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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Veranstaltung ausgeschlossen war.
    Endlich sah Dean den silbergrauen AMG-Mercedes mit dem Kennzeichen DUKE1. Unter den Sicherheitsbeamten herrschte Aufregung. Der Großinvestor und seine Begleiterin wurden sofort von Bodyguards in Zivil umringt und eiligen Schritts zum Eingang geleitet. Dean ging zurück zum Parkplatz und beobachtete Edvard, der den Wagen abschloß und sich sogleich in Sichtweite des Haupteingangs begab. An einen Baum gelehnt, betrachtete er den Großbildschirm, der die offizielle Zeremonie ins Freie übertrug. Rotorenlärm kam immer näher und übertönte alle anderen Geräusche. Kurzfristig wurden die sechs Fahrspuren abgesperrt, damit der Hubschrauber landen konnte, um Barroso und Sócrates abzusetzen, die beiden Portugiesen, in deren Amtszeit die Grenzöffnung fiel. Sie kamen direkt vom österreichisch-ungarischen Übergang Hegyeshalom, wo sie am Vormittag schon die Reden gehalten hatten, die sie auch hier sicherlich nur wiederholen würden.
     
    *
     
    Laurenti und Biason hatten während der Ankunft der Gäste an einer Stelle gestanden, von der sie die vorfahrenden Wagen und den Weg bis zum Eingang überblickten. In ihrer Nähe standen die beiden leitenden Kollegen der slowenischen Behörden. Selbstverständlich hatte Laurenti Kommandant Pausin aus der Nachbarstadt Koper gleich Biason vorgestellt,dieser es aber nicht für nötig befunden, ihn im Gegenzug mit seinem Kollegen aus dem Innenministerium in Ljubljana bekannt zu machen, mit dem er vorher noch getuschelt hatte. Streng vertrauliche Informationen vermutlich, die mit einem Klaps auf die Schulter besiegelt wurden. Dann herrschte auf einmal Hochbetrieb im Prominentenauflauf, und Laurenti staunte, als Galvano plötzlich wie vom Himmel gefallen vor ihm stand. Auch das noch! Natürlich hatte er sich nicht um eine Einlaßmöglichkeit für den Alten gekümmert. Seit er am Morgen Biason auf seinem Schreibtischstuhl vorgefunden hatte, war keine Sekunde mehr Ruhe gewesen. Das Telefon klingelte pausenlos, der aktuelle Stand wurde gemeldet, und Biason nervte mit seinen klugscheißerischen Kommentaren. Heute wollte jeder seinen Senf dazugeben, hysterische Kommunikationslust.
    Laurenti schnappte Galvano am Arm und führte ihn zu einer der Hostessen, die er kannte, weil sie mit seiner ältesten Tochter zur Schule gegangen war. Er bat sie, den Alten handschriftlich auf die Liste zu setzen und sagte, er selbst garantiere für ihn.
    »Nicht die Sicherheit ist das Problem«, sagte die junge Frau. »Wir haben keine freien Sitzplätze mehr.«
    »Dann wird er eben stehen«, sagte Laurenti, der aus Erfahrung wußte, daß immer ein paar Plätze frei blieben. Er führte Galvano zur Sicherheitsschleuse und ließ ihn allein.
    »Benimm dich anständig«, rief er dem Alten nach und verzog sich, bevor dieser antworten konnte. Er wollte noch einmal um das Festzelt herumgehen und auch einen Blick auf den VIP-Parkplatz im Niemandsland werfen. Die Chauffeure und Sicherheitsbeamten dort machten den gewohnt gelangweilten Eindruck. Sie standen vor ihren blitzenden Limousinen, unterhielten sich über Pferdestärken und protzten mit früheren fahrerischen Höchstleistungen. Manch einer wienerte mit dem Putzlappen die Kotflügel. Ein Range Rover wardas einzige ungewaschene Fahrzeug auf dem ganzen Platz. An der Kühlerhaube lehnte ein übergewichtiger Mann im dunklen Anzug und rauchte. Der Beschreibung nach hätte es der Typ sein können, den die Videoüberwachung bei Manfredis Wohnklo gezeigt hatte. Laurenti verlangte seine Papiere.
    »Keine Aufregung, Kollege«, sagte der und zupfte das gültige Dokument der slowenischen Geheimpolizei aus seinem Jackett. Laurenti erkannte es auf den ersten Blick.
    »Man weiß nie«, sagte er und gab den Ausweis zurück.
    In den letzten Wochen der Vorbereitungen mußte Laurenti, wie alle Angehörigen der italienischen Sicherheitskräfte, die Dokumente der slowenischen Kollegen studieren, und umgekehrt.
    »Schon in Ordnung«, sagte der Dicke. »Ich bin hier eingeteilt. Nach der Zigarette gehe ich auch rein.«
    So wie es aussah, war alles ruhig, wie es sich für einen Vorweihnachtstag gehörte. Laurenti schlenderte zurück zu Biason. Als Duke und Vera eintrafen, wurden sie sogleich von Personenschützern umringt. Die Fernsehkameras nahmen Duke sofort ins Visier. Es sorgte für Aufsehen, kein anderer Gast der Zeremonie wurde derart bewacht.
    »Da haben wir ihn also in natura«, murmelte Biason. »Mit einer solchen Entourage sieht er wirklich

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