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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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besiegt, obwohl Wills Schnelligkeit und Gelenkigkeit ihm hin und wieder ermöglichten, einen Überraschungsstoß anzubringen und rechtzeitig zu entkommen, bevor Horace ihn erwischte.
    Doch so oft Horace den Kampf mit Fäusten auch gewann, so selten gelang ihm dies bei einem Streit mit Worten. Wills Geist war so beweglich wie der ganze Kerl, und so schaffte es Will fast immer, das letzte Wort zu haben. Und genau darin lag das Problem. Will musste erst noch lernen, dass es nicht immer gut war, das letzte Wort zu behalten.
    Horace beschloss, den momentanen Vorteil auszunutzen.
    »Man braucht Muskeln, um bei der Heeresschule angenommen zu werden, Will. Echte Muskeln«, sagte er und schaute sich Beifall heischend am Tisch um. Die anderen Mündel spürten die Spannung zwischen den beiden Jungen und sahen auf ihre Teller.
    »Ja, besonders zwischen den Ohren«, erwiderte Will und prompt fing Jenny an zu kichern. Horaces Gesicht wurde knallrot und er machte Anstalten, von seinem Platz aufzustehen. Doch Will war schneller und bereits an der Tür, bevor Horace sich erhoben hatte, und so musste er sich damit zufrieden geben, Will eine Beleidigung nachzurufen.
    »So ist es recht! Lauf nur davon, Will Namenlos! Du bist ein Niemand und keiner wird dich als Lehrling haben wollen!«
    Draußen im Vorraum hörte Will die höhnische Bemerkung und spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Es war die Schmähung, die er am meisten hasste, auch wenn er versucht hatte Horace das nie merken zu lassen. Er wusste genau, dass dieser das sonst nur als Waffe gegen ihn einsetzen würde.
    Die Wahrheit war, dass niemand Wills Nachnamen kannte. Niemand wusste, wer seine Eltern waren. Anders als die anderen Mündel seines Jahrgangs, die vor dem Tod ihrer Eltern auf dem Lehnsgut gelebt hatten und deren Familiengeschichte jeder kannte, war Will als Neugeborenes wie aus dem Nichts aufgetaucht. Er war vor fünfzehn Jahren auf der Burgtreppe, in eine Decke gehüllt und in einem Korb liegend, gefunden worden. Ein Zettel steckte an der Decke, auf dem stand:
    Seine Mutter starb im Kindbett.
Sein Vater starb als Held.
Bitte sorgt für ihn. Sein Name ist Will.
    In jenem Jahr hatte es nur ein einziges anderes Mündel gegeben. Alyss’ Vater, ein Leutnant der Reiterei, war in der Schlacht von Hackham gefallen, als Morgaraths Armee geschlagen und zurück in die Berge vertrieben worden war. Alyss’ Mutter traf der Verlust so schwer, dass sie einige Wochen nach der Geburt einem Fieber erlag. Und so war neben Alyss noch genug Platz im Waisenhaus für das unbekannte Kind. Baron Arald war ein freundlicher und großzügiger Mann und hatte Will als Mündel von Burg Redmont anerkannt. Natürlich nahm man allgemein an, dass Wills Vater im Krieg gegen Morgarath gestorben war, und da Baron Arald in diesem Krieg eine führende Rolle übernommen hatte, war es eine Frage der Ehre, das Opfer des unbekannten Vaters auf diese Weise zu ehren.
    So war Will ein Mündel von Burg Redmont geworden. Mit der Zeit waren weitere Mündel hinzugekommen, bis sie zu fünft in ihrem Jahrgang waren. Doch während die anderen Erinnerungen an ihre Eltern hatten oder, wie in Alyss’ Fall, es zumindest Leute gab, die sie gekannt hatten und ihr von ihnen erzählen konnten, wusste Will nichts über seine Herkunft.
    Deshalb hatte er eine Geschichte erfunden, die ihn während seiner ganzen Kindheit gestärkt hatte. Und als die Jahre vergingen und er immer mehr Details hinzufügte, glaubte er sie schließlich selbst.
    Sein Vater, das wusste er, war den Heldentod gestorben. Also entwarf er für sich das Bild eines Helden – eines Ritters in glänzender Rüstung, der gegen die Horden der Wargals kämpfte, sie links und rechts niedermähte, bis er schließlich allein aufgrund der enormen Überzahl der Feinde überwältigt wurde. Will hatte sich den hünenhaften Mann immer wieder in allen Einzelheiten ausgemalt, jedes Detail seiner Rüstung und seiner Waffenausstattung kannte er, aber nie hatte er sich sein Gesicht vorstellen können.
    Als Ritter würde sein Vater von ihm erwarten, dass Will in seine Fußstapfen trat. Deshalb war die Aufnahme in die Heeresschule so wichtig für ihn. Und das war auch der Grund, weshalb er, je unwahrscheinlicher dies wurde, umso verzweifelter an dieser Hoffnung festhielt.
    Er verließ das Waisenhaus und ging in den dunklen Burghof. Die Sonne war längst untergegangen und die Fackeln, die in Halterungen an den Wänden steckten, warfen ein flackerndes Licht. Will zögerte

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