfte.
    »Nichts geht über gute Informationen.« Laurenti versuchte, die Spitze zu übergehen. »Also, was haben Sie in Sachen Goran Newman entschieden?«
    »Er erhält seine eigene Eskorte, die ihn vom Wagen ins Festzelt begleitet und später wieder zurück. Er kommt mit einem dicken AMG-Mercedes mit fünfhundert Pferden unter der Haube. Sein eigener Leibwächter fährt ihn, der bei den Amerikanern ein spezielles Fahrtraining absolviert hat. Übrigens hat auch Goran Newman eine solche Ausbildung gemacht. Da staunen Sie, was?«
    Dieser Duke war täglich für neue Überraschungen gut.
    »Mehr können wir nicht für seine Sicherheit tun. Da es aber ohnehin vor Scharfschützen wimmelt, gibt es keinen Grund zur Sorge. Haben Sie den Mann denn inzwischen kennengelernt?« fragte Biason.
    »Sehr freundlich und mit einer so sanften Stimme, die kaum zur Höhe seines Kontos paßt. Man traut ihm überhaupt nicht zu, daß er ein skrupelloser Kapitalist ist.«
    »Ach, Laurenti, Sie müssen noch einiges über die Menschen lernen.«
    »Glauben Sie eigentlich, daß Berlusconi auch ein guter Autofahrer ist, Biason?«
     
    *
     
    Der Stau an der Grenze von Kroatien nach Slowenien war lang. Vor dem Übergang Plovanija/Sečovlje nahe der alten Salinen im Golf von Piran kam der Maserati wie alle anderen Fahrzeuge nur im Schrittempo voran.
    »Das ist nun Europa«, sagte Pina. »Rožman hat es gestern genau beschrieben. Auf einmal reden alle von freier Fahrt von Portugal bis ins Baltikum und von Finnland bis Griechenland, aber diese Grenze ist auf einen Schlag doppelt so hoch. Und das vierzig Kilometer vor unserer Haustür. Ob die mich beim nächsten Mal, wenn ich mit dem Fahrrad vorbeikomme, auch so problemlos durchlassen wie früher?«
    »Bei der Reise in die Schweiz«, sagte Sedem, »muß manden Ausweis ja auch noch zeigen, und die Deutschen blockieren aus gutem Grund den Beitritt Liechtensteins. Aber Brüssel macht Druck, die sind dann schneller drin als Kroatien. Korruption ist halt nicht überall das gleiche.«
    »Und dann können endlich alle unkontrolliert ihr Schwarzgeld heimholen. Endlich ist Ruhe, keine Skandale mehr um illegale Parteispenden und auch die anderen Gangster finden ihren Frieden.«
    Nach dem deftigen und schmackhaften Mittagessen bei »Morgan« in Brtonigla, wo Sedem mit offenen Armen empfangen worden war, hatte ihnen der Wirt noch die kleine Landwirtschaft gezeigt. Freilaufendes, in allen Farben schillerndes Geflügel, aber auch Ziegen, Schafe und Schweine. Sedem verhandelte den Preis für ein halbes Schwein nach der nächsten Schlachtung Ende Januar sowie für

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