Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
Kinnbart.
    Als Nächstes kam Ulf, der Oberstallmeister, der für die Pflege und die Ausbildung der großen Schlachtrösser zuständig war. Er hatte aufmerksame braune Augen, muskulöse Arme und breite Handgelenke. Er trug ein einfaches Lederwams über seinem Wollhemd und den Beinkleidern. Hohe Reitstiefel aus weichem Leder reichten über seine Knie.
    Lady Pauline folgte nach ihm. Schlank, elegant und inzwischen grauhaarig, war sie in ihrer Jugend eine beeindruckende Schönheit gewesen. Doch auch jetzt noch besaß sie genügend Anmut und Grazie, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu lenken. Lady Pauline, die mit dem Titel Lady für ihre Bemühungen um die Außenbeziehungen des Königreichs belohnt worden war, stand dem Diplomatischen Dienst in Redmont vor. Baron Arald schätzte ihre Fähigkeiten sehr und sie war ihm Vertraute und Ratgeberin zugleich. Der Baron sagte oft, dass Mädchen die besten Anwärter für den Diplomatischen Dienst seien. Sie waren feinsinniger als Jungen, die es naturgemäß eher in die Heeresschule zog. Und während Jungen ständig versuchten, auftretende Probleme mit den Fäusten zu lösen, konnte man sich darauf verlassen, dass Mädchen ihren Verstand gebrauchten.
    Es war nur natürlich, dass Nigel, Zunftmeister der Schreiber und Rechtsgelehrten, gleich hinter Lady Pauline hereinkam. Sie hatten Angelegenheiten von beidseitigem Interesse diskutiert, während sie darauf warteten, dass Martin sie hineinrief. Nigel und Lady Pauline waren nicht nur Kollegen, sondern auch enge Freunde. Es waren Nigels gut ausgebildete Schreiber, welche die offiziellen Dokumente und Verlautbarungen verfassten, die dann von Lady Paulines Diplomaten übergeben wurden. Er beriet sie auch oft bei der genauen Wortwahl solcher Schreiben, da er ein weitreichendes Wissen der Rechtsvorschriften hatte. Nigel war ein kleiner, drahtiger Mann mit einem lebendigen, neugierigen Gesicht, das Will an ein Frettchen erinnerte. Sein Haar war glänzend schwarz, sein Gesicht hager und seine dunklen Augen blickten aufmerksam und wissbegierig.
    Meister Chubb, der Küchenvorsteher, kam als Letzter herein. Er war ein dicker Mann mit einem kugelrunden Bauch. Und natürlich trug er eine weiße Küchenschürze und die dazugehörige Mütze. Er war dafür bekannt, jähzornig zu sein, und die Mündel traten ihm stets mit Vorsicht entgegen. Er hatte ein leicht gerötetes Gesicht, feuerrotes Haar und trug, wo immer er auch hinging, stets einen Holzlöffel mit sich. Er war für ihn so etwas wie ein Zunftstab und wurde von ihm nicht selten als Waffe eingesetzt. Oft genug landete er mit einem dröhnenden Schlag auf den Köpfen von achtlosen, vergesslichen oder langsamen Küchenhilfen oder Lehrlingen. Jennifer war die Einzige unter ihnen, für die Chubb so etwas wie ein Held war. Es war ihr sehnlichster Wunsch, für ihn zu arbeiten und von ihm zu lernen, Holzlöffel hin oder her.
    Es gab natürlich auch noch andere Zunftmeister, wie zum Beispiel den Schmied und den Büchsenmacher. Aber nur jene Zunftmeister, die derzeit auch Platz für neue Lehrlinge hatten, waren heute anwesend.
    »Die Zunftmeister sind versammelt, Mylord!«, trompetete Martin. Für ihn schienen Lautstärke und Wichtigkeit der Angelegenheit in einem direkten Verhältnis zu stehen. Wieder verdrehte der Baron die Augen.
    »Das sehe ich«, erwiderte er leise und fügte dann in einem förmlicheren Ton hinzu: »Guten Morgen, Lady Pauline. Guten Morgen, die Herren.«
    Sie erwiderten den Gruß und der Baron drehte sich zu Martin. »Können wir fortfahren?«
    Martin nickte einige Male, blickte auf ein Blatt mit Notizen in seiner Hand und marschierte zur Reihe der Kandidaten.
    »Also, der Baron wartet! Der Baron wartet! Wer tritt vor?«
    Will, der mit gesenktem Blick nervös von einem Fuß auf den anderen trat, hatte mit einem Mal das merkwürdige Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Er blickte hoch und zuckte überrascht zusammen, als er dem schwer zu deutenden Blick von Walt, dem Waldläufer begegnete.
    Will hatte ihn nicht hereinkommen sehen. Der geheimnisvolle Mann musste durch die Seitentür hereingeschlichen sein, während die allgemeine Aufmerksamkeit sich auf die durch den Haupteingang eintretenden Zunftmeister richtete. Jetzt stand er halb verdeckt hinter dem Stuhl des Barons, wie üblich in braune und graue Kleidung und in den langen, gesprenkelten graugrünen Umhang eines Waldläufers gehüllt. Walt war eine einschüchternde Person. Er hatte die Angewohnheit, immer dann

Weitere Kostenlose Bücher