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Die Ruhe Des Staerkeren

Die Ruhe Des Staerkeren

Titel: Die Ruhe Des Staerkeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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suchen Zeugen.«
    »Wofür?«
    »Ein Pitbull streicht in der Gegend herum und fällt Leute an. Er ist gefährlich. Braunweiß gefleckt. Haben Sie etwas gesehen?«
    »Wann?«
    »Am Sonntag und an den Tagen darauf. Aber fangen wir mit dem Sonntag an.«
    Dean schüttelte mißmutig den Kopf. »Ich habe einen feigen Schäferhund, sonst nichts.« Er zeigte auf einen Zwinger, wo aus der Hundehütte der Kopf des Tieres herausschaute. Nicht einmal angeschlagen hatte der Köter, als Rožman auf den Hof fuhr, obwohl zwei unübersehbare Schilder vor scharfen Hunden warnten.
    »Die Zeugenaussagen stimmen darin überein, daß er genau aus dieser Richtung kam.«
    »Ich schau doch nicht den ganzen Tag zum Fenster heraus.«
    »Und im Stall?«
    »Der Stall ist derzeit verpachtet. Irgendwann baue ich ihn aus. Da stehen ein paar Kühe drin. Und Schweine. Sonst nichts.«
    »Und gestern?« Rožman konnte nirgendwo einen Misthaufen entdecken.
    Dean trat einen Schritt zurück und legte demonstrativ die Hand auf die Türklinke. »War ich unterwegs. Wie heute auch. Bin schließlich nicht pensioniert.«
    »Laufen die Geschäfte?«
    »Ich kann nicht klagen, jetzt, wo die Grenze offen ist.« Er schloß die Tür ein Stück weit.
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie sich doch noch an einen Pitbull erinnern! Aber ich komme sowieso wieder vorbei. Die Sache scheint wichtig zu sein. Weisung von oben.« Rožman salutierte und ging zu seinem Wagen. Hinter sich hörte er den Schlüssel im Schloß knirschen. Dann sah er Hufspuren auf der festgefahrenen Erde. Er ging zurück und klopfte wieder.
    »Was ist denn jetzt noch?« Dean hatte auf halber Treppe kehrtgemacht, diesmal steckte er nur den Kopf durch die Tür.
    »Haben Sie Pferde?«
    »Nein. Warum?«
    »Auf dem Hof sind Hufspuren.«
    »Na und? Nicht von mir. Ich bekomme häufig Besuch.«
    »Von Reitern?«
    »Muß wohl so gewesen sein.«
    »Übrigens, dieser Manfredi, der in der Doline auf der anderen Seite der Grenze in einem Wohnwagen hauste und in Triest umgebracht wurde, soll öfter hier in der Gegend gesehen worden sein. Das stand zumindest heute in der Zeitung«, log Rožman. »Sollte Ihnen dazu etwas einfallen, dann melden Sie sich bitte umgehend bei mir.«
    Diesmal drückte Dean die Tür geräuschvoller ins Schloß und drehte den Schlüssel zweimal harsch herum.
     
    Und jetzt, am Morgen, klopfte es schon wieder. Es war noch nicht einmal sieben Uhr, und er hätte sich gerne noch einmal umgedreht. Doch das Pochen an der Tür wollte kein Ende nehmen, obwohl er nicht antwortete. War es etwa wieder dieser Polizei-Kommandant? Diesmal in aller Frühe? Dean fluchte. Er kannte das. Auch sein damaliger Boß, Mervec, vertrat die Theorie, daß man den besten Effekt erzielte, wenn man zur Unzeit auftauchte. Wie oft hatte Dean eine der Einheiten der politischen Polizei bei solchen Einsätzen geleitet und die Leute zu Zeiten aus dem Schlaf gerissen, zu denen sie am wenigsten zurechnungsfähig waren? Dafür konnte er dann am Nachmittag schlafen, die Verhöre führte Mervec meist selbst.
    Dean sprang wütend aus dem Bett und riß das Fenster auf. »Verdammt noch mal«, rief er. »Wenn ich nicht öffne, dann bedeutet das, daß ich nicht gestört werden möchte.« Jetzt erst sah er die weiße Lipizzaner-Stute, deren Atem wie Rauchschwaden in der Dunkelheit verwehte. Sedem schaute zu ihm hinauf.
    »Brauchst du schon wieder Stoff?« fragte Dean barsch. »Du rauchst ziemlich viel in letzter Zeit. Ich habe dir doch erst vorgestern eine schöne Dosis verkauft.«
    »Ich muß mit dir reden«, sagte Sedem mit sanfter Stimme, gegen die Dean nicht anstänkern konnte. »Komm runter.«
    Dean schloß wortlos das Fenster, warf sich einen Morgenmantel über die Schulter, schob ein Buchregal zur Seite und nahm einen Briefumschlag mit hundert Gramm Marihuana aus einem Schließfach.
    »Danke«, sagte Sedem, nachdem er den Stoff eingesteckt hatte. »Ich hab zwar noch genug, aber man weiß ja nie.«
    »Was weiß man nie?«
    »Du hattest zweimal Besuch von der Polizei. So etwas spricht sich schnell rum. Es täte mir leid, wenn sie dich einbuchten würden. Dann müßte ich mir einen neuen Pusher suchen.«
    Dean war verblüfft über das Selbstbewußtsein des Krüppels.
    »Was hast du eigentlich mit den Plakaten gemacht?« fragte Sedem.
    »Sie hängen alle wie verabredet. Warum fragst du?«
    »So, wie ich sie dir gegeben habe?« fragte Sedem. Auf einmal war sein Tonfall messerscharf, und sein Blick flößte Dean Unbehagen ein.
    »Was ist denn

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